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Pentateuchrezeptionen in Qumran und verwandter Literatur. Zu einem Buch von Sidnie White Crawford


Seiten 366 - 381

DOI https://doi.org/10.13173/zeitaltobiblrech.15.2009.0366




München

1 * Rezensionsartikel zu Sidnie White Crawford, Rewriting Scripture in Second Temple Times, Studies in Dead Sea Scrolls and Related Literature, Grand Rapids/Michigan: Eerdmans, 2008, XII + 160 S.

2 Zum Forschungsstand siehe E. Otto, Pentateuch, RGG4 VI, Tübingen 2003, 1089–1102, sowie ders., Das Gesetz des Mose, Darmstadt 2007.

3 Siehe J. Strugnell, Moses – Pseudepigrapha at Qumran: 4Q375, 4Q376 and Similar Works, in: L. H. Schiffman (Hg.), Archaeology and History in the Dead Sea Scrolls. The New York University Conference in Memory of Yigael Yadin, JSPE. Suppl. 8, Sheffield 1990, 221–256.

4 Siehe E. Tov/S. White (Crawford), Reworked Pentateuch, in: H. Attridge/T. Elgvin (Hg.), Qumran Cave 4.VIII: Parabiblical Texts, Part 1, DJD 13, Oxford 1994, 187–352.

5 Siehe E. Otto, Die Rechtshermeneutik im Pentateuch und in der Tempelrolle, in: R. Achenbach/M. Arneth/E. Otto, Tora in der Hebräischen Bibel. Studien zur Redaktionsgeschichte und synchronen Logik diachroner Transformationen, BZAR 7, Wiesbaden 2007, 72–121.

6 Siehe E. Otto, Mose, der erste Schriftgelehrte. Deuteronomium 1,5 in der Fabel des Pentateuch, in: D. Böhler u. a. (Hg.), L'Ecrit et l'Esprit. Etudes d'histoire du texte et de théologie bibliques. FS A. Schenker, OBO 214, Fribourg/Göttingen 2005, 273–284; J.-L. Ska, Le début et la fin du Deutéronome (Dt 1:5 et 31:1), in: A. Rofé u. a. (Hg.), Text-Criticism and Beyond. In memoriam of Isac Leo Seeligmann, Textus 23, Jerusalem 2007, 81–96.

7 Siehe E. Otto, Die Rechtshermeneutik der Tempelrolle (11QTa), ZAR 13, 2007, 159–175, sowie jetzt auch S. Paganini, „Nicht darfst du zu diesen Wörtern etwas hinzufügen“. Die Rezeption des Deuteronomiums in der Tempelrolle: Sprache, Autoren und Hermeneutik, BZAR 11, Wiesbaden 2009.

8 Siehe dazu G. J. Brooke, The Rewritten Law, Prophets and Psalms. Issues for Understanding the Text of the Bible, in: E. D. Herbert/E. Tov (Hg.), The Bible as Book. The Hebrew Bible and the Judean Desert Discoveries, London 2002, 31–40; ders., Rewritten Bible, in: EDSS II, 777–781.

9 Siehe oben Anm. 3.

10 Siehe dazu E. Otto, Deuteronomiumstudien I. Die Literaturgeschichte von Deuteronomium 1–3, ZAR 14, 2008, 86–236; Vgl. auch R. Achenbach, Die Vollendung der Tora. Studien zur Redaktionsgeschichte des Numeribuches im Kontext von Hexateuch und Pentateuch, BZAR 3, Wiesbaden 2003, 247ff.

11 Das gilt insbesondere auch für die TR; siehe dazu im Folgenden.

12 Siehe J. C. Greenfield/E. Stone/E. Eshel, The Aramaic Levi Document. Edition, Translation, Commentary, SVTP 19, Leiden 2004; siehe dazu E. Otto, Neue Literatur zur biblischen Rechtsgeschichte, ZAR 12, 2006, (72–106) 100–102.

13 Will man die Konzeption von Jub und TR miteinander vergleichen, so ist es von großer Bedeutung, dass die TR in der hinteren Sinaiperikope in Ex 34 nach Ex 32–33 verortet wurde, Jub in der vorderen Sinaiperikope nach Ex 24,12–18.

