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Blutige Vertragsstrafen in mittelbabylonischen Kaufurkunden


Seiten 15 - 30

DOI https://doi.org/10.13173/zeitaltobiblrech.15.2009.0015




Münster

1 Folgende Abkürzungen für Texteditionen werden verwendet: BBSt = L. W. King, Babylonian Boundary Stones and Memorial-Tablets in the British Museum, London 1912; BE 14 = A. T. Clay, Documents from the Temple Archives of Nippur Dated in the Reign of Cassite Rulers (Complete Dates) (BE 14), Philadelphia 1906; MBTU = O. R. Gurney, The Middle Babylonian Legal and Economic Texts from Ur, London 1983; MRWH = H. P. H. Petschow, Mittelbabylonische Rechts- und Wirtschaftsurkunden der Hilprecht-Sammlung Jena. Mit Beiträgen zum mittelbabylonischen Recht (ASAW 64,4), Berlin 1974; MSKH = J. A. Brinkman, Materials and Studies for Kassite History, Vol I, Chicago 1976; MUN = L. Sassmannshausen, Beiträge zur Verwaltung und Gesellschaft Babyloniens in der Kassitenzeit (BaF 21), Mainz 2001; PBS 8/2 = E. Chiera, Old Babylonian Contracts (PBS 8/2), Philadelphia 1922; UBDB = F. E. Peiser, Urkunden aus der Zeit der dritten babylonischen Dynastie. In Urschrift, Umschrift und Übersetzung, Berlin 1905.

2 Für die Erlaubnis, den Kudurru YBC 13522 zitieren zu dürfen, danke ich herzlich B. R. Foster und U. Kasten (Yale Babylonian Collection, New Haven). Die Publikation der Yale Kudurrus erfolgt demnächst gesondert. Ebenso sei St. J. Tinney und G. Frame (Philadelphia) für die Erlaubnis, die Texte CBS 10733 und CBS 14195 hier zitieren zu dürfen, gedankt.

3 H. P. H. Petschow, MRWH.

4 Vgl. die Texte MRWH Nr. 1–7 und besonders H. P. H. Petschow, Die Sklavenkaufverträge des šandabakku Enlil-kidinnī von Nippur (I), in: Or 52 (1983), 143–155.

5 Vgl. u.a. die Übersichten bei O. R. Gurney, MBTU, 3ff. und Sassmannshausen, MUN, 202ff. Zum Immobiliarkauf vgl. S. Paulus, Ein Beitrag zum mittelbabylonischen Immobilarkauf, AoF 35 (2008), 318–322. Zahlreiche unpublizierte Kaufverträge erwähnt O. Pedersén, Archive und Bibliotheken in Babylon. Die Tontafeln der Grabungen Robert Koldeweys 1899–1917 (ADOG 25), Saarwellingen 2005, 69ff.

6 Das Kaufformular für Immobilien und Sklaven ist in kassitischer Zeit sehr ähnlich, während das Kaufformular für die sonstigen Mobilien davon abweicht. Vgl. Sassmannshausen, MUN, 202. Gerade ein Text wie CBS 10733, ein Sklavenkauf aus Nippur, wo ab Vs.12ff. gegenseitige Klageverzichtsklauseln vorkommen, zeigt, dass der Übergang zwischen beiden Formulartypen fließend ist.

7 Zu den altbabylonischen Klauseln vgl. M. San Nicolò, Die Schlussklauseln der altbabylonischen Kauf- und Tauschverträge (Münchener Beiträge zur Papyrusforschung und antiken Rechtsgeschichte 4), 2., durchgesehene Auflage, München 1974, besonders 20f. mit Anm. 32 für altbabylonische Belege von blutigen Strafen; C. Wilcke, Zu den spätaltbabylonischen Kaufverträgen aus Nordbabylonien, in: WO 8 (1975–76), 254–285 sowie R. Westbrook, Old Babylonian Period, in: R. Westbrook (Hrsg.), A History of Ancient Near Eastern Law (HdO 72), 399ff.

8 Vgl. dazu K. Radner, Die neuassyrischen Privatrechtsurkunden als Quelle für Mensch und Umwelt (SAAS 6), Helsinki 1997, 189ff.

9 Vgl. O. R. Gurney, MBTU, 7 und J. A. Brinkman, On a twelfth-century legal penalty (BBSt no. 30, rev. 3–10), in: RA 73 (1979), 188–189. Für den Vergleich mit Assyrien siehe Radner, SAAS 6 (s.o. Anm. 7), 189ff.

