Weiter zum Inhalt

Vertilgen – Töten – Vernichten (Ester 3,13): Die Genozid-Thematik im Esterbuch


Seiten 282 - 315

DOI https://doi.org/10.13173/zeitaltobiblrech.15.2009.0282




Münster

1 Die moderne juristische Definition des Völkermords bzw. präziser des Genozids folgt in der Regel der von Raphael Lemkin, Acis Rule in Occupied Europe: Laws of Occupation – Analysis of Government – Proposals for Redress, Carnegie Endowment for International Peace, Washington D.C. 1944, 79–95; Vgl. weiter hierzu Henry R. Huttenbach, From the Editor: Towards a Conceptual Definition of Genocide. Journal of Genocide Research 2002 (2), 167–175. Die unter Rechtshistorikern umstrittene Frage, ob vor dem Erscheinen der UN-Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes vom 9. Dezember 1948 vom Tatbestand des Genozids die Rede sein kann, ist angesichts des Umstands, dass – auch nach der Definition der Konvention – von dem faktischen Problem des Genozids in der Menschheitsgeschichte seit der Antike zu reden ist, müßig (Vgl. Frank Selbmann, Der Tatbestand des Genozids im Völkerstrafrecht, Leipzig 2002, 17), auch wenn die Schoah in ihrer Einmaligkeit von allen weiteren Vergehen dieser Art besonders zu behandeln ist (hierzu ausführlich: Jean-Michel Chaumont, La concurrence des victimes. Génocide, identité, reconnaissance, Paris 1997 = (dt.) Die Konkurrenz der Opfer. Genozid, Identität und Anerkennung, Lüneburg 2001). Die UN-Konvention definiert in Art. II: „le génocide s'entend de l'un quilconque des actes ci après, commis dans l'intention de détruire, en tout ou en partie, un groupe national, ethnique, racial ou religieux“ – „eine der folgenden Handlungen, begangen in der Absicht, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören“ und nennt dann die folgenden Handlungen: a) das Töten von Angehörigen der Gruppe, b) das Zufügen von schweren körperlichen oder seelischen Schäden bei Angehörigen der Gruppe, c) die absichtliche Unterwerfung unter Lebensbedingungen, die auf die völlige oder teilweise physische Zerstörung der Gruppe abzielen, d) die Anordnung von Maßnahmen zur Geburtenverhinderung, e) die gewaltsame Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe.” Zudem ist anzumerken, dass Art. III der Konvention nicht nur den tatsächlich vollendeten Genozid als strafbar deklariert, sondern auch die Zusammenrottung zum Zwecke, einen Genozid zu begehen, die Anstiftung, aber auch die Absicht (!) und die Behilfe.” (Quelle: www.hreweb.org/legal/genocide.html, 1.10.2009) Eben hiervon ist auch im Esterbuch die Rede! Zur fachwissenschaftlichen Diskussion der strafrechtlichen Inkriminierung Vgl. Damjan Korošec, Kritisch über die Inkriminierung des Genozids, Ljubljana, 2003, www.law.muni.cz/edicni/dp08/files/pdf/mezinaro/korosec.pdf, 1.10.2009.

2 Adele Berlin, Esther אסתר, The JPS Bible Commentary, Philadelphia 2001 / 5761, 42–43.

3 Lewis Bayles Paton, A Critical and exegetical Commentary on the Book of Esther, ICC, Edinburgh 1908, 207.209.

4 Gillis Gerleman, Esther, BK XXI, Neukirchen-Vluyn 1973, 99.

5 Max Haller, Die fünf Megilloth, HAT 18/2, Tübingen 1940, z.St.

6 Ernst Würthwein / Kurt Galling / Otto Plöger, Die Fünf Megilloth, 2., völlig neu bearbeitete Auflage, HAT 18, Tübingen 1969, 184.

7 Arndt Meinhold, Das Buch Esther, ZBK 13, Zürich 1983. Frank Crüsemann, „…und die Gesetze des Königs halten sie nicht“ (Est 3,8). Widerstand und Recht im Alten Testament, aus: Wort und Dienst. Jahrbuch der Kirchlichen Hochschule Bethel, NF 17, 1984, 9–25, 9f zu Est 3,8f: „Das ist die gezielte Planung einer Massenvernichtung. Und der wirtschaftliche Gewinn ist bereits berechnet.“

8 Jon D. Levenson, Esther. A Commentary, OTL, Louisville – London 1997, 66–77, Zitat S. 73. Harald Martin Wahl, Das Buch Esther. Übersetzung und Kommentar, Berlin / New York 2009, spricht von der Planung eines Pogroms und kommentiert (ebd., 105): „Der Inhalt der königlichen Briefe klingt vernichtend (V 13). die nur in Esther belegte dreigliedrige Formel להשמיד להרג לאבד auszurotten, zu töten und zu vernichten bekräftigt mit den drei ihrer Intention nach gleichbedeutenden Verben die geplante vollständige Vernichtung aller Juden.“ Allerdings vermag er auch nicht zu sagen, wie der Erzähler auf dieses Motiv kommt.

9 Vgl. Marie-Theres Wacker, Tödliche Gewalt des Judenhasses – mit tödlicher Gewalt gegen Judenhass? Hermeneutische Überlegungen zu Est 9, in: Frank-Lothar Hossfeld / Ludger Schwienhorst-Schönberger (Hg.), Das Manna fällt auch heute noch. Beiträge zur Geschichte und Theologie des Alten, Ersten Testaments, FS E. Zenger, HBB 44, Freiburg 2004, 609–637; Klara Gutting / Gerard Minnaard / dies. (Hg.), Ester. Mit Beiträgen aus Judentum, Christentum, Islam, Literatur, Kunst, Wittingen 2005.

