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Der fremde Prophet Bileam im Qahal-Gesetz des Deuteronomiums


Pages 137 - 149

DOI https://doi.org/10.13173/zeitaltobiblrech.23.2017.0137




Münster

1 Dieser Beitrag stellt eine übersetzte und revidierte Version eines Vortrags der International Meeting der SBL und der EABS in Berlin 2017 dar. Eine etwas andere englische Version erscheint voraussichtlich 2018 in meiner Monographie Balaam in Text and Tradition.

2 Zur möglichen Bedeutungen von קהל, bzw. wer oder was damit gemeint sein könnte, vgl. Eckart Otto, Deuteronomium 12,1-23,15, HThKAT (Freiburg; Basel, Vienna: Herder, 2016), 1752. Vermutlich ist mit Otto die gesamte Bevölkerung, abgesehen von den Unreinen, darunter zu verstehen.

3 Zu den möglichen Bedeutungen von ממזר, vgl. zusammenfassend Otto, Deuteronomium 12,1-23,15, 1753-54 sowie die dort zitierte Literatur. Mögliche Bedeutungen bleiben: Bastard, Kind einer inzestuösen Beziehung, Mischling (bezüglich der ethnischen Herkunft) und Kind eines Moabiters oder Ammo-niters. Diese Bedeutungen entstammen lediglich den Bezugstexten Dtn 23,1 oder 4.

4 Vgl. die Diskussionen in John William Wevers, Notes on the Greek Text of Deuteronomy, SBLSCS (Atlanta, Ga.: Scholars Press, 1995), 364–65 und Carmel McCarthy, Deuteronomy, BHQ, Bd. 5 gart, DBG, 2007), 115*.

5 Vgl. Wevers, Notes on the Greek Text of Deuteronomy, 365, der das hebräische להםin diesem Fall als “largely untranslatable” (weitgehend unübersetzbar) ausmacht.

6 Die Herausgeber der BHQ bevorzugen diese Erklärung; vgl. McCarthy, Deuteronomy, 66.

7 Vgl. Richard D. Nelson, Deuteronomy. A Commentary, OTL (Louisville; London: Westminster John Knox Press, 2002), 276. Gegen Eckart Otto, Deuteronomium 12, 1–23, 15, 1735.

8 Gegen Wevers, Notes on the Greek Text of Deuteronomy, 365-66, Otto, Deuteronomium 12,1-23,15, 1735, und McCarthy, Deuteronomy, 115*, die hier M befürworten, dadurch jedoch den Aspekt der Harmonisierung nicht berücksichtigen.

9 Vgl. die textkritischen Probleme in Num 22,5 sowie die Angleichung von Num 23,7 G an Dtn 23,5 (Μεσοποταμίας), was nicht in der BHS berücksichtigt wird.

10 Meine Rekonstruktion an dieser Stelle widerspricht der Ansicht, die in der BHQ dargestellt wird; vgl. McCarthy, Deuteronomy, 115*. Vgl. schon William Foxwell Albright, “Home of Balaam”, JAOS 35

12 In seiner meisterhaften Geschichte der Aramäer kombinierte Young die Ausdrücke in Num 23,7 und Dtn 23,5 zu voreilig, da er Aram und Aram-Naharaim als denselben Ort betrachtete.; vgl. K. Lawson Younger, Jr., A Political History of the Arameans. From Their Origins to the End of Their Polities, ABS, Bd. 13 (Atlanta: SBL Press, 2016), 96. Diese Namen beziehen sich jedoch auf zwei verschiedene Orte. Es ist nicht erwiesen worden, dass פתור mit der Stadt Pitrû, bekannt aus akkadischen Inschriften, identisch ist.

13 Vgl. Martin Rose, 5. Mose. Teilband 1: 5. Mose 12-25. Einführung und Gesetze. ZBK 5.1 (Zürich: TVZ, 1994), 326.

14 Gegen Wevers, Notes on the Greek Text of Deuteronomy, 366; vgl. McCarthy, Deuteronomy, 115*.

15 Vgl. Wevers, Notes on the Greek Text of Deuteronomy, 366 und McCarthy, Deuteronomy, 115*.

16 Gegen Otto, Deuteronomium 12,1-23,15, 1737, der etwas voreilig meint, dass Dtn 23,5b-6 “die Bilea-merzählung in Numeri 22–24 zusammenfasst”.

17 Vgl. Samuel Rolles Driver, A Critical and Exegetical Commentary on Deuteronomy, ICC (Edinburgh: T&T Clark, 1986), 261: “… the ‘Ammonites are not mentioned in connexion [sic] with Balaam”, natürlich abgesehen von der Harmonisierung in Num 22,5 in einigen Manuskripten, Smr, S und V.