10 Zu den einleitenden Phrasen vgl. Sassmannshausen, MUN, 206f.

11 Vgl. MUN Nr. 10 Rs.9, CBS 10733 Rs.7, CBS 14195 Rs.4ʾ, MBTU Nr. 25 Rs.7, MBTU Nr. 22 Rs.9.

12 Vgl. MUN Nr. 10 Rs.9, CBS 10733 Rs. 8, MBTU Nr. 25 Rs.7, MBTU Nr. 21 Rs.1, MBTU Nr. 22 Rs.10, BBSt Nr. 30 Vs.23.

13 CBS 14195 Rs.3ʾ, MBTU Nr. 25 Rs.5–6, MBTU Nr. 27 Vs.18, MBTU Nr. 22 Rs.10f. YBC 13522 verfügt über eine Kudurru-typische ausführliche Formulierung des Vorgangs: Rs.(2) [i⌉-na ŠU PN Käufer KÙ.BABBAR ul ma-ḫi-ir-mi ka-an-g[u] (3) ul ka-nik-me i-qab-bu-ú i-dab-bu-bu ú-šad-ba-b[u] (2) „der ‚aus der Hand des PN, des Käufers, wurde das Silber nicht empfangen! Die Urkun[de] (3) wurde nicht gesiegelt!‘, sagen wird, Klage erheben (und) Klage erheben lassen [wird].“

14 Die Chronologie folgt H. Gasche, J. A. Armstrong, S. W. Cole, V. D. Gurzadyan, Dating the Fall of Babylon. A Reappraisal of Second-Millenium Chronology (MHE/M 4), Chicago 1998. Zu den weiterhin bestehenden Problemen der mittelbabylonischen Chronologie vgl. zuletzt L. Sassmannshausen, Zur mesopotamischen Chronologie des 2. Jahrtausends, in: BaM 37 (2006), 157–177 und J. Boese, „Ḫarbašipak“, „Tiptakzi“ und die Chronologie der älteren Kassitenzeit, in: ZA 98 (2008), 201–210, dessen Beitrag eine (ultra)kurze Chronologie, wie von Gasche et al. vorgeschlagen, sehr unwahrscheinlich macht.

15 Vgl. zu dieser Urkunde auch S. Paulus, AoF 35 (s.o. Anm. 4), 318ff.

16 Der Text ist bislang unpubliziert, wurde aber bereits von Brinkman, RA 73 (s.o. Anm. 8), 188f. zitiert. Kaufobjekt ist ein babylonisches Mädchen von 1 Elle Größe.

17 Vgl. zur Bedeutung und den Schreibvarianten von mi(n)giru unten Anm. 64.

18 Der Text wurde ebenfalls von Brinkman, RA 73 (s.o. Anm. 8), 188f. erwähnt und wird in MSKH als Nr. V.2.10.78 notiert. Die Tafel ist ansonsten unpubliziert.

19 Ähnliche Urkunden sind MBTU Nr. 2, 14 (ebenfalls mit Klauseln), 24 und 26.

20 Hier ist ein weiteres Metall zu ergänzen, in Frage kommen vor allem Blei oder Zinn, vgl. dazu MBTU Nr.25.

21 Gurney, MBTU, 85 liest AN.MU, es ist jedoch sicher zu AN.NA = annaku „Zinn“ zu emendieren, so auch Radner, SAAS 6 (s.o. Anm. 7), 191 Anm. 1000. Nach der Kopie in UET 7 ist es möglich, dass auf der Tafel selbst NA zu lesen war, was sich jedoch nur durch Kollation beweisen ließe. Zinn und Blei sind nebeneinander besonders als Wertmesser in mittelassyrischer Zeit belegt, vgl. dazu H. Freydank, Fernhandel und Warenpreise nach einer mittelassyrischen Urkunde des 12. Jahrhunderts v. u. Z., in: J. N. Postgate et al. Hrsg.), Societies and Languages of the Ancient Near East. Studies in Honor of I. M. Diakonoff, Warminster1982, 64–75 und M. Müller, Gold, Silber und Blei als Wertmesser in Mesopotamien während der 2. Hälfte des 2. Jahrtausends v.u.Z., in ebd., 270–278.

22 Gurney, MBTU, 85 ergänzt ú-⌈šap-pa-ku], was auch möglich ist. Jedoch wird in allen bisher bekannten Belegen als Verb qarāru verwendet, daher ist es wahrscheinlich, dass hier der D-Stamm anzusetzen ist. So auch CAD Q: 127 s.v. qarāru 2. mit der Übersetzung „to spray, to sprinkle“.

