Weiter zum Inhalt

Jenseits der These einer einheitlichen Rechtskultur eines „common law“ im Alten Orient. Zu einem Buch von Samuel A. Jackson


Seiten 333 - 343

DOI https://doi.org/10.13173/zeitaltobiblrech.15.2009.0333




München

1 * Rezensionsartikel zu Samuel A. Jackson, A Comparison of Ancient Near Eastern Law Collections Prior to the First Millennium BC, Gorgias Dissertations 35. Near Eastern Studies 10, Gorgias Press, Piscataway N. J. 2008, XI + 283 S.

2 Siehe R. Westbrook, Biblical and Cuneiform Law, RB 92, 1985, 247–264; ders., Studies in Biblical and Cuneiform Law, CRB 26, Paris 1988; ders., A History of Ancient Near Eastern Law I, HdO 72/1, Leiden/Boston 2003, 1–93; cf. dazu E. Otto, Altorientalische und Biblische Rechtsgeschichte, BZAR 8, Wiesbaden 2008, 56–82.185–191; 486–495; B. S. Jackson, Wisdom Laws. A Study of the Mishpatim of Exodus 21:1–22:16, Oxford 2006, 10–16.

3 Siehe M. Malul, The Comparative Method in Ancient Near Eastern and Biblical Legal Studies, AOAT 227, Kevelaer/Neukirchen-Vluyn 1990.

4 Siehe D. P. Wright, The Laws of Hammurabi as a Source for the Covenant Collection (Exodus 20:23–23:19), Maarav 10, 2003, 11–87; ders., The Compositional Logic of the Goring Ox and Negligence Laws in the Covenant Collection (Ex 21:28–36), ZAR 10, 2004, 93–142; ders., The Laws of Hammurabi and the Covenant Code: A Response to Bruce Wells, Maarav 13, 2006, 211–260.

5 D. P. Wright musste dazu noch das Prinzip palindromischer Anordnung im Bundesbuch in Frage stellen, da die Ordnung der Gesetze im Bundesbuch sich aus Gesichtspunkten der Revision des „Kodex“ Hammurapi ergeben soll. Siehe dagegen die folgende Anm.

6 Siehe B. Wells, The Covenant Code and Near Eastern Legal Traditions: A Response to David P. Wright, Maarav 13, 2006, 85–118.

7 Siehe M. Greenberg, Some Postulates of Biblical Criminal Law, in: F. E. Greenspahn (Hg.), Essential Papers on Israel and the Ancient Near East, New York 1991, 333–352.

8 Siehe S. Talmon, The „Comparative Method“ in Biblical Interpretation. Principles and Problems, VT.S 29, Berlin/New York 1977, (320–356) 351f.

9 Allerdings sei auf das Problem hingewiesen, wieweit es zu methodisch gesicherten Ergebnissen führen kann, vermeintliche Lücken unserer Kenntnisse des judäischen Rechts, das aufgrund des verwendeten Schreibmaterials keine Rechtsurkunden hinterlassen hat, mit Hilfe babylonischer Urkunden aufzufüllen und von daher sich die Entscheidung literarischer Fragen des biblischen Textes vorgeben zu lassen; siehe dazu E. Otto, Rechtsgeschichte (BZAR 8), 486–495. Gänzlich sollte man also S. Talmons Einwurf nicht beiseite schieben. Man wird dem Verf. darin Recht geben, dass „the emphasis on comparing texts of the same genre can lead to scholars forcing texts into a generic mould, so that they can be compared“ tatsächlich eine Gefahr ist, die zu literatur- und rechtshistorischen Fehlurteilen führen kann, so wenn das kasuistische Recht des Bundesbuches in Analogie zum altbabylonischen Recht als „Königsinschrift“ interpretiert wird; siehe dazu E. Otto, Das Recht der Hebräischen Bibel im Kontext der antiken Rechtsgeschichte, ThR 71, 2006, (389–421) 404–407.

