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Politische Theologie in Assyrien und Juda. Zu einem Buch von Steven W. Holloway


Pages 304 - 311

DOI https://doi.org/10.13173/zeitaltobiblrech.11.2005.0304




München

Prof. Dr. Eckart Otto, Institut für Alttestamentliche Theologie, Evangelisch-Theologische Fakultät, Ludwig-Maximilians-Universität München, Schellingstr. 3/IV VG, D-80799 München (e-mail: eckart.otto@lrz.uni-muenchen.de)

1 Rezensionsartikel zu Steven W. Holloway, Aššur is King! Aššur is King! Religion in the Exercise of Power in the Neo-Assyrian Empire (Culture and History of the Ancient Near East 10, Leiden/Boston: E.J. Brill 2002, XIV. + 559 S. + 4 Kartentafeln und 27 Abbildungstafeln).

2 Cf. A.T.E. Olmstead, History of Assyria, New York/London 1923, 198.

3 B. Landsberger, in: H. Kraeling/R.M. Adams (Hg.), City Invincible. A Symposium on Urbanization and Cultural Development in the Ancient Near East, Chicago 1960, 177.

4 J.M. McKay, Religion in Judah under the Assyrians 732–609 B.C., SBT 26, London 1973.

5 M. Cogan, Imperialism and Religion: Assyria, Judah and Israel in the Eighth and Seventh Centuries B.C.E., SBL.MS 19, Missoula 1974. Siehe auch die Zurückweisung der Thesen von H. Spiekermanns Dissertation in M. Cogan, Judah under Assyrian Hegemony: A Re-Examination of Imperialism and Religion, JBL 112, 1993, 403–414.

6 M. Cogan, Imperialism and Religion, 55.

7 Bekanntlich war die Haltung Sanheribs und Asarhaddons in bezug auf das Mardukheiligtum Esagila in Babylon extrem gegensätzlich; siehe dazu im folgenden. Der Verf. will nach der dahinterstehenden religionspolitischen Logik fragen.

8 H. Spieckermann, Juda unter Assur in der Sargonidenzeit, FRLANT 129, Göttingen 1982.

9 Das Problem von H. Spieckermanns Analyse der Reformberichte des 2. Königbuches ist nicht deren literarkritische Komplexität, die der literaturhistorischen Komplexität der Texte, insbesondere von 2 Könige 22–23, entspricht, sondern das grammatische Mißverstehen der we-qatal-Formen als Aramaismen parallel zu waj-jiqtol-Formen; siehe dagegen K. Koch, Gefüge und Herkunft des Berichts über die Kultreformen des Königs Josia. Zugleich ein Beitrag zur Bestimmung hebräischer „Tempora“, in: J. Hausmann/H.-J. Zobel (Hg.), Alttestamentlicher Glaube und Biblische Theologie. FS H.D. Preuß, Stuttgart 1992, 80–92. H. Spieckermann hat sich zurecht davon gelöst, in den we-qatal-Formen ein literarkritisches Kriterium zu finden, die kompositorische Funktion der Formen im Text aufgrund seiner literarkritischen Analyse aber nicht erkannt. Zur literarischen Komposition von 2 Kön 23 cf. als weiterführend M. Arneth, Die antiassyrische Reform Josias von Juda. Überlegungen zur Komposition und Intention von 2 Reg 23,4–15, ZAR 7, 2001, 189–216. Zum Diskussionsstand zur Josiareform siehe auch E. Otto, Josia/Josiareform, RGG4 IV, Tübingen 2001, 587–589mit weiterer Literatur.

10 Daß das einseitige Bild eines gewalttätigen assyrischen Religionsimperialismus, das H. Spiekkermann an Vorgaben seines Lehrers L. Perlitt (Bundestheologie im Alten Testament, WMANT 36, Neukirchen-Vluyn 169, 277 u.ö.) orientiert, zu einfach ist, zeigt das Detail der Textinterpretation. Zwar konnten mit der Deportation von Götterstatuen wie im Falle von Gaza besondere Zwangs- und Strafmaßnahmen auch religiöser Art ergriffen werden, doch spricht nichts dafür, daß mit der Deportation von Götterstatuen und der Aufrichtung einer Königsstandarte die zwangsweise Einführung der Verehrung assyrischen Götter verboten war. So muß H. Spieckermann (a.a.O., 352) diese Annahme als „Gedanken […], der stillschweigend mitgedacht werden muß“, deklarieren. W. Mayer (Politik und Kriegskunst der Assyrer, ALAM 9, Münster 1995, 480) stellt dazu fest, daß „den Völkern des Alten Vorderasiens der Gedanke, einem Unterworfenen den eigenen Gott und die eigene Religion zu oktroyieren, völlig fremd“ gewesen sei. Siehe dazu auch E. Otto, Die Ursprünge der Bundestheologie im Alten Testament und im Alten Orient, ZAR 4, 1998, (1–84) 28f. Vor allem aber, und darauf will der Verf. mit der hier anfzuzeigenden Studie abheben, wird diese Fassung der These des assyrischen Religionsimperialismus nicht der positiven Haltung der Assyrer zu Fremdkulten wie dem Marduks zur Zeit Asarhaddons gerecht. In diesem Sinne begreift der Verf. die Studie von B. Porten (Images, Power, and Politics: Figurative Aspects of Esarhaddon's Babylonian Policy, MAPS 208, Philadelphia 1993) eine wichtige Vorläuferstudie zu seiner eigenen, die sich nun auf das gesamte neuassyrische Großreich bezieht.