23 Die Ergänzung des Königsnamens ist durch die Datierung auf Kaštiliaš in Rs.23 gesichert.

24 Im Vergleich mit MBTU Nr. 21 und 22 sind die Zeilen wahrscheinlich etwas anders als von Gurney, MBTU, 90 vorgeschlagen, zu ergänzen: Vs.18 [i-dab-bu-bu ki-i ri-kil-ti LUGAL kaštil-ja-šú ip⌉-pu-[šu-šu] (19) [si-kát URUDU i-na] ⌈pi-i-šu⌉ [i-re-(et)-tu-ú].

25 ki-i ist sicher nach den Parallelstellen zu emendieren. Vgl. so auch J. A. Brinkman, Political Covenants, Treaties, and Loyalty Oath in Babylonia and Between Assyria and Babylonia, in: L. Canfora, M. Liverani, C. Zaccagnini (Hrsg.), I trattati nel mondo antico, forma, ideologia, funzione (Saggi di Storia Antica 2), Rom 1990, 92 Anm. 45.

26 Die Tafel, die sich heute in Istanbul befindet, wurde bereits ausschnittsweise von J. A. Brinkman zitiert. Vgl. dazu J. A. Brinkman, Twenty Minas of Copper, in: F. Rochberg-Halton (Hrsg.), Language, Literature, and History: Philological and Historical Studies Presented to Erica Reiner (AOS 67), New Haven 1987, 34, woraus hervorgeht, dass es sich um ein Hausgrundstück mit 5 Räumen handelt, das für 40 Minen Kupfer verkauft wurde. Der Text ist als M 8 Nr.65 bei Pedersén, ADOG 25 (s.o. Anm. 4), 99 gelistet mit genauen Angaben zum Fundort und Archivzusammenhang.

27 Die Zeilen 27–29 werden hier nach Brinkman, Political Covenants (s.o. Anm. 24), 92 Anm. 45 zitiert.

28 Evtl. ist hier das übliche ippušūšu zu ergänzen. Hierfür wäre jedoch eine Kollation der Tafel notwendig.

29 Die Verbform wurde nach MBTU Nr. 25 Rs.11 ergänzt.

30 Die Zeilen der Rückseite wurden nach dem Photo PhBab 17999, veröffentlicht von Pedersén, ADOG 25 (s.o. Anm. 4), 94 Fig. 44, gelesen.

31 Die Interpretation der Form i-da-a-ki ist schwierig. i scheint ein sogenannter überhängender Vokal zu sein. Eine ähnliche Schreibung findet sich für irīm in zwei kassitischen Kudurrus aus Larsa, wo die Verbform jeweils i-ri-mi geschrieben wurde (Vgl. L 7072 I8 [Schenkung aus der Zeit Nazi-Maruttaš, geschrieben unter Marduk-apla-iddina I.] und L 7076 III22 [Zeit Kudur-Enlils]. Vgl. zu den Texten D. Arnaud, Deux Kudurrus de Larsa: II. étude épigraphique, in: RA 66 [1972], 163–176). Jedoch ist auch eine Verschreibung für i-da-a-ak nicht auszuschließen. Die Deutung als G-Stamm von dâku „ er wird töten“ – als Subjekt wäre dann nur der König denkbar – ist schwierig, da dann ein Subjektwechsel angenommen werden müßte und zudem das direkte Objekt, also der Vertragsbrüchige, fehlen würde. Der Vergleich mit den §§ 3, 19, 22 Codex Hammurapi bietet sich an, die jeweils auf awīlum šū iddâk enden. Wahrscheinlich ist die Form hier also als defektive Schreibung für die N-Stamm-Form iddâk zu werten. Für ähnliche Belege siehe CAD D 42f. s.v. dâku 10. und AHw: 152 s.v. dâku N.

32 Zur Geschichte und Chronologie der Isin-II-Zeit Vgl. J. A. Brinkman, A Political History of Post-Kassite Babylonia (AnOr 43), Rom 1968 und G. Frame, Rulers of Babylonia. From the Second Dynasty of Isin to the End of Assyrian Domination (1157–612 BC) (RIMB 2), Toronto, Buffalo, London 1995.

33 Zum Verhältnis von Kudurrus und Tontafeln Vgl. zuletzt S. Paulus, Vom babylonischen Königssiegel und von gesiegelten Steinen, in: CRRAI 54, im Druck.

34 Das Objekt wurde 1882 von Rassam gekauft und stammt wahrscheinlich aus Babylon, Vgl. dazu J. E. Reade, Babylonian Boundary Stones and Comparable Monuments in the British Museum, in: ARRIM 5 (1987), 49. Dies wird auch wegen der Erwähnung der Götter Marduk und Ṣarpanītu in Rs.7 wahrscheinlich.