10 Zu den hethitischen LÚ.MEŠSAG-Texten cf. F. Starke, Zur „Regierung“ des hethitischen Staates, ZAR 2, 1996, 140–182.

11 Siehe E. Otto, Rechtsgeschichte der Redaktionen im Kodex Ešnunna und im „Bundesbuch“. Eine redaktionsgeschichtliche und rechtsvergleichende Studie zu altbabylonischen und altisraelitischen Rechtsüberlieferungen, OBO 85, Fribourg/Göttingen 1989. Tatsächlich wird man nicht über unterschiedliche Funktionen von Rechtssätzen aufgrund unterschiedlicher Formulierung spekulieren wollen (cf. R. Yaron, The Laws of Eshnunna, Jerusalem/Leiden 21988, 103–110), ohne nicht zuvor sich die Frage nach den Redaktionsstrukturen gestellt zu haben; siehe E. Otto, Rezension von R. Yaron, The Laws of Eshnunna, VT 40, 1990, 361–369. Dass der Gattungswechsel innerhalb einer Rechtssammlung strukturierende Funktion hat, ist unübersehbar; siehe dazu für das biblische Recht E.-A. Lee, Forschungsgeschichte der Diskussion um das apodiktische Recht, Diss. theol. Ludwig-Maximilians-Universität München 2003.

12 Siehe E. Otto, Die Rechtsgeschichte der Mittelassyrischen Gesetze (KAV 1), in: ders., Rechtsgeschichte (BZAR 8), 192–309. Zu den GH cf. auch J. Fleishman, Legal Continuity and Reform in Codex Hammurabi Paragraphs 168–169, ZAR 5, 1999, 54–65.

13 Siehe dazu J. Renger, Noch einmal: Was war der „Kodex“ Hammurapi – ein erlassenes Gesetz oder ein Rechtsbuch?, in: H.-J. Gehrke (Hg.), Rechtskodifizierung und soziale Normen im interkulturellen Vergleich, ScriptOralia 66, Tübingen 1994, 27–60.

14 Es ist angesichts der Fülle der ausgebreiteten Positionen in der Literatur des Verf. bedauerlich, dass er die Studien von H. Neumann (Münster) übersehen hat; siehe Anm. 21 sowie zusammenfassend H. Neumann, Recht im antiken Mesopotamien, in: U. Manthe (Hg.), Die Rechtskulturen der Antike. Vom alten Orient bis zum Römischen Reich, München 2003, 55–122.

15 Siehe M. Roth, Law Collections from Mesopotamia and Asia Minor, SBL Writings from the Ancient World 6, Atlanta 1995, 7; id., Reading Mesopotamian Law Cases: PBS 5 100: A Question of Filiation, JESHO 44, 2001, 243–291.

16 Siehe oben Anm. 10.

17 Siehe oben Anm. 11.

18 Siehe S. L. Lippert, Ein demotisches juristisches Lehrbuch. Untersuchungen zu Papyrus Berlin P 23757 rto, ÄA 66, Wiesbaden 2004.

19 Siehe E. Otto, Die Rechtshermeneutik des Pentateuch und die achämenidische Rechtsideologie in ihren altorientalischen Kontexten, in: M. Witte/M. Th. Fögen (Hg.), Kodifizierung und Legitimierung des Rechts in der Antike und im Alten Orient, BZAR 5, Wiesbaden 2005, 71–116.

20 Siehe u. a. J. J. Finkelstein, Ammisaduqa's Edict and the Babylonian „Law Codes“, JCS 15, 1961, 91–104; M. Roth, Mesopotamian Legal Traditions and the Laws of Hammurabi, Chicago-Kent Law Review 70, 1995, (13–39) 17; B. Kienast, Die Altorientalischen Codices zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit, in: H. J. Gehrke (Hg.), Rechtskodifizierung (ScriptOralia 66), 13–26; ders., Mündlichkeit und Schriftlichkeit im keilschriftlichen Rechtswesen, ZAR 2, 1996, 114–130.

21 So F. R. Kraus, Ein zentrales Problem des altmesopotamischen Rechts: Was ist der Codex Hammurapi?, Genava 8, 1960, 283–296. B. Kienast, Mündlichkeit (ZAR 2), 129, hat diese Verbindung der Rechtssätze mit der Omenliteratur als „schwer nachvollziehbar“ bezeichnet. Diese Form wissenschaftlicher Literatur ist in der Zeit des Hammurapi im Entstehen und die kasuisitische Darstellungsform kein Spezifikum der Omen; siehe M. Roth, Legal Traditions (Chicago-Kent Law Review 70), 18f.