10 David Daube, Esther (1989), Oxford 1995, charakterisiert das Buch mit den Worten (2f): „It is precisely when we accept it on its terms that its earnest, desperately earnest, message and the magnificent, multifaceted artistry rendering it convincing and palatable are revealed… The starting-point is a characterisation of the Jews [Anm: Esth 3:8] which, let us note, though articulated by Haman in a distinctly malevolent tone and with the most evil intention, is nowhere substantially disputed.“. … „When one of them offends, as Mordecai does in not prostrating himself before Haman, it tends to be held against all. Haman displays this inclination with shocking opennes but we should no miss the hint that it already motivates those who report the slight to him. Again, once the state withdraws its protection, massive participation in organized excesses is forthcoming. The populace's response to Ahasverus's initial edict allowing every kind of violence is reminiscent of the Kristallnacht in 1938…“

11 Herodot, Hist. I, 106, Vgl. Josef Feix (Hg.), Herodot Historien. Griechisch-deutsch, 2 Bde., München / Zürich (4. Aufl.) 1988.

12 Herodot, Hist. III,79.

13 Zu den Quellen Vgl. Bezalel Porten, Archives from Elephantine. The Life of an Ancient Jewish Military Colony, Berkeley – Los Angeles 1968, 278–298.

14 Josephus, Ant. Jud. XI,297–301; Vgl. Henry St. J. Thackeray, Flavius Josephus: Antiquitates Iudaicae – Jewish Antiquities, New York 1929. Die von Josephus geschilderten Vorgänge haben m. E. einen historischen Kern, Vgl. Deborah W. Rooke, Zadok's Heirs: The Role and Development of the High Priesthood in Ancient Israel, OTM, Oxford 2000, 222–225.235–236. Zur Diskussion um diese Identifikation Vgl. Hugh G.M. Williamson, The Historical Value of Josephus' Antiquities XI,297–301, JTS 28, 1977, 48–67 (kritisch), dagegen: James C. Van der Kam, From Joshua to Caiaphas. High Priests after the Exile, Minneapolis – Assen 2004, 58–63. Reinhard Achenbach, Satrapie, Medinah und lokale Hierokratie. Zum Einfluss der Statthalter der Achämenidenzeit auf die jüdischen Tempel und ihre Priesterschaft und zu dessen Folgen für die Gestalt sakraler Ursprungslegenden im Pentateuch, in: ders. / Hans Neumann (Hg.), Konkurrenz und wechselseitiger Einfluss divergenter Rechtsordnungen im Alten Orient, BZAR, 2009 (im Druck).

15 Zvi Yavetz, Judenfeindschaft in der Antike, München 1997, 53–63, weist allerdings darauf hin, dass die Judenfeindschaft der Ägypter Unterstützung bei dem korrupten persischen Statthalter Widranga fand, dass aber andererseits der Schutz der persischen Behörden, den sie mit der Genehmigung des Wiederaufbaus in Anspruch nahmen, ihnen auf Dauer wenig genützt haben dürfte. Vielmehr scheinen sie in den Strudel der antipersischen Aufstände als Perserfreunde geraten zu sein. „Als Artaxerxes III. Ägypten wieder eroberte, gab es keine Juden mehr in Elephantine“ (ebd., 63).

16 Vgl. die einschlägigen Argumente hierzu bei A. Meinhold, Esther, 17–19; J.D. Levenson, OTL, 23–27; anders Ran Zadok, On the Historical Background of the Book of Esther, BN 24, 1984, 18–23. Zur Frage des historischen Hintergrundes siehe weiter im Folgenden, Abschnitt IV.

17 J.D. Levenson, Esther, 26.

18 Vgl. hierzu die Überlegungen am Ende dieses Aufsatzes.

19 Joshua Berman, Aggadah and Anti-Semitism: The Midrashim to Esther 3:8, Judaism 38, 1989, 185–196; Beate Ego, Targum Scheni zu Ester. Übersetzung, Kommentar und theologische Deutung, Texte und Studien zum Antiken Judentum 54, Tübingen 1996.

20 Der älteste Beleg für die Feier eines „Tages des Mardochai“ (in Verbindung mit dem Nikanortag”) am 14. Adar in 2 Makk 15,36 setzt um ca. 50 v. Chr. die Kenntnis eines entsprechenden Festes in Palästina voraus. Bezüge zu dem unter Artaxerxes II. zur gleichen Zeit begangenen Farvardigan-Fest sind unsicher (Vgl. Arndt Meinhold, Art. Esther / Estherbuch, RGG 2, Tübingen (4. Aufl.) 1999, 1594–1587.