35 Vgl. Brinkman, RA 73 (s.o. Anm. 8), 188.

36 Brinkman, Political Covenants (s.o. Anm. 24) schlägt als Ergänzung „[ki]-[i] ri-[kil]-[ti] LUG[AL]“ vor. Die hier vorgenommen Ergänzungen passen jedoch besser zum Platzangebot sowie zu den Zeichenresten.

37 Die Ergänzung von Rs.1–2 ist mir bislang nicht möglich. Die Aufzählung erinnert an ein Eidformular, Vgl. zu ähnlichen Belegen aus der Kassitenzeit die Zusammenstellung bei Sassmannshausen, MUN, 206f.

38 Die Ergänzung ist durch B 151 (s.o.) Rs.4 gesichert.

39 i-nam-di statt i-nam-di-<in>, wie Brinkman, RA 73 (s.o. Anm. 8), 189 vorschlägt, ist durch YBC 13522 gesichert.

40 Den Herkunftsort Uruk legt die Erwähnung der Götter An und Ištar in Rs.6 nahe.

41 Die Ergänzung der Zeilen ist schwierig, da diese Strafe bislang nicht aus Babylonien, sondern nur aus Assyrien (s.u.) belegt ist. Zur Lesung und Interpretation von úZÀ.ḪI.LIsar = saḫlu Vgl. M. Stol, Cress and its Mustard, in: JEOL 18 (1983–1984), 24–32. Zur Lesung von 1.TA.ÀM in diesem Kontext siehe CAD I/J 278f. s.v. ištēnâ 1. Die Zeilen wurden vorsichtig nach den assyrischen Beispielen ergänzt, Vgl. Radner, SAAS 6 (s.o. Anm. 7), 193f. Die Ergänzung von Uruk als Ausgangsstadt ist unsicher, wurde hier jedoch gewählt, weil es sich um den wahrscheinlichen Ausstellungsort der Tafel handelt. In den assyrischen Belegen wird die Kresse zwischen Assur und Kalḫu bzw. zwischen Kurbaʾil und Kalḫu ausgestreut.

42 Siehe oben MBTU Nr. 25, Nr. 21, Nr. 22 (jeweils Kupfer), B 151 Vs.29, BBSt Nr. 30 Vs.25 und YBC 13522 Rs.12 (jeweils Bronze).

43 M. Müller, Ursprung und Bedeutung einer sumerisch-akkadischen Vertragsstrafe, in: AoF 6 (1979), 263–267. Siehe außerdem I. J. Gelb, P. Steinkeller, R. M. Whiting, Earliest Land Tenure Systems in the Near East: Ancient Kudurrus (OIP 104); Chicago 1991, 247 und C. Wilcke, Early Ancient Near Eastern Law. A History of its Beginnings. The Early Dynastic and Sargonic Periods, Revised Edition, Winona Lake 2007, 86ff. Vgl. P. Steinkeller, Sale Documents of the Ur-III-Period (FAOS 17), Stuttgart 1989, 54ff.

44 Vgl. J.-R. Kupper, Sikkatam ana pîm maḫâṣum, in: NABU 2000 Nr. 50, 55–56.

45 Siehe dazu M. Malul, gag-rú: sikkatam maḫāṣum/retÛm „to drive in the nail“. An Act of Posting a Public Notice, in: OrAnt 26 (1987), 17–35 und M. Malul, On Nails and Pins in Old Babylonian Legal Praxis, in: ASJ 13 (1991), 237–248. Ob zwischen den blutigen Vertragsstrafen, die in Babylonien und Susa in altbabylonischer Zeit angedroht werden, und dem Vorgang des Einschlagens des Nagels ein Zusammenhang besteht, müsste näher untersucht werden. VS 8 Nr. 19 erwähnt das Durchbohren der Nase, Vgl. dazu auch CAD P 60 s.v. palāšu c.

46 Vgl. Müller, AoF 6 (s.o. Anm. 42), 263ff. und B. Khalil Ismail, M. Müller, Einige bemerkenswerte Urkunden aus Tell al-Faḫḫār zur altmesopotamischen Rechts-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, in: WO 9 (1977–78), 25f.

47 Vgl. MUN Nr. 10 Rs.19, CBS 10733 Rs.8.f., CBS 14195 Rs. 4ʾf, MBTU Nr. 25 Rs.11f. (dort qurruru), B 151 Rs.1, BBSt Nr. 30 Rs.3f. und YBC 13522 Rs.10.

48 Es ist schwierig zu entscheiden, was der genaue Unterschied zwischen kupru und iṭṭÛ ist bzw. welche Logogramme für die beiden Begriffe verwendet werden. Vgl. die Diskussion in CAD I/J 311f. s.v. ittÛ A. Die hier zitierten Belege verwenden ESIR = iṭṭÛ und kupru (CBS 10733 Rs.8f.), kupru und iṭṭÛ (B 151 Rs. 1), ESIR = iṭṭÛ? und ESIR.ḪI.A = kupru (BBSt Nr. 30 Rs.3f.) und ESIR.È.A = kupru? (YBC 13522 Rs.10).

