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Konfliktlösungsmechanismen in altvorderasiatischen Staatsverträgen


Seiten 13 - 21

DOI https://doi.org/10.13173/zeitaltobiblrech.19.2013.0013




Frankfurt a. M.

1 Zur Frage der Terminologie siehe auch den Beitrag von M. Stolleis in diesem Band.

2 Zur Anwendbarkeit des Völkerrechtsbegriffs auf das alte Vorderasien H. Neumann, s.v. „Staatsvertrag, II. Alter Orient‟, in: H. Cancik / H. Schneider (Hg.), Der Neue Pauly 11, Stuttgart – Weimar 2001 (879– 880) 879.

3 Überblick bei A. Altman, Tracing the Earliest Recorded Concepts of International Law. The Ancient Near East (2500–330 BCE), Leiden –Boston 2012, xxi–xxvi.

4 Dazu im Hinblick auf die Rechtssammlungen G. Pfeifer, Vom Wissen und Schaffen des Rechts im Alten Orient, Rechtsgeschichte 19, 2011, 263–266.

5 Dieses vom Verf. gemeinsam mit H. Neumann und S. Paulus verfolgte Projekt ist im Rahmen der von der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts herausgegebenen Reihe „Staatsverträge des Altertums‟ angesiedelt.

6 Dieser Ansatz ist zusätzlich motiviert durch die Befassung des Verf. mit gerichtlicher und außergerichtlicher Konfliktlösung im Rahmen des gleichnamigen LOEWE-Forschungsschwerpunkts in Frankfurt a. M. (www.konfliktloesung.eu).

7 Dazu etwa E. Otto, Völkerrecht in der Hebräischen Bibel und seine altorientalischen Wurzeln, ZAR 12, 2006 (29–51) 29 f. mit zahlreichen Literaturnachweisen; K.-H. Ziegler, Völkerrecht in den antiken Welten, in: M. Lang / H. Barta / R. Rollinger (Hg.), Staatsverträge, Völkerrecht und Diplomatie im alten Orient und in der griechisch-römischen Antike, Wiesbaden 2010 (27–38) 29.

8 Grundlegend zu diesem M. Kaser, Ius Gentium, Köln u.a. 1993.

9 B. Landsberger, Die Eigenbegrifflichkeit der babylonischen Welt, Islamica 2, 1926, 355–372 (Nachdruck mit Nachwort Darmstadt 1965, 2. Aufl. 1974).

10 Dazu zuletzt W. Sallaberger, Benno Landsbergers „Eigenbegrifflichkeit‟ in wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive, in: C. Wilcke (Hg.), Das geistige Erfassen der Welt im Alten Orient. Sprache, Religion Kultur und Gesellschaft, Wiesbaden 2007 (63–82) 64–66.

11 Otto, Völkerrecht in der Hebräischen Bibel (s.o. Anm. 7) 29.

12 Eine Kompilation der zwischen 2004 und 2010 im Journal of the History of International Law erschienenen Beiträge bei A. Altman, Tracing the Earliest Recorded Concepts of International Law (s.o. Anm. 3).

13 Für die hethitischen Staatsverträge insoweit nach wie vor maßgeblich V. Korošec, Hethitische Staatsverträge. Ein Beitrag zu ihrer juristischen Wertung, Leipzig 1931, 92–100; dazu auch H. Neumann, Zur rechtsgeschichtlichen und sozialpolitischen Bedeutung der hethitischen Staatsverträge aus dem 2. Jahrtausend v. Chr., in: Lang / Barta / Rollinger (Hg.), Staatsverträge (s.o. Anm. 7) (141– 155) 148. Allgemein für die Problematik in der Antike E. Otto, Völkerrecht in der Antike, ZAR 9, 2003, 201–209.

14 V. Korošec, Hethitische Staatsverträge (s.o. Anm. 13) 93, allerdings ohne aus dem Eidbruch folgende weltliche Sanktionen auszuschließen.

15 D.J. Bederman, International Law in Antiquity, Cambridge 2002, insbes. 50; dazu auch Otto, Völkerrecht in der Antike (s.o. Anm. 13) 208.

16 Dies ist vor allem dann offenkundig, wenn die Vertragstexte historische Einleitungen aufweisen, in denen die Vorgeschichte des Vertrags berichtet wird; dazu etwa Neumann, Bedeutung der hethitischen Staatsverträge (s.o. Anm. 13) 147; ausführlich A. Altman, The Role of the “Historical Prologue” in the Hittite Vassal Treaties: An Early Experiment in Securing Treaty Compliance, Journal of the History of International Law 6, 2004, 43–64.

17 Für eine derartige grundsätzliche Konfliktlösungsfunktion auch Otto, Völkerrecht in der Antike (s.o. Anm. 13) 208.

18 Altman, Tracing the Earliest Recorded Concepts of International Law (s.o. Anm. 3) 18 f.; für die altbabylonische Zeit ebd. 51–63.

19 In diesen Kontext fällt auch die Modifikation von Verträgen infolge veränderter Umstände; dazu Altman, Tracing the Earliest Recorded Concepts of International Law (s.o. Anm. 3) 121–123.

20 S. Lafont, L'arbitrage en Mésopotamie, Revue de l'arbitrage 4, 2000, 557–590.

21 ARMT 26/2