21 F. Crüsemann, Gesetze (s.o. A. 7), hat diese Frage aufgeworfen, aber leider nicht ausgeführt.

22 So ist zwar nach den Kategorien der modernen Rechtswissenschaft eine völkerrechtliche Bewältigung der Genozid-Problematik erst eine Fragestellung des 20. Jahrhunderts (Vgl. HansRichard Reuter, Art. Völkermord, RGG 8, 4. Aufl., 2005, 1154–1155), der Sache nach ist das Problem des Genozids allerdings schon mit den gegen ganze Ethnien gerichteten Massakern der Antike verbunden und das Problem nach der Möglichkeit einer Sanktionierung desselben hat jedenfalls schon die Schriftgelehrten der alttestamentlichen Zeit beschäftigt. Die Gewaltförmigkeit der in Est 8f erzählten Maßnahmen ist dabei in der antijüdischen Rezeptionsgeschichte des Buches immer den Juden angelastet worden, während das horrende Verhalten der Täter stillschweigend in den Hintergrund trat, mit der perversen Folge, dass die nichtjüdischen Leser die Opfer der Erzählung zu Tätern umstilisiert, bzw. die jüdischen Erzähler des Esterbuches der Neigung zur Gewalttätigkeit bezichtigt haben, darunter auch Martin Luther (hierzu: Hans Bardte, Luther und das Buch Esther, Tübingen 1964); Vgl. weiter: Beate Ego, Die Gewaltthematik im Esterbuch, in: K. Finsterbusch (Hg.), Bibel nach Plan?, Göttingen 2007, 54–74.

23 Hierzu John Barton, Amos's Oracles against the Nations. A study of Amos 1.3–2.5, Cambridge / London u.a. 1980.

24 Eckart Otto, Art. Völkerrecht III. Alter Orient und Israel, RGG 8, 4. Aufl., 2005, 1158–1159: „Unter antikem V. soll, obwohl der Begriff V. in modernem Sinne fehlt, eine rechtliche Ordnung mehrerer selbständiger, sich gegenseitig als gleichberechtigt anerkennender und durch einen rechtsgeregelten Austausch kultureller und wirtschaftlicher Art verbundener Staaten verstanden werden. Forschungspositionen, die der Antike ein V. absprechen, da der Gedanke des souveränen Staates als Voraussetzung des V. fehle oder es sich nicht um Recht im vollgültigen Sinne des Wortes handle, da die Götter in die Rechtsdurchsetzung einbezogen seien, greifen zu kurz, da sie einseitig von neuzeitlicher Rechtsdefinition geleitet sind.“ (ebd., 1158).

25 Eckart Otto, Krieg und Frieden in der Hebräischen Bibel und im Alten Orient. Aspekte für eine Friedensordnung in der Moderne, Theologie und Frieden 18, Stuttgart / Berlin / Köln 1998, 37–75; zum mythologischen Hintergrund solcher Überzeugungen in Ägypten und Kanaan Vgl. ebd., 13–36.

26 Rykle Borger, Die Inschriften Asarhaddons, Königs von Assyrien, AfO Beih. 9, Graz 1956 (ND Osnabrück 1967), § 27, Episode 3:29; Übers. E. Otto, Krieg, 53f.

27 B. Oded, Mass Deportations and Deportees in the Neo-Assyrian Empire, Wiesbaden 1979, 19; zur Diskussion Vgl. E. Otto, Krieg, 69 A. 214 (Lit.).

28 Hans Wildberger, Jesaja. 1. Teilband 1–12, BK X/1, Neukirchen-Vluyn 1972, 396; zur historischen Einordnung des Textes in der Spätzeit des neuass. Reiches Vgl. Hermann Barth, Die Jesaja-Worte in der Josiazeit. Israel und Assur als Thema einer produktiven Neuinterpretation der Jesajaüberlieferung, WMANT 48, 1977, 21–34.

29 Vgl. HALAT I,477; II,1436f.

30 Zur weiteren Entfaltung der Vorstellung von einem messianischen Frieden und der Problematik der Pazifizierung Vgl. E. Otto, Krieg, 121–151.

31 Zur literarkritischen Rekonstruktion Vgl. Jan C. Gertz, Tradition und Redaktion in der Exoduserzählung. Untersuchungen zur Endredaktion des Pentateuch, FRLANT 186, Göttingen 2000, 370f.

32 Eckart Otto, Mose und das Gesetz. Die Mose-Figur als Gegenentwurf Politischer Theologie zur neuassyrischen Königsideologie im 7. Jh.v.Chr., in: ders. (Hg.), Mose. Ägypten und das Alte Testament, SBS 189, Stuttgart 2000, 43–83; Meik Gerhards, Die Aussetzungsgeschichte des Mose. Literar- und traditionsgeschichtliche Untersuchungen zu einem Schlüsseltext des nichtpriesterschriftlichen Tetrateuch, WMANT 109, Neukirchen-Vluyn 2006, 149–249.

33 Wie weit die Gefahr einer möglichen Vernichtung durch die Ägypter zurückreicht, mag man im übrigen ermessen, wenn man bedenkt, dass schon in der ersten historischen Erwähnung des Namens Israel seitens der Ägypter auf der Stele Merenptahs von der Verwüstung die Rede ist: „Israel liegt wüst und hat keinen Samen/kein Saatgut mehr“ (Manfred Görg, Die Beziehungen zwischen dem alten Israel und Ägypten. Von den Anfängen bis zum Exil, EdF 290, Darmstadt 1997, 58–63).