49 Vgl. MUN Nr. 10 Rs.10, MBTU Nr. 15 Rs.11f. und A.GAR5.

50 Für Zinn (AN.NA! = annaku) Vgl. MBTU Nr. 25 Rs. 11f. (s.o. Anm. 20) und Kupfer (URUDU = erÛ) CBS 14195 Rs.4'f.

51 Vgl. A. H. Podany, The Land of Ḫana. Kings, Chronology, and Scribal Tradition, Bethesda 2002, Nr. 1 31f., Nr. 2 31f., Nr. 3 26f., Nr. 9 32f., Nr. 10 23f. Die Strafe ist typischerweise ù ESIR.È.A emma ana SAG.DU-šu ikkapar bzw. iššapak formuliert. Für weitere Zusammenhänge zwischen dem kassitischen und dem ḫanäischen Formular siehe A. H. Podany, Some Shared Traditions between Ḫana and the Kassites, in: G. D. Young, M. W. Chavalas, R. E. Averbeck (Hrsg.), Crossing Boundaries and Linking Horizons. Studies in Honor of Michael C. Astour on His 80th Birthday, Bethesda 1997, 417–432.

52 Vgl. dazu I. J. Gelb, P. Steinkeller,R. M. Whiting, OIP 104 (s.o. Anm. 42), 226 und 241f., Malul, OrAnt 26 (s.o. Anm. 44), 31ff., H. Neumann, Prozeßführung im Edubbaʾa. Zu einigen Aspekten der Aneignung juristischer Kenntnisse im Rahmen des Curriculums babylonischer Schreiberausbildung, in: ZAR 10 (2004), 87f.

53 Vgl. so bereits Gurney, MBTU, 7 Anm. 23. Für weitere Belege siehe CAD Š1 419 s.v. šapāku 2e. Zum Formular Vgl. B. Kienast, Kauf. E. In Alalaḫ und Ugarit, in: RlA 5 (1976–1980), 531 §7. Die Strafe ist gewöhnlich ina pīšu abāram išappakū formuliert. In den mittelbabylonischen Texten aus Schicht IV ist sie jedoch bislang nicht mehr belegt. Vgl. zum Formular Ch. Niedorf, Die mittelbabylonischen Rechtsurkunden aus Alalaḫ (Schicht IV) (AOAT 352), Münster 2008, 174ff.

54 Vgl. D. J. Wiseman, Supplementary Copies of Alalakh Tablets, in: JCS 8 (1954), 8 Nr. 96 Rs.4 ù ma-la ṭup-pí a-ba-ra-am (5) a-na pí-i-šu -ša-ap-pa-ku. Ähnliche Formulierungen werden für die Höhe der zu zahlenden fiskalischen Strafe verwendet. Vgl. Kienast, RlA 5 (s.o. Anm. 52), 531.

55 Vgl. dazu Freydank, FS Diakonoff (s.o. Anm. 20), 64–75 und Müller, ebd., 270–278. Da weder Blei noch Zinn in Babylonien als Wertmesser zum Einsatz kamen, verwundert es nicht, dass in einem Fall (CBS 14195) statt dessen Kupfer verwendet wird. Zu Kupfer als Wertmesser siehe Brinkman, AOS 67 (s.o. Anm. 25), 33ff.

56 CBS 10733 Rs.10f., MBTU Nr. 25 Rs.9f., B 151 Rs.4f., BBSt 30 Rs.4f. und YBC 13522 Rs.11.

57 Vgl. Radner, SAAS 6 (s.o. Anm. 7), 189ff. mit weiterer Literatur. Radner stellt fest, dass beides (Wolle und Mehlbrei) im Zusammenhang mit der Gerberei stehen.

58 Vgl. Radner, SAAS 6 (s.o. Anm. 7), 193ff.

59 Vgl. u.a. W. von Soden, Religiöse Unsicherheit. Säkularisierungstendenzen und Aberglaube zur Zeit der Sargoniden, in: Studia Biblica et Orientalia III (Analecta Biblica 12), Rom 1959, 365f.

60 YBC 13522 Rs.8ff.

61 Vgl. zuletzt zur Androhung und Durchführung von Grausamkeiten bei den Assyrern A. Fuchs, Waren die Assyrer grausam?, in: M. Zimmermann (Hrsg.), Extreme Formen von Gewalt in Bild und Text des Altertums (Münchner Studien zur Alten Welt 5), München 2009, 65–119.