14 Siehe oben Anm. 5.

15 Insofern wird man in den Autoren des Jub levitische Dissidenten sehen; siehe dazu E. Otto, Die Geschichte der spätbiblischen und frühjüdischen Schriftgelehrsamkeit, in: ders., Altorientalische und biblische Rechtsgeschichte. Gesammelte Studien, BZAR 8, Wiesbaden 2008, (564–602) 584ff.

16 Siehe E. Otto, Ersetzen oder Ergänzen von Gesetzen in der Rechtshermeneutik des Pentateuch. Zu einem Buch von Jeffrey Stackert, ZAR 14, 2008, 434–442.

17 Siehe E. Otto, The Pre-exilic Deuteronomy as a Revision of the Covenant Code, in: ders., Kontinuum und Proprium. Studien zur Sozial- und Rechtsgeschichte im Alten Orient und im Alten Testament, Orientalia Biblica et Christiana 8, Wiesbaden 1996, 112–122; ders., Das Deuteronomium. Politische Theologie und Rechtsreform in Juda und Assyrien, BZAW 284, Berlin/New York 1999, 217–338 (mit den Nachweisen im Detail); ders., Rechtshermeneutik in der Hebräischen Bibel. Die innerbiblischen Ursprünge halachischer Bibelauslegung, in: ders., Altorientalische und biblische Rechtsgeschichte. Gesammelte Studien, BZAR 8, Wiesbaden 2008, 464–485, und ders., Biblische Rechtsgeschichte als Fortschreibungsgeschichte. Eine kritische Diskussion mit B. M. Levinson, a. a. O., 496–507, sowie H. Najman, The Development of Mosaic Discourse in Second Temple Judaism, JSJ Suppl. 77, Leiden/Boston 2003.

18 Siehe L. H. Schiffman, The Deuteronomic Paraphrase of the Temple Scroll, RevQ 15, 1991/92, 543–567.

19 Siehe M. O. Wise, A Critical Study of the Temple Scroll from Qumran Cave 11, SAOC 49, Chicago 1990, 110.

20 Siehe oben Anm. 6. Siehe auch bereits M. Zahn, Schneiderei oder Weberei? Zum Verständnis der Diachronie der Tempelrolle, RdQ 77, 2001, 255–286.

21 Siehe B. Z. Wacholder, The Dawn of Qumran. The Sectarian Torah and the Teacher of Righteousness, HUCM 8, Cincinnati 1983.

22 Damit ist allerdings die Funktion des Deuteronomiums als Teil des Pentateuch kaum ausreichend beschrieben. Vielmehr ist es mosaische Auslegung der Sinaitora für das Leben im Verheißenen Land; siehe oben Anm. 4 und 5.

23 Die These eines äquivalenten Nebeneinanders von Pentateuch und TR umgeht die Problematik von Thesen paradoxer Rezeption, wie sie u. a. von M. Zahn, New Voices, Ancient Words: The Temple Scroll's Reuse of the Bible, in: J. Day (Hg.), Temple and Worship in Biblical Israel, LHB/OTS 422, London/New York 2005, (435–458) 452 formuliert worden ist: „Yet paradoxically, the Scroll draws all its authority from its competitor“; ähnlich M. Segal, Between Bible and Rewritten Bible, in: M. Henze (Hg.), Biblical Interpretation at Qumran, Studies in the Dead Sea Scrolls and Related Literature, Grand Rapids/Michigan 2005, (10–28) 27, der dies so beschrieben hat: „The sense of the earlier, authoritative text automatically ascribes that authority to the new composition that contains the source“. Hier wird deutlich, dass eine Verhältnisbestimmung zwischen Pentateuch und TR in Paradoxien führt, wenn die rechtshermeneutische Relationierung außer Acht gelassen wird.

24 Siehe E. Otto, Das Deuteronomium in Pentateuch und Hexateuch. Studien zur Redaktionsgeschichte von Pentateuch und Hexateuch im Lichte des Deuteronomiumrahmens, FAT 30, Tübingen 2000, 111ff.