34 E. Otto, Krieg, 99–105; zur Anerkenntnis von internationlen Regeln im Kriege seitens der Griechen und Perser Vgl. David J. Bederman, International Law in Antiquity, Cambridge 2001, 245–263. Xenophon, Kyrup. 7.V,73, geht gar davon aus, dass auch in einem Eroberungskrieg ein universales, internationales Regelwerk gelte (νόμος γὰρ ἐν πᾶσιν ἀνθρώποις αἰδιός ἐστιν). Dieses betrifft nicht nur die Nutzungsrechte des Eroberers einer Stadt (ebd.), sondern ermöglicht auch Waffenstillstandsabkommen, etwa zur Verschonung von Ländereien (Vgl. Kyrup. 5.IV,24–28; Vgl. Rainer Nickel (Hg.), Xenophon: Kyrupädie. Die Erziehung des Kyros, Zürich 1992). Die Verletzung des Rechts auf ungehinderte Religionsausübung im Kriege gilt als Verstoß gegen allgemein gültige humanitäre Rechtsnormen, die Verletzung der religiösen Schutzrechte begründet nach der Schilderung der Auffassung der Spartaner bei Thukydides sogar ein Widerstandsrecht, für dessen Ausübung man nicht nachträglich zur Rechenschaft gezogen werden darf, Vgl. Thukydides, Pelopon. Krieg, III.56,2: πόλιν γὰρ αὐθοὺς τὴν ἡμετέραν κατακαμβάνοντας ἐν σπονδαῖς καὶ προσέτι ἱερομνηνίᾳ ὀρθῶς τε ἐτιμωρησάνεθα κατὰ τὸν πᾶσι νόμον καθεστῶτα, τὸν ἐπιόντα πολέμιον ὅσιον εἶναι ἀμύνεσθαι, καὶ νῦν οὐκ ἂν εἰκότως δι’ αὐτοὺς βλαπτοίνεθα.– „They (the Thebans) attempted to seize our city in time of peace, and furthermore on a day of festival; therefore we were justified in punishing them in accordance with the law which has universal sanction, that it is right to repel him who comes against you as an enemy; and now we cannot reasonably be made to suffer on their account.“ (Charles F. Smith, Thucydides: History of the Peloponnesian War (4 volumes), London / Cambridge (Mass.) 1962ff., vol. II, 1965, 96–99).

35 Zur Begründung für die Ansetzung von Dtn 7 als spät-dtr. Vgl. R. Achenbach, Israel zwischen Verheißung und Gebot. Literarkritische Untersuchungen zu Deuteronomium 5–11, EHS XXIII/422, Frankfurt a.M. 1991, 212–288. Zum Sonderfall der Amalekiter s. im Folgenden.

36 E. Otto, Krieg und Frieden, 106f.

37 Aus: Aischylos, Tragödien und Fragmente, herausgegeben und übersetzt von Oskar Werner, Tübingen (3. Aufl.) 1980, 294f; Vgl. A. Berlin, Esther, 40.

38 Eine weitere legendäre Ausmalung des Topos bietet Daniel 3,3–13, allerdings dahingehend gesteigert, dass anstelle des Herrschers seinem Bilde rituelle Verehrung erwiesen werden soll.

39 Vgl. hierzu im Folgenden zu Herodot VII, 136.

40 L.B. Paton, Esther, 196, verweist neben Aischylos, Perser, 643ff, auf Plutarch, Themistokles XXVII; Quintus Curtius Rufus, (Hist. Alex.) VIII,5.5ff.

41 Übersetzung aus Wolfgang Kraus /s Martin Karrer (Hg.), Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung, Stuttgart 2009, 603f.

42 Hierzu David Daube, Esther, Oxford 1995, 14f.

43 Die griechische Geschichtsschreibung überliefert mehrfach Episoden, in welchen die Existenz eines transnationales Bewusstseins von religiös und humanitär motivierten Regeln im Kriegsfall konstatiert wird (Vgl. David J. Bederman, International Law in Antiquity, Cambridge 2001, 207–266).

44 Vgl. hierzu Josef Wiesehöfer, „Denn ihr huldigt nicht einem Menschen als eurem Herrscher, sondern nur den Göttern“. Bemerkungen zur Proskynese in Iran, in: Carlo G. Cereti / Mauro Maggi / Elio Provasi (Hg.), Religious Themes and Texts of Pre-Islamic Iran and Central Asia. Studies in Honour of Gh. Gnoli on the Occasion of his 65th Birthday on 6th December 2002, Wiesbaden 2003, 447–452, (der Titel zitiert Xenophon, Anabasis III,2.13); ders., Art. Proskynesis, in: Der Neue Pauly 10, 2001, 443–444.

45 Aischylos, Agammemnon, 919f.925; Xenophon, Anab. 3,2.13. Zur Vorgeschichte und zu der Tendenz zur Vergottung noch Lebender Vgl. Christian Habicht, Gottmenschentum und Griechische Städte, München (2. Aufl.), 3–41.

46 Arrian, Anabasis Alexandrou 4.11.8–9; Lucien Cerfaux / Jules Tondriau, Le culte des souverains dans la civilisation gréco-romaine, Bibliothèque de Théologie Ser. III Vol. V, Tournai 1957, 139–143; Leon Mooren, the Nature of the Hellenistic Monarchy, in: Edmond van't Dack / P. van Dessel / W. van Gucht (Hg.), Egypt and the Hellenistic World, Studia Hellenistica 24, Leuven 1983, (205–240) 223f.

47 L. Cerfaux / J. Tondriau, a.a.O., 189–227; die Entwicklung war hierzu durchaus komplex, Vgl. Fritz Taeger, Charisma. Studien zur Geschichte des antiken Herrscherkultes I, Stuttgart 1957, 255–308.

48 Zum Phänomen des inneren Zusammenhangs zwischen Ehrverletzung und Gewalt Vgl. Robert Hettlage, Gewalt der Ehre – Ehre der Gewalt. Über gesellschaftliche Zusammenhänge von Gewalt und Ehre in der Moderne, in: Kristin Platt (Hg.), Reden von Gewalt, München 2002, 121–149, der das Fortwirken vormoderner Ehrbegriffe in der Moderne beschreibt und dabei den soziogenetischen und psychogenetischen Zusammenhänge von Ehrgefühl und Gewaltausübung in den Blick nimmt.