62 Es wird, wie ansonsten auch in Gesetzestexten üblich, entweder ein N-Stamm oder die 3. Prs. pl. verwendet, ohne dass das Subjekt dann näher spezifiziert wird. Zur Problematik Vgl. J. Renger, Wrongdoing and its Sanctions. On „Criminal“ and „Civil“ Law in the Old Babylonian Period, in: JESHO 20 (1977), 72ff., H. Neumann, Schuld und Sühne. Zu den religiösweltanschaulichen Grundlagen und Implikationen altmesopotamischer Gesetzesgebung und Rechtsprechung, in: J. Hengstl, U. Sick (Hrsg.), Recht gestern und heute. Festschrift zum 85. Geburtstag von Richard Haase, Wiesbaden 2006, 36ff. mit weiterer Literatur.

63 Zu Nuzi Vgl. Kienast, RlA 5 (s.o. Anm. 52), 531; zu Emar R. Westbrook, Anatolia and the Levant. Emar and Vicinity, in: Westbrook (Hrsg.), A History of Ancient Near Eastern Law (HdO 71), Leiden, Boston 2003, 683f. und F. Di Filippo, Gli atti di compravendita di Emar. Rapporto e conflitto tra due tradizioni giuridiche, in: M. Liverani, C. Mora (Hrsg.), I diritti del mondo cuneiforme (Mesopotamia e regioni adiacenti, c. 2500–500 a.C.), Padua 2008, 419ff., zu Ḫana Podany, The Land of Ḫana (s.o. Anm. 50), 168.

64 In Assyrien kann sowohl das Weihen von Equiden an die Gottheit (Vgl. dazu Radner, SAAS 6 [s.o. Anm. 7], 306ff) als auch das sogenannte „Verbrennen“ von Personen für eine Gottheit, dass mit dem Stiften dieser Person gleichzusetzen ist, (Vgl. dazu Radner, SAAS 6 [s.o. Anm. 7], 211ff.) als Tempelmult verstanden werden. Vgl. auch H. P. H. Petschow, Kauf. C. III. Neuassyrisch, in: RlA 5 (1976–1980), 520ff.

65 Vgl. CBS 10733 Rs.12f., CBS 14195 Rs.7ʾf., MBTU Nr. 25 Rs. 13f., B 151 Rs.7ff., BBSt Nr. 30 Rs.8ff. und YBC 13522 Rs.6f. Das Pferd wird als weißes Pferd, dessen mi(n)giru schwarz ist, beschrieben. Ähnlich wie andere Termini aus der Pferdezucht scheint das Wort kassitischen Ursprungs gewesen zu sein. Vgl. dazu K. Balkan, Kassitenstudien. 1. Die Sprache der Kassiten (AOS 37), New Haven 1954, 11 ff. Die Varianten migiru und mingiru werden wahrscheinlich durch ein nasaliertes i im Kassitischen hervorgerufen, Vgl. dazu ders., AOS 37, 211f. mingru bezeichnet klar einen bestimmten Körperteil des Pferdes und ist damit von der Farbe minzir zu unterscheiden (so CAD M2 100, das den Beleg BBSt Nr. 30 unter minzir führt). Man könnte an einen Schimmel mit schwarzen Flecken o.ä. denken, Vgl. so auch M. Weszeli, Pferd. A. I. In Mesopotamien, in: RlA 10 (2003–05), 470 § 2.2. Im literarischen Gilgameš-Brief werden sowohl „weiße Pferde mit schwarzen migiru“ als auch „schwarze Pferde mit weißen migiru“ aufgeführt (Vgl. O. R. Gurney, The Sultantepe Tablets (continued). VI. A Letter of Gilgameš, in: AnSt 7 [1957], 128). Interessant ist eine Equidenweihung in neuassyrischer Zeit, die weißschwarze Pferde nennt (VAT 14454), Vgl. dazu Radner (SAAS 6 [s.o. Anm. 7]), 306. Dies könnte ein Anzeichen für eine Übernahme der kassitischen Klausel sein, wobei der kassitische Terminus mi(n)giru, der den Assyrern unverständlich war, weggelassen wurde.

66 Vgl. u.a. BBSt Nr. 8 Rd. zwischen Kolumne I und IV und YBC 2154 (=A. T. Clay, Miscellaneous Inscriptions in the Yale Babylonian Collection (YOS 1), New Haven, London, Oxford 1915, Nr. 37) Rs. IV7ʾff.