18 Auffallender weise spielt Balak keine Rolle in Deuteronomium. Das Postulat von Nelson, Deuteronomy, 276, dass das Verb שׂכר im Singular “could refer to the king of Moab”, bleibt unbegründete Spekulation und ignoriert zudem den textkritischen Befund. Jeffrey H. Tigay, Deuteronomy, JPS Torah Commentary (Philadelphia: JPS, 1996), 212 und Jack R. Lundbom, Deuteronomy. A Commentary (Grand Rapids; Cambridge: Eerdmans, 2013), 648 gehen so weit, dass sie Balak als sicheres Subjekt dieses Verses betrachten, wieder ohne jeglichen Grund.

19 Vgl. David Frankel, “The Deuteronomic Portrayal of Balaam,” VT 46, no. 1 (Januar 1996): 32.

20 Vgl. David Frankel, “The Deuteronomic Portrayal of Balaam,” 31–32.

21 Merkwürdigerweise betrachtete David Frankel, “The Deuteronomic Portrayal of Balaam,” 38 die Tatsache, dass Bileam Israel verflucht, nicht als negative Anspielung auf ihn; er meint, dass Bileam nur seiner Aufgabe nachgehe, etwas, was biblische Autoren ihm nicht vorwerfen würden. Im Hinblick auf Inhalt und Kontext erscheint diese Position fadenscheinig.

22 Aber, n.b. das pejorative הקהל הזה im Mund der Moabiter in Num 22,4.

23 Insgesamt sechzehn Mal in Deuteronomium, alle in den Kapiteln 27–28.

24 Insgesamt elf Mal in Deuteronomium.

25 Obwohl David Frankel, “The Deuteronomic Portrayal of Balaam,” 39 die generellen lexikalischen Unterschiede zwischen Deuteronomium 23 und Numeri 22–24 in Bezug auf das Verb fluchen ansprach, übersah er einige der Ausdrücke, die im Numeri Buch für “fluchen” verwendet werden.

26 Für eine Einführung in den verschiedenen Positionen bezüglich der literarhistorischen Einordnung von Dtn 23,2–9, vgl. Otto, Deuteronomium 12,1–23,15, 1738–44.

27 Vor allem aus stilistischen Gründen betrachtete Gerhard von Rad, Das fünfte Buch Mose. Deuteronomium, übersetzt und erklärt, ATD (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1968), 104 das Material über Bileam als eine spätere Interpolation. Darin können wir ihm zustimmen, siehe z.B. auch Ruth Ebach, Das Fremde und das Eigene. Die Fremdendarstellungen des Deuteronomiums im Kontext israelitischer Identitätskonstruktionen, BZAW, Bd. 471 (Berlin; New York: De Gruyter, 2014), 69–104. Alternativ dazu betrachtete Nelson, Deuteronomy, 278 Bileam als Teil einer historischen Expansion des Textes, durchaus auch eine Möglichkeit. Entgegen Otto, Deuteronomium 12, 1–23, 15, 1743–48, der für die Einheit von Dtn 23, 2–9 plädiert.

28 Gegen Rösel und Schlund, “Arithmoi,” LXX.E, Bd. 1 (Stuttgart: DBG), 579 und McCarthy, Deuteronomy, 114*—115*. Otto, Deuteronomium 12,1–23,15, 1734 scheint zu glauben, dass G diesen Halbvers getilgt haben soll, da bei der Deutung des Verbots auf ein Hurenkind, das Verbot nicht mehr praktikabel sei.

29 Vgl. jedoch die hilfreiche synchrone Analyse in Otto, Deuteronomium 12,1–23,15, 1736–38.

30 Vgl. Driver, Deuteronomy, 261: “The ‘Ammonite and the Moabite are to be placed on the same footing as the bastard, on account of their ancestors' unfriendly treatment of Israel at the time of the Exodus.”

31 Vgl. bereits August Dillmann, Numeri-Deuteronomium und Josua, KeHAT (Leipzig: S. Hirzel, 1886), 348: “Stünde V. 4 für sich, so könnte [kursiv im Original] man immerhin als Grund dieses Verbots die Rücksicht auf die blutschänderischen Ursprünge und Sitten dieser Völker (s. Gen. 19, 30 ff.) annehmen.”

32 Gegen Lundbom, Deuteronomy, 643 und Otto, Deuteronomium 12,1-23,15, 1754-55, d die zehn Generationen als identisch mit der Ewigkeit setzt. Zugegebenermaßen ist das möglich, aber dann müsste noch die Frage beantwortet werden, warum die Autoren die zehn Generationen zweimal mit “für immer” umrahmte anstatt “zehn Generationen” einfach auszulassen.