49 Es kann nur als eine gründliche Verkehrung der Bedeutung des Esterbuches aufgefasst werden, wenn in Anknüpfung an antisemitische Klischees F. Taeger anstatt der Erfahrung des Judenhasses die These vom Menschenhass der Juden zum eigentlichen Thema des Buches erklärt, Vgl. ders., Charisma I, 435f.: „Die Proskynese wird im Ester-Buch, in dem der Haß der Juden gegen die heidnische Umwelt vielleicht seinen maßlosesten Ausdruck gefunden hat, abgelehnt.“

50 Das stark dtr geprägte Kapitel setzt die Theorie der Bannweihe voraus, die die dtr für die Landnahmeerzählung entwickelt haben, um die Unverbrüchlichkeit der Bindung Israels an sein angestammtes Gebiet zu betonen (Vgl. Dtn 7,2; 2,34; 3,6; Jos 6,17f.21; 7 u.ö.; 1 Sam 15,8.9.15.18.20.21). Sie wird auf die Amalekiter bezogen, weil diese – obgleich das Land nicht zu ihren angestammten Gebieten gehört – Israel angegriffen haben. Die an Gewaltmetaphorik reiche Sprache des Kapitels darf, zumindest nach der Erzähllogik der alttestamentlichen Texte, allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass am Beginn der kriegerische Überfall auf die israelitische Flüchtlingsschar stand (Ex 17). Die Theorie der Bannweihe ist ansonsten strikt auf das Thema der Landnahme beschränkt und hat mit der Debatte um die Problematik des Genozids nichts zu tun (s.o.). Die Vollstreckung des Banns durch die Hasmonäer war auf Einzelaktionen begrenzt (1 Makk 5,5) und vollzog sich nach den Vorgaben der Kriegsregeln des Deuteronomiums (Vgl. 1 Makk 3,36; 5,28; Dtn 20,5–9.10–18); hierzu Ch. Batsch, Le Herem de Guerre dans le Judaïsme du Deuxième Temple, in: S. Georgoudi (Hg.), La cuisine et l'autel. Les sacrifices en questions dans les sociétés de la Mediterranée ancienne, Turnhout 2005, 101–111.

51 Vgl. zur griechischen Tradition D.J. Bederman, International Law, 120–135; zum israelitischen Recht José E.R. Kidd, Alterity and Identity in Israel. The rg in the Old Testament, BZAW 283, Berlin & New York 1999.

52 Die Notiz wird meist als literarischer Einschub behandelt, der mit der Etablierung der Legende als Kern der Festlegende des Purim-Festes zusammenhängt und es zugleich durch die Datierung des Edikts auf den Vorabend des Passahfestes mit diesem korreliert.

53 A. Meinhold, Ester, 46.

54 Deutlich breiter belegt ist in der LXX das hier Epiteton diesparme/non, Est 3,8, bzw. das dazugehörige Verbum διασπείρω, Vgl. Lev 26,33; Dtn 28,64; Ps 43,12; Jes 11,12; 56,8 u.ö.; διασπορᾶ, Vgl. Dtn 28,25 – hebr.: זעוה, Vgl. 2 Chr 29,8* u.ö.

55 So ansonsten nur noch in dem aus hellenistischer Zeit stammenden Esrabuch (Esr 7,12.14.21.25.26; 8,36). Daneben ist die Verwendung des Begriffes in den Daniellegenden auffällig (Dan 2,9.13.15; 6,6.9.13.16; 7,25).

56 H. M. Wahl, Esther, 101ff.

57 Joshua Berman, Aggadah and Anti-Semitism: The Midrashim to Esther 3:8, Judaism 38, 1989, 185–196.

58 Vgl. J. Berman, a.a.O., 189ff.

59 HALAT 1476.

60 Peter Frei, Zentralgewalt und Lokalautonomier im Achämenidenreich, in: ders. / Klaus Koch, Reichsidee und Reichsorganisation im Perserreich, OBO 55, Freiburg (Schweiz) / Göttingen (2. Aufl.) 1996, 149, zur Sache ebd, 149–159.

61 P. Frei, Zentralgewalt, 152; R.G. Kent, Old Persian, 152.

62 P. Frei, a.a.O., 151; Texte Vgl. R.G. Kent, Old Persian. Grammar Texts Lexicon, New Haven (Conn.) 1953.

63 Vgl. BHS z. St.

64 Herodot, Hist. VII,104, rühmt die Spartaner wegen ihres mutigen Kampfes gegen die Perser mit dem Hinweis: „Über ihnen steht nämlich das Gesetz als Herr, das sie viel mehr fürchten als deine Untertanen dich. Sie handeln stets, wie ihnen das Gesetz befiehlt. Es gebietet aber stets das gleiche: vor keiner Zahl von Gegnern aus der Schlacht zu fliehen, sondern auf dem Platz zu bleiben in Reih und Glied und zu siegen oder zu sterben.“

65 In diesem Sinne soll der Begriff im Zusammenhang der vorliegenden Darstellung verstanden werden.

66 Vgl. die Verwendung des Verbums drm in 1 Kön 18,7.20 vom Widerstand gegen die Assyrer, 2 Kön 24,1.20; Ez 17,15 gegen die Babylonier die Rede; von der Versündigung gegen Jahwe: Num 14,9; Jos 22,16.18.19.22.29; Ez 20,38; Dtn 9,5.9.