67 Einzige Ausnahme ist CBS 10733 Rs.11, wo lediglich 10 Schekel Gold gegeben werden.

68 kīsu bedeutet einerseits „Lederbeutel“, andererseits auch „Kapital, (Tempel)schatz“, Vgl. dazu CAD K 430ff. s.v. kīsu A. Die Strafe ist in nahezu identischer Formulierung in Nuzi belegt, Vgl. dazu CAD K 432 s.v. kīsu 4, jedoch ist die Menge an Gold und Silber dort 10 mal größer als in den mittelbabylonischen Texten.

69 Vgl. CBS 10733 Rs.11f. (Ninurta) und CBS 14195 Rs.6ʾ (Marduk). Während Ninurta als Hauptgott von Nippur zu erwarten ist, bleibt die Erwähnung von Marduk hier ungewöhnlich. Zu Marduk in Nippur Vgl. Th. Richter, Untersuchungen zu den lokalen Panthea Süd- und Mittelbabyloniens in altbabylonischer Zeit (2., verbesserte und erweiterte Auflage) (AOAT 257), Münster 2004, 139ff. Eventuell ist die Familie des Verkäufers in Babylon oder einem anderen wichtigen Mardukkultort zu suchen.

70 Vgl. B 151 Rs.5ff. und BBSt Nr. 30 Rs.6f.

71 Vgl. YBC 13522 Rs.6f., wobei die Zuordnung hier nur vermutet werden kann (s.o. Anm. 39).

72 Ähnlich wird der Mund dessen, der eine der Herrin gleichgestellte Sklavin verflucht (Vgl. zu dieser Interpretation H. Neumann, Bemerkungen zu Ehe, Konkubinat und Bigamie in neusumerischer Zeit, in: J.-M. Durand [Hrsg.], La femme dans le Proche-Orient Antique. CRRAI 33, Paris 1987, 135f.), im Codex Ur-Namma §25 dadurch bestraft, dass er mit einer Mine Salz eingerieben wird. Vgl. weiterhin Renger, JESHO 20 (s.o. Anm. 61), 74 Anm. 24.

73 Gerade die in den mittelbabylonischen Texten verwandten Verben für den Vertragsbruch paqāru, dabābu, dabāba innÛ (Vgl. oben Anm. 10, 11 und 12) machen deutlich, dass der Vertragsbruch meist durch mündliche Klage, weniger als Aktion verstanden wurde. Dazu gehört, dass die entsprechenden Klagen in den Kudurrus als wörtliche Rede wiedergegeben werden. Vgl. für die kassitische Zeit (Kurigalzu I./II. bis Marduk-apla-iddina I.) BBSt Nr. 2 I10, BBSt Nr. 3 V 37f., Sb 26 IV 20f. (Vgl. V. Scheil, Textes élamites-Sémitiques [MDP 4], Paris 1902, 31ff.), Sb 33 II13ʾf. (Vgl. V. Scheil, Textes élamites-Sémitiques [MDP 6], Paris 1905, 39ff.) NBC 9502 IV2ʾff. (unpubliziert).

74 Vgl. zu entehrenden Strafen C. Wilcke, Diebe, Räuber und Mörder, in: V. Haas (Hrsg.), Außenseiter und Randgruppen. Beiträge zu einer Sozialgeschichte des Alten Orients (XENIA 32), Konstanz 1992, 53ff. Siehe auch S. Greengus, A Textbook Case of Adultery in Ancient Mesopotamia, in: HUCA 40–41 (1969–70), 41ff.

75 Vgl. MBTU Nr. 25 (Kaštiliaš IV), MBTU Nr. 21 und Nr. 22 (Adad-šuma-iddina), B 151 (Marduk-apla-iddina I.), BBSt Nr. 30 (Itti-Marduk-balāṭu) und YBC 13522 (Enlil-nādin-apli). Ein weiterer möglicher Beleg ist CBS 12917 aus der Zeit Kadašman-Ḫarbe II. Edition bei Brinkman, MSKH, Nr. 9. Zur möglichen Ergänzung von Zeile 22 Vgl. Brinkman, Political covenants (s.o. Anm. 24), 92 Anm. 22. Die dort vorgeschlagene Lesung ki-i ri-ki-il-[ti Kadašman-Ḫarbe ippušūšu] scheint jedoch für die Zeile zu lang. Eine zusätzliche Ergänzung von Strafen ist nicht möglich.

76 Zu rikiltu in mittelbabylonischer Zeit Vgl. ausführlich Brinkman, Political covenants (s.o. Anm. 24), 92f. Zur Bedeutung und Ableitung Vgl. auch CAD R 345f. s.v. rikistu. Zum altbabylonischen ṣimdat šarrim Vgl. M. Stol, Wirtschaft und Gesellschaft in altbabylonischer Zeit, in: D. Charpin, D. O. Edzard, M. Stol, Mesopotamien. Die altbabylonische Zeit. Annäherungen 4 (OBO 160/4), Freiburg, Göttingen 865–867 mit weiterer Literatur.