33 Das Hinzufügen der Anzahl an Generationen für die Aufnahme der Nachkommen einer ממזר spiegelt dieselbe koordinierende Tendenz wieder, die auch unten zu Josua beschrieben wird. Wenn eine Gruppe sie besaß, sollten die anderen es ebenfalls tun. Natürlich besteht keine Notwendigkeit, die Anzahl der Generationen eines kastrierten oder genitalverstümmelten Mannes anzugeben, da er wohl keine eigene Nachkommenschaft zeugen kann.

34 Dies steht gegen Dillmann, Numeri-Deuteronomium und Josua, 348, der an das vorausgegangene Zitat in Fußnote 29 anschloss: “Aber daraus, dass man dies könnte [kursiv im Original], folgt nicht, dass man es muss, oder gar dass V.5-7 interpoliert sein werden.”

35 Vgl. stellvertretend für viele Herbert Donner, “Balaam pseudopropheta,” in Beiträge zur Alttestamentlichen Theologie, FS W. Zimmerli, hg. von Herbert Donner, Robert Hanhart und Rudolph Smend (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1977), 113, der Dtn 23,5b—6 als eine spätere Hinzufügung zu Deuteronomium 23 betrachtete.

36 Dies schließt gleichzeitig die Möglichkeit aus, dass Deuteronomium 23 als Grundlage für Numeri 22—24 diente. Siehe z.B. Graeme A. Auld, “Samuel, Numbers, and the Yahwist-Question,” in Abschied vom Jahwisten. Die Komposition des Hexateuch in der jüngsten Diskussion, hg. von Jan Christian Gertz, Konrad Schmid und Markus Witte (Berlin; New York: Walter de Gruyter, 2002), 245: “The brief mention in Deuteronomy of Balaam hired by Balak to curse Israel will relate to the extended stories in Numbers like an abstract to many a conference paper or its proposal to many a book—not as summary but as programme: written long before the final version, and superseded by the extended text in important aspects.” Auld mutmaßt hier einiges und geht sogar soweit, Balak ins Deuteronomium einzufügen, in einen Text, in dem er vorher völlig unbekannt war! Dieser Vorschlag setzt voraus, dass eine direkte Traditionslinie zwischen diesen beiden Traditionen existiert, obwohl das mit keinerlei Sicherheit behauptet werden kann.

37 Vgl. z.B. Otto, Deuteronomium 12,1-23,15, 1747: “In Dtn 23,5b-6 ziehen sie [die Autoren der nachexilischen Fortschreibung in Dtn 23,5b-6] in einer Pentateuch-redaktionellen Perspektive diesen Hinweis in Num 22-24* in Jos 24,9-10 nach vorn in den Pentateuch.” Von der Tendenz her, kann man Otto zustimmen, jedoch muss noch m.E. das Bild etwas differenzierter ausfallen.

38 Das Element des Hörens, √שׁמע, könnte evtl. im Laufe der Übertragung von Deuteronomium 23 in den Josua Text eingefügt worden sein. Man beachte, dass es in G noch fehlt, was dafür spricht, dass M wieder vereinheitlichte.

39 Balak möchte das Volk in Num 22,6 schlagen (√נכה) und Bileam spricht von seinem Verlangen, es zu bekämpfen, in 22,7 (√לחם).

40 Otto, Deuteronomium 12,1–23,15, 1746 sieht in Dtn 23,3–4 etwa eine Relektüre von Gen 19,30–38 durch die Brille von Lev 18,17. Leider wird das viel mehr vorausgesetzt als argumentiert, da die Texte, ob Dtn 23,3–4; Lev 18,17 oder Gen 19,30–38 kaum lexemische Berührungen vorweisen. Es bleibt auch offen, ob jemand wirklich einen Text wie Lev 18,17 braucht, um Anstoß gegen die Herkunft der Moabiter und Ammoniter, wie sie in Gen 19,30–38 berichtet wird, empfinden zu können.

41 Aus diesem Grund kann man bis zu einem gewissen Grad Ottos Datierung des Textes nach Josua 24 und nach dem nachpriesterlichen Hexateuch zustimmen, man kann, muss aber nicht unbedingt diesen mit einer Pentateuch Komposition gleichsetzen; vgl. Otto, Deuteronomium 12,1–23,15, 1747. Wichtig für diese Argumentation ist die Datierung des Textes nach Numeri 22–24 und Josua 24.

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