67 A. Meinhold, Esther, 47.

68 Aus Friedrich Wilhelm König, Die Persika des Ktesias von Knidos, AfO 18, Graz 1972, 12; zum Vergleich mit den weiteren Überlieferungen und zur historisch kritischen Beurteilung Vgl. Pierre Briant, Histoire de l'empire perse de Cyrus à Alexandre, Paris 1996, 581–585.

69 P. Frei, Zentralgewalt, 155. Herodot, Hist. I,138 betont: „Die Lüge verdient bei ihnen [den Persern] den größten Schimpf!“ (αἴσχιστον δὲ αὐτοῖσι τὸ ψεύδεσθαι νενόμισται).

70 Zur Diskussion um die Deutung dieser Stelle Vgl. David J.A. Clines, The Esther Scroll. The story of the story, JSOT.S 30, Sheffield 184, 175 A. 6; P. Frei, Zentralgewalt, 86f.

71 Die religiös-ideologische Funktion dieser Theorie bezieht sich ausschließlich auf die Begründung eines Landanspruchs (Georg Braulik, Die Völkervernichtung und die Rückkehr Israels ins Verheißungsland. Hermeneutische Bemerkungen zum Buch Deuteronomium, in: Johan Lust / Marc Vervenne (Hg.), Deuteronomy and Deuteronomic Literature, FS C.H.W. Brekelmans, BEThL 133, Leuven 1997, 3–38; E. Otto, Krieg, 106) und ist nicht auf die weitere Ausformung des israelitischen Kriegsrechts in Dtn 20 zu beziehen, die Regeln entwickelt, die im Rahmen kriegerischer Auseinandersetzungen gelten.

72 2 Sam 14,7 fordert eine Sippe die Herausgabe eines Brudermörders (חרג), damit dieser der kollektiven Bestrafung durch die Tilgung seines Lebens und aller seiner Ansprüche (שמד hif.) ausgeliefert werden kann.

73 Vgl. zur Verwendung dieses Verbums in der LXX außer Est 3,13; 9,24; 13,17; 14,8 auch 1 Esr 6,32 (das Edikt des Darius droht all denen Vernichtung an, die den Tempelbau behindern); 1 Makk 9,73 (Jonathan vernichtet die Gottlosen, die sich der ἀσεβεία schuldig gemacht haben); 3 Makk 4,13: „ Heftig zürnend befahl er (König Ptolemaios Philopator), … 14 jede Familie namentlich zu erfassen, nicht für den vorne kurz angedeuteten, mühevollen Arbeitsdienst, sondern um die, die durch befohlene Misshandlungen gefoltert waren, endlich zur Zeit eines Tages zu vernichten.“ Vgl. auch 3 Makk 5,40.

74 Hierzu Shemaryahu Talmon, Wisdom in the Book of Esther, VT 13, 1963, 419–455.

75 Vgl. aber auch Jes 3,5; Jos 6,21; Gen 19,4; Ex 10,9.

76 Vgl. Gen 34,29; 45,19; 46,5; Num 31,17.18; 32,26; 2 Chr 20,13; 31,18.

77 Vgl. an einem Tag sollen die Söhne Elis sterben (1 Sam 2,34), schlagen die Israeliten 100.000 Aramäer (1 Kön 20,29), ergeht Gottes Gericht über Israel (Jes 9,14), die Assyrer (Jes 10,17), Babel (Jes 47,9), aber an einem Tag wird Gott auch die Schuld des Landes beseitigen (Sach 3,9), der eine Tag ist allein ihm bekannt (Sach 14,7) und er wird allein herrschen an jenem Tag (Sach 14,9!).

78 Vgl. Ez 26,12; 29,19; 38,12.13; 39,10; Jes 33,23; 2 Chr 20,25; 28,8.

79 Der Modus der schnellen Verbreitung mit Hilfe des persischen Verkehrssystems ist vielfach beschrieben worden (Vgl. Hdt., Hist. V,52; Xen., Kyrup. VIII.6,17–18), Vgl. H.M. Wahl, Esther, 104f.

80 Die Fiktion über königliche Edikte und Sendschreiben ist in der jüdischen Literatur der spätalttestamentlichen Zeit zu einem festen Topos geworden (Vgl. Esr 1,2–4; 4,7–22; Dan 3,31–4,34; 1 Makk 1,43–56; 6,55–63; 2 Makk 1,1–9; 13,23–26; 3 Makk 3,11–29; 6,27–41; 7,1–23), Vgl. Elias Bickermann, Der Gott der Makkabäer, Berlin 1937, 120–126.

81 Zum Vergleich Hdt. Hist. III,95: „Die Gesamtsumme all dieser jährlichen Abgaben an Dareios beträgt 14560 euboische Talente.“ H.M. Wahl, Esther, 103. 3 Makk 3,27–28 nimmt das Motiv wieder auf.

82 2 Makk 14,37f schildert eine solche rechtsgelehrte Persönlichkeit: „Ein gewisser Razis aber von den Ältesten Jerusalems wurde bei Nikanor angezeigt. Er war ein gegenüber seinen Mitbürgern liebevoller Mann in bestem Ruf, welcher dem Wohlwollen, das er genoss entsprechend „Vater der Juden“ genannt wurde. Er hatte nämlich in den vorherigen Zeiten der Spaltung ein Rechtsverfahren für das Judentum eingebracht und mit aller Ausdauer Leib und Leben für das Judentum eingesetzt.“

83 Die genaue Form der Todesart, ob durch Erhängung oder Pfählung oder eine Art der Kreuzigung ist nicht klar, Vgl. zum Problem Timothy C.G. Thornton, The Crucifixion of Haman and the Scandal of the Cross, JTHS 37, 1986, 419–426. Pfählung und Kreuzigung sind als Hinrichtungsarten der Perser überliefert (Vgl. Herodot, Hist. III,159; IV,43), aber auch die schändliche Aussetzung der Leichname (Hist VII,238). Vgl. H.M. Wahl, Esther, 154f.