22 Siehe dazu H. Neumann, Prozeßführung im Edubba'a. Zu einigen Aspekten der Aneignung juristischer Kenntnisse im Rahmen des Curriculums babylonischer Schreiberausbildung, ZAR 10, 2004, 71–92.

23 Der Verf. gesteht ausdrücklich zu, dass er die Thesen einer redaktionellen Verbindung von Rahmen und Korpus in den GH nicht notwendigerweise ablehnen will, aber „this writer does not feel it necessary to have a form of the laws divorced from their prologue and epilogue for them to have been intended to play a role in the legal life of Mesopotamia“ (S. 91). Hier wäre zunächst eine genaue Analyse des Rahmenteils und seiner Rechtsfunktion zu erwarten.

24 Siehe E. Dombradi, Die Darstellung des Rechtsaustrags in den altbabylonischen Prozeßurkunden, FAOS 20, Stuttgart 1996; cf. auch E. Otto, Das keilschriftliche Prozeßrecht in Babylonien und Assyrien, in: ders., Rechtsgeschichte (BZAR 8), 310–329.

25 Siehe bereits G. R. Driver/J. C. Miles, The Assyrian Laws, Oxford 1935, 14: MAL „presupposes the pre-existing law and proceeds to alter it“; cf. auch oben Anm. 11.

26 Siehe oben Anm. 19.

27 Siehe dazu M. Roth, The Scholastic Exercise ‚Laws about Rented Oxen', JCS 32/33 1980, 127–146.

28 Siehe M. Roth, Law Collections (Atlanta 1995), 40.

29 Siehe E. Otto, Körperverletzungen in den Keilschriftrechten und im Alten Testament. Studien zum Rechtstransfer im Alten Orient, AOAT 226, Kevelaer/Neukirchen-Vluyn 1991, 26–78.

30 Siehe R. Westbrook, What is the Covenant Code?, in: B. M. Levinson (Hg.), Theory and Method in Biblical and Cuneiform Law. Revision, Interpolation and Development, JSOT.S 181, Sheffield 1994, 15–36.

31 Siehe E. Otto, Körperverletzungen in den Keilschriftrechten (AOAT 226), 25–117.

32 Siehe auch J. Fleishman, Reform (ZAR 5), 54–65; ferner R. Yaron, „Enquire now about Hammurabi, Ruler of Babylon“, TvR 59, 1991, 226–238; E. Otto, Kontinuum und Proprium. Studien zur Sozial- und Rechtsgeschichte des Alten Orients und des Alten Testaments, OBC 8, Wiesbaden 1996, 224–245.

33 Siehe J. Assman, Zur Verschriftung rechtlicher und sozialer Normen im Alten Ägypten, in: H.-J. Gehrke (Hg.), Rechtskodifizierung (ScriptOralia 66), 61–86.

34 Siehe M. A. Dandamaev/V. G. Lukonin, The Culture and Social Institutions of Ancient Iran, Cambridge 1989, 116–130. Siehe auch oben Anm. 18.

35 Siehe E. Otto, Herrscherlegitimation und Rechtskodifizierung in altorientalischer und biblischer Rechtsgeschichte, in: ders., Rechtsgeschichte (BZAR 8), 154–183.

36 In Ägypten übernehmen Weisheitslehren diese Funktion. Erst im 1. Jt. ist nicht zuletzt aufgrund der Schwächung des Königtums mit demotischen juristischen Lehrbüchern wie Papyrus Berlin P 23757 (rct) zu rechnen; siehe oben Anm. 17.

37 Der Verf. formuliert das Gegenprogramm zu dem von A. Fitzpatrick-McKinley, The Transformation of Torah from Scribal Advice to Law, JSOT.S 287, Sheffield 1999, die einen Einfluss der Gesellschaftsgeschichte auf die Literaturgeschichte der biblischen Rechtssammlungen ablehnt und mit einer Form von Eigenlogik der Entwicklung in diesen Sammlungen von Weisheits- zu Rechtssätzen rechnet; siehe dazu die Rezension in ZAR 5, 1999, 310–318.

Empfehlen


Export Citation