25 Zum Folgenden siehe die oben in Anm. 6 angegebene Literatur.

26 Der Autor zitiert hier Num 35,34. Auch dort ist das Partizip futurisch zu übersetzen, da es um eine Bestimmung geht, die nach dem Durchzug durch den Jordan Gültigkeit haben soll (Num 35,10). Doch ist die Perspektive der Tempelrolle eine andere. Für Num 35,34 wird JHWH nach dem Durchzug weiterhin inmitten seines Volkes sein, für die Tempelrolle erst, wenn der eschatologische Tempel errichtet sein wird. Mit Num 35,34 zitiert die Tempelrolle und transformiert in die 1. Pers. göttlicher Rede einen zentralen Satz der postpentateuchredaktionellen Erweiterung des Numeribuches, der markiert, „worum es in der Umordnung der Institutionen gegangen ist: um die Heiligkeit Israels und des Landes unter den Anspruch des einen Gottes in dem einen Heiligtum Jerusalem“; siehe R. Achenbach, Die Vollendung der Tora. Studien zur Redaktionsgeschichte des Numeribuches im Kontext von Hexateuch und Pentateuch, BZAR 3, Wiesbaden 2003, 600.

27 Neben der 2. Pers. Plural ist auch die 2. Pers. Singular mit Suffix der 3. Pers. Plural möglich. Eine Heiligung des Volkes durch den angeredeten Mose hat keinen Anhalt an der Konzeption der Tempelrolle. Hier wird auf Lev 11,34f. Bezug genommen, wo ein „heiligt euch“ steht; siehe dazu E. Jucci, Ordine sacro e Legge nel Rotolo del Temio, Sapienza e Tora 1987, (243–263) 252 Anm. 54.

28 Siehe oben Anm. 5.

29 Im Gegensatz zu 4QMMT wird in der TR nicht die sog. „Zitationsformel“ ktb verwendet, die in 4QMMT der Kennzeichnung paraphrasierender Auslegung von pentateuchischen Texten dient (siehe dazu E. Qimron/J. Strugnell, Qumran Cave 4, V: Miqṣat Ma'aśe Ha-Tora [DJD 10], Oxford 1994, 140f.; M. J. Bernstein, The Employment and Interpretation of Scripture in 4QMMT. Preliminary Observations, in: J. Kampen/M. J. Bernstein [Hg.], Reading 4QMMT. New Perspectives on Qumran Law and History, SBL. SympS 2, Atlanta 1996, [29–51], 39f.), da Gott selbst sich nicht auf einen von Mose verschrifteten Text beziehen kann, so dass in der Tempelrolle im Gegensatz zum Jubiläenbuch konsequent auch auf das Verschriftungsmotiv verzichtet wird. Es geht also nicht nur darum, Mose der Autorität der Tora unterzuordnen, wie H. Najman (Seconding Sinai [JSJ.S 77], 67f.) meint. Vielmehr ist eine Abhängigkeit Gottes von der mosaisch verschrifteten Tora für die Autoren der Tempelrolle unmöglich. Andere Autoren von Qumran-Fragmenten haben die Differenzen zwischen den Worten Gottes in Ex bis Num und Dtn, die in der Rechtshermeneutik des Pentateuch verankert sind, zu glätten gesucht, da sie ihnen die Autorität des Mose zu gefährden schienen. In Dtn 1,6f.42; 2,2–6.9.18f.24f.31; 3,26–28; 5,18–31 und 18,17–20 enthält das Deuteronomium mosaische Worte, die kein Pendant in göttlicher Rede haben, so dass Moses Rolle als Ausleger der göttlichen Worte in Gefahr geriet. Deshalb integrierten die Autoren von 4Q158 („reworked pentateuch“) Dtn 5,28f.(25f.) mit Dtn 18,18f. in 4Q158, 6, 1–9 in den Zusammenhang der Sinaioffenbarung nach Ex 20,19–22 als Worte JHWHs. Eben diese Tendenz der Harmonisierung verfolgen auch die Schreiber des Sam Pentateuch. Die Rückverlagerung von mosaischen Worten in den Mund Gottes dient aber diametral entgegengesetzten Zielen.