84 A. Meinhold, Esther, 101f, hat in einer glänzenden Skizze die vom Erzähler entwickelte Typologie der Judenfeindschaft herausgearbeitet: „Die Judenfeinde entsprechen dem weisheitlichen Muster des Toren (Vgl. z.b. Spr. 26,27a). Ihre Torheit erweist sich an dem besonderen Fall ihres Verhaltens einer Minderheit gegenüber, die allerdings über Beziehungen zum Hof verfügt. Die Judenfeinde treten schließlich massenweise auf, obgleich ein einzelner den Anfang gemacht hatte. […] Trotz eines erfolgversprechenden Kalküls werden die wirklichen Verhältnisse und Zusammenhänge vom Judenfeind nicht wahrgenommen, […] So fällt die Masse der Judenfeinde neben ihrer Verderbtheit auch ihrer Blindheit zum Opfer (9,5–16). Sie ist nicht (mehr?) erkenntnisfähig. Aber sie ist bewaffnet und zum Vernichten der ausersehenen Opfer entschlossen (8,11a).“

85 Vgl. die differenzierte Behandlung von Knaben und Frauen in der Lehrerzählung über den Midianiterkrieg, Num 31,17f.

86 Vgl. Ex. 15,16; Dtn 2,25; 11,25; Jes 2,10; Jer 33,9; Ps 14,5.

87 Die Vokabeln שנא und איב sind Synonyme für den hasserfüllten Gegner, der in feindlicher Absicht die offene Konfrontation und Feindschaft sucht (Vgl. Ps 69,5; 106,10 u.ö.; E. Jenni, Art. איב ʾωjēb Feind, THAT I, 1978, 118–122; ders., Art. שנא śnʾ hassen, THAT II, 1979, 835–837).

88 A. Meinhold, Esther, 84, verweist darüber hinaus noch auf den Aspekt, der von Est 4,13f zu bedenken ist: „wo Mardochai Esther für den Weigerungsfall den eigenen und den Untergang ihrer Familie angedroht hatte, ist es ganz undenkbar, daß das Geschlecht des Judenfeindes bestehen bleiben könnte.“

89 In LXX B 9,16 15.000, A 8,46 (9,16) 70.100. M.-T. Wacker, Ester, 43, interpretiert die Erzählung als ein Exempel, welches im Zusatz E der LXX-Version noch einmal vor allem durch eine ausführlicher Version des 2. Edikts modifiziert wird: „Sollte es doch zu Angriffen kommen, soll man den Juden in ihrer Verteidigung beistehen – Kampfhandlungen von jüdischer Seite sind hier nur für den äußersten Notfall vorgesehen und als Defensivaktionen bezeichnet (E20). Mit der LXX-Version der Ereignisse ist eine Stimme des hellenistischen Judentums überliefert, die den Spielraum politischen Handelns angesichts eines drohenden Genozids anders als die hebräische Version in den Blick bringen kann: nicht als möglicherweise sogar notwendige Entfaltung aggressiver Stärke auf Seiten des jüdischen Volkes, geeignet, den unberechenbaren, affektgesteuerten Beherrscher eines zentralistisch strukturierten und absolutistisch regierten Imperiums zu beeindrucken und für sich zu gewinnen, sondern als Setzen auf die selbstwirksame Kraft politischer Rhetorik und auf Abschreckungsmaßnahmen, so dass deshalb die mit der Waffe auszuübende Gewalt minimiert werden kann.“

90 Die Novelle kreiert eine weitere Gestalt in der Reihe der großen Retterinnen Israels gemeinsam mit Deborah, Jael und Judith und bildet damit eine in diversen fortgeschriebenen Buchgestalten dann sich entwickelnde jüdische Variante in einer Reihe von Frauen-Romanen der hellenistischen Zeit aus (Vgl. hierzu: Linda Day, Three Faces of a Queen. Characterization in the Books of Esther, JSOT.S 186, Sheffield 1995).

91 Aegyptiaca, nach: Diodorus Siculus, Bibliotheca Historica XL,3.4.

92 Josephus, Contra Apionem I,190–193.

93 Josephus, Contra Apionem I, 73–90.

94 E. Zenger, Das Buch Ester, in: ders., Einleitung in das Alte Testament, StbTh 1,1, Stuttgart (6.Aufl.) 2006, 302–311.308.

95 Ingo Kottsieper, Zusätze zu Ester, in: O.H. Steck / R.G. Kratz / I. Kottsieper, Das Buch Baruch. Der Brief des Jeremia. Zusätze zu Ester und Daniel, ATD A 5, Göttingen 1998, 109–207.129; Harald M. Wahl, Esther-Forschung, ThR 66, 2001, 103–130.123f.

96 Martin Hengel, Judentum und Hellenismus. Studien zu ihrer Begegnung unter besonderer Berücksichtigung Palästinas bis zur Mitte des 2. Jh. v. Chr., WUNT 10, Tübingen 1969, 480f. ebd. A. 43: „Auch wenn das erst um die Zeitwende entstandene 3. Makk. legendär ist, …, enthält es doch, wie sein Bericht über die Schlacht von Raphia zeigt …, auch gutes historisches Material.“ Zur Datierung von 3 Makk. Vgl. V. Tcherikover, The Third Book of the Maccabees as a Historical Source of Augustus' time, ScrHieros 7, 1961, 1–26.