11 Man wird in Rechnung stellen, daß durch die Publikation einer Fülle neuen Materials in den letzten Jahren, insbesondere in den Bänden des State Archive of Assyria eine kritische Analyse wie die des Verf. überhaupt erst möglich geworden ist, so daß Studien, die vor 1990ff erschienen sind, heute als antiquiert zu bezeichnen sind. Auch ist in den letzten zwanzig Jahren die Autoren-Adressatenrelation in den neuassyrischen Texten stärker in den Vordergrund getreten und damit auch der ideologische Charakter der assyrischen Quellen einem allgemeinen Trend in der Geschichtswissenschaft folgend deutlicher erkannt worden. Damit verbunden werden die rhetorischen Stilmittel, die dem propagandistischen Zweck dienten, stärker zum Thema auch in der Analyse assyrischer Texte, wobei sich ein interessantes Interaktionsfeld von Keilschriftkunde und Bibelwissenschaft ergibt; cf. H.U. Steymans, Die neuassyrische Vertragsrhetorik der „Vassal Treaties of Esarhaddon“ und das Deuteronomium, in: G. Braulik (Hg.), Das Deuteronomium, ÖBS 23, Frankfurt/Main 2003, 89–152, der in diesem Kontext (a.a.O., 97–105) Thesen (T. Veijola) überzeugend zurückweist, die einen literarischen Zusammenhang zwischen Teilen des Deuteronomiums und dem Loyalitätseid Asarhaddons infrage stellen wollen. Siehe dazu auch im folgenden.

12 Die Installation von Königsstatuen, so in Gaza, sollte der „Erinnerung“ an die assyrische Oberhoheit dienen. Zweifelhaft sei, ob das im Zusammenhang mit Gaza errichtete Bildnis des assyrischen Staatspantheons gesondertes Kultobjekt war, oder der Autor der Königsinschriften in der Beschreibung der Königsstatue übertrieben habe.

13 Siehe dazu auch E. Otto, Zwischen Strafvernichtung und Toleranz. Kulturgeschichtliche Aspekte im Umgang des neu-assyrischen Reiches mit dem besiegten Feind, in: O. Kraus (Hg.), „Vae Victis“. Über den Umgang mit Besiegten. Referate gehalten auf der Tagung der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften Hamburg am 31. Oktober und 1. November 1997, Veröffentlichungen der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften 86, Göttingen 1998, 9–44.

14 Siehe M. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der Verstehenden Soziologie, Tübingen 51980, 580–624 sowie ders., Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Nachlaß, Max Weber Gesamtausgabe I/22–1, hg. von W.J. Mommsen, Tübingen 2001, 327.

15 Dem weniger geduldigen Leser sei dieses Kapitel 4 „Analysis of the Exercise of Empire: The Origins of Assyrian Imperialism and Regional Strategies“ auch als Einstieg in die Monographie empfohlen.

16 Entsprechende genaue Kenntnis der assyrischen Verhältnisse einschließlich der religiösen ist auch von den westsemitischen Herrschern und ihren Führungseliten zu erwarten, was auch für Israel und Juda gilt; siehe dazu im folgenden.

17 Cf. P. Machinist, The Assyrians and Their Babylonian Problem: Some Reflections, Wissenschafts-Kolleg zu Berlin. Jahrbuch 1984–1985, Berlin 1986, 353–364, bes. 362.

18 Cf. M. Cogan, Imperialism and Religion, 86f.

19 Siehe dazu E. Otto, Krieg und Frieden in der Hebräischen Bibel und im Alten Orient. Aspekte für eine Friedensordnung in der Moderne, ThFr 18, Stuttgart 1999, 37–75mit weiterer Literatur.

20 Zur Methodologie siehe E. Otto, Einleitung, in: M. Weber, Wirtschaftsethik der Weltreligionen, Das antike Judentum. Schriften und Reden 1911–1920, hg. von E. Otto, Max Weber Gesamtausgabe I/21.1–2, Bd. I, Tübingen 2005, (1–145) 92ff.

21 Siehe dazu E. Otto, Das Deuteronomium. Politische Theologie und Rechtsreform in Juda und Assyrien, BZAW 284, Berlin/New York 1999; ders., Gottes Recht als Menschenrecht. Rechts- und literaturhistorische Studien zum Deuteronomium, BZAR 2, 2002, 94ff. mit weiterer Literatur.

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