30 Siehe dazu G. Boccaccini, Beyond the Essene Hypothesis: The parting of the Ways between Qumran and Enochic Judaism, Grand Rapids 1998; ders., Roots of Rabbinic Judaism. An Intellectual History from Ezekiel to Daniel, Grand Rapids 2002. Siehe dazu E. Otto, Geschichte der spätbiblischen und frühjüdischen Schriftgelehrsamkeit (BZAR 8), 564–575, sowie meine Rezension von G. Boccaccini, Roots of Rabbinic Judaism (2002) in ZAR 10, 2004, 371–374.

31 Siehe dazu E. Otto, Geschichte der spätbiblischen und frühjüdischen Schriftgelehrsamkeit (BZAR 8), 575–602, mit weiterer Literatur; ders., Jüdische Sekten als Familienunternehmen. Zur Frage der Ursprünge des rabbinischen Judentums, a. a. O., 603–618.

32 Zu den exegetischen Methoden dieser Literatur siehe M. J. Bernstein/S. A. Koyfman, The Interpretation of Biblical Law in the Dead Sea Scrolls: Forms and Methods, in: M. Henze (Hg.), Biblical Interpretation at Qumran, Studies in the Dead Sea Scrolls and Related Literature, Grand Rapids/Michigan 2005, 61–87. Siehe dazu meine Rezension in ZAR 13, 2007, 432–436.

33 Siehe dazu E. Otto, Scribal Scholarship in the Formation of Torah and Prophets: A Postexilic Scribal Debate between Priestly Scholarship and Literary Prophecy – The Example of the Book of Jeremiah and Its Relation to the Pentateuch, in: G. Knoppers/B. M. Levinson (Hg.), Pentateuch as Torah. New Models for Understanding Its Promulgation and Acceptance, Winona Lake 2007, 171–184.

34 Siehe E. Otto, Jeremia und die Tora. Ein nachexilischer Diskurs, in: R. Achenbach/M. Arneth/E. Otto, Tora in der Hebräischen Bibel. Studien zur Redaktionsgeschichte und synchronen Logik diachroner Transformationen, BZAR 7, Wiesbaden 2007, 134–182.

35 Siehe D. K. Falk, The Parabiblical Texts. Strategies for Extending the Scriptures Among the Dead Sea Scrolls, LSTS 63, London 2007, 125. Anders G. J. Brooke, Some Remarks on 4Q252 and the Text of Genesis, Textus 19, 1998, (1–25) 25, der hier eher die Texttradition der hebräischen Vorlage der Septuaginta in Anschlag bringen will.

36 Siehe dazu u. a. R. G. Kratz, Innerbiblische Exegese und Redaktionsgeschichte im Lichte empirischer Evidenz, in: ders., Das Judentum im Zeitalter des Zweiten Tempels, FAT 42, Tübingen 2004, (126–156) 128ff.; T. H. Lim, Biblical Quotations in the Pesharim and the Text of the Bible. Methodological Considerations, in: E. D. Herbert/E. Tov (Hg.), The Bible as Book. The Hebrew Bible and the Judean Desert Discoveries, Oak Knoll 2002, 71–79; ders., Pesharim, Companion to the Qumran Scrolls 3, London 2002.

37 Siehe dazu oben Anm. 4.

38 Siehe dazu oben Anm. 30.

39 Das aber setzt voraus, dass der hermeneutische Unbedacht mechanischer Handhabung von Intertextualität in Thesen „innerbiblischer Exegese“, die gerade in der Analyse von Gesetzeskorpora von Bundesbuch, Deuteronomium, Heiligkeitsgesetz und der Dekaloge beobachtbar ist, vermieden wird. Statt einer Reflexion auf das komplexe Verhältnis der Rechtskorpora innerhalb einer Rechtshermeneutik des Pentateuch werden simple Thesen wie die eines innerbiblischen „recycling“ von Texten ohne Rücksicht auf die Tatsache, dass wir alle diese Texte im biblischen Pentateuch als Texttraditionen haben, vertreten; siehe dazu oben Anm. 15. Dann allerdings gibt es keine Brücke zur Methodik und Hermeneutik außerbiblischer Pentateuchrezeption, die u. a. von H. Najman, The Development (JSJ Suppl. 77), aufgezeigt wurde und zu Recht B. M. Levinsons Methodik der Beschreibung der Textrezeptionen zurückweist; siehe oben Anm. 15.16.

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