97 John G. Gager, The Origins of Anti-Semitism. Attitudes Toward Judaism in Pagan and Christian Antiquity, Oxford / New York 1983, 39ff.; Peter Franz Mittag, Antiochus IV. Epiphanes. Eine politische Biographie, KLIO NF 11, Berlin 2006, 256–262.

98 Zur Bewertung der unterschiedlichen Quellen und Positionen Vgl. Victor Tcherikover, Hellenistic Civilization and the Jews, Philadelphia / Jerusalem 1959 (ND: 1999), 175–203.218–220.

99 Zu den unterschiedlichen Positionen der Zeit, die sich in einer quietistischen Frömmigkeit der hebräischen Bearbeitung des aramäischen Danielbuches niedergeschlagen haben (Dan 1,8–12; 11,33–35), andererseits in eschatologischen Erwartungen an einen endzeitlichen Kampf in der Tier-Apokalypse des äth. Henoch (1 Hen 90,6–19) Vgl. Rainer Albertz, Religionsgeschichte Israels in alttestamentlicher Zeit. Göttingen 1992, 659–672; ders., The Social Setting of the Aramaic and Hebrew Book of Daniel, in: John J. Collins / Peter W. Flind (Hg.), the Book of Daniel. Composition and Reception, Leiden u.a. 2001, 171–04, bes. 193–202; Kai Trampedach, Die Hasmonäer und das Problem der Theokratie, in: Andreas Pe|ar / ders. (Hg.), Die Bibel als politisches Argument, BHZ NF 43, München 2007, 37–66.

100 Text Vgl. Otto Michel / Otto Bauernfeind (Hg.), Flavius Josephus, De Bello Judaico. Der Jüdische Krieg, München / Darmstadt 1963ff.

101 Vgl. hierzu R. Albertz, Religionsgeschichte, 603f.; K. Trampedach, Hasmonäer, 50f.

102 Die Betonung des Umstandes, dass sich die Juden nicht am Eigentum der Judenfeinde vergriffen hätten (Est 9,16) ist – wie vieles in der Erzählung – doppelsinnig: einerseits wird in apologetischer Weise dem Verdacht entgegengewirkt, die Juden seien erpicht auf eine wirtschaftliche Ausbeutung der anderen Völker; andererseits wird klar, dass sich die Juden nicht am Eigentum der Fremden verunreinigt haben. Dies kritisiert etwa der Habakuk-Pescher aus Qumran an den Hasmonäern, Vgl. 1 QpHab 8,8–13.

103 Zur Auseinandersetzung mit entsprechenden Thesen von Elias Bickermann (The Jews, their History, culture and Religion I, (hg. L. Finkelstein), 1949, 102), Martin Hengel (Judentum und Hellenismus, 559) und Chr. Habicht (Hellenismus und Judentum. Heidelberger Akad. der Wissenschaften 1974, 97–110) Vgl. Zvi Yavetz, Judenfeindschaft in der Antike, München 1997, 29ff, und ders., Judaeophobia in Classical Antiquity: A Different Approach, JJS XLIV, 1993, 1–22.8ff., der darauf hinweist, dass sich judenfeindliche Akte und Haltungen sukzessive und in mehreren Phasen seit der Perserzeit entwickelt haben. Ähnlich J.G. Gager, Origins, 40f., der einerseits betont, dass die pejorative Tradition von den Ursprüngen der jüdischen Religion stärker gewirkt habe, als man gemeinhin vermutet, dass aber die Quellenlage, was heidnische Ansichten über das Judentum aus dem 2. Jh. angeht, eher mager ist. Vgl. Menahem Stern, Greek and Latin Authors on Jews and Judaism. Volume One: From Herodotus to Plutarch, Jerusalem 1976, für das 3. und 2. Jh. v. Chr. S. 87–147.

104 Zur sukzessiven Ausgestaltung der Überlieferung in den Textvarianten Vgl. David J.A. Clines, The Esther Scroll. The Story of the Story, JSOT.S 30, Sheffield 1984.

105 Ingo Kottsieper, Zusätze zu Ester, 109–207.124f.

106 I. Kottsieper, a.a.O., 125–128.

107 Textausgabe Vgl. Folker Siegert (Hg.), Flavius Josephus, Über die Ursprünglichkeit des Judentums (Contra Apionem), SIJD 6,1–2, Göttingen 2008.

108 Textausgaben Vgl. John C. Yardley / Anthony A. Barrett, Tacitus – The Annals: The Reigns of Tiberius, Claudius, and Nero, Oxford / New York 2008; Charles H. Oldfather, Diodor Bibliotheca Historica – The Library of History, LCL, Cambridge (Mass.) 1989ff.; J.C. Rolfe, C. Suetonii Tranquilli De vita XII Caesarum (The Lives of the Twelve Ceasars): III Tiberius, LCL, Cambridge Mass. 1913–1914.

109 Z. Yavetz, Judenfeindschaft, 95–114, Lit. ebd., 116f.

110 Josephus, Ant. Jud. XI, 184–296, kennt die Zusätze zum Esterbuch und verarbeitet sie. Vgl. weiterhin Joshua Bermann, Aggadah and Anti-Semitism: The Midrashim to Esther 3:8, Judaism 38, 1989, 185–196.

Empfehlen


Export Citation