77 Vgl. so Brinkman, Political covenants (s.o. Anm. 24), 92 “a king promulgating an edict (rikiltu) to his subjects specifying the penalties to be imposed on anyone attempting to alter legal judgment” und Sassmannshausen, MUN, 207.

78 Vgl. zur poena dupli in mittelbabylonischer Zeit Petschow, MRWH, 17f.; siehe außerdem Khalil Ismail, Müller, WO 9 (s.o. Anm. 45), 21f. Zur poena dupli im Immobilienkauf MUN Nr. 10 Vgl. Paulus, AoF 35 (s.o. Anm. 4), 318ff. In der Isin-II-Zeit verschwindet die poena dupli und wird erst später durch eine 12-fache Strafe ersetzt. Vgl. dazu BM 139424 Rs.2 (S. Lackenbacher, Vente de terres à un «šandabakku» sous la IIe dynastie d'Isin, in: RA 77 [1983], 143–154) aus der Zeit NabÛ-šumu-libūrs (1033–1026).

79 Ebenso erhält immer der regierende, gleichfalls namentlich genannte König die Equidenabgabe (siehe oben).

80 Vgl. Neumann, FS Haase (s.o. Anm. 61), 31ff. mit weiterer Literatur.

81 Vgl. Neumann, FS Haase (s.o. Anm. 61), 33 mit weiterer Literatur. Zur königlichen Gerichtsbarkeit in mittelbabylonischer Zeit siehe S. Paulus, „Ein Richter wie Šamaš“ – Zur Rechtsprechung der Kassitenkönige, in: ZAR 13 (2007), 1–22. Auch die Stelle B 151 Rs.11 legt eine solche Interpretation nahe, da die Tötung direkt auf die Equidenabgabe an den König folgt und nicht etwa mit den anderen, blutigen Strafen aufgelistet wird.

82 Das legt auch der Vergleich der sehr ähnlichen Texte MBTU Nr. 21 und 22 nahe, die sich nur dadurch unterscheiden, dass in einem Fall die Verfahrensweise nach Erlass vor der Einführung der Strafe und einmal direkt im Anschluss an die Strafe genannt wird.

83 Eine gute Einführung in die Geschichte der Kassiten bietet W. Sommerfeld, The Kassites of Ancient Mesopotamia: Origins, Politics and Culture, in: J. M. Sasson (Hrsg.), Civilizations of the Ancient Near East, Peabody 2000, 917–930 und R. Zadok, Kassites, in: EI Online, 2005 mit weiterer Literatur. Zum Übergang zwischen altbabylonischer und mittelbabylonischer Zeit siehe außerdem D. Charpin, Histoire politique du proche-orient amorrite (2002–1595), in: OBO 160/4 (s.o. Anm. 75), 365 ff. und S. Richardson, Trouble in the Countryside ana tarṣi Samsuditana. Militarism, Kassites, and the Fall of Babylon I, in: W. van Soldt (Hrsg.), Ethnicity in Ancient Mesopotamia (PIHANS 102), Leiden 2005, 273–289, jeweils mit weiterer Literatur.

84 Vgl. dazu H. Klengel, „Fremde“ im Herrschaftsbereich des Samsuditana von Babylon, in: H. Klengel (Hrsg.), Gesellschaft und Kultur im Alten Vorderasien (SGKAO 15), Berlin 1982, 143ff., L. Sassmannshausen, Kassite Nomads: Fact or Fiction?, in: Ch. Nicolle (Hrsg.), Nomades et sédentaires dans le proche-orient ancien (Amurru 3), Paris 2004, 287–305 und ders., MUN, 130ff.

85 Für ähnliche Tendenzen siehe R. Westbrook, Studies in Biblical and Cuneiform Law (Cahiers de la Revue Biblique 26), Paris 1988,47ff.

86 Zu den Ersatzleistungen siehe oben Anm. 77. Zur Absicherung der nach Isin-II-zeitlichen Kaufurkunden Vgl. J. Oelsner, Frühneubabylonische Rechtsurkunden: die Schlußklauseln, in: O. Loretz, K. A. Metzler, H. Schaudig, (Hrsg.), Ex Mesopotamia et Syria Lux. Festschrift für Manfried Dietrich zu seinem 65. Geburtstag (AOAT 281), Münster 2002, 527–545. Zum Verhältnis von Flüchen und anderen Vertragsstrafen siehe außerdem S. Paulus, Gequält oder verflucht? Weltliche oder göttliche Strafe bei Vertragsbruch, in: BZAR 14 (im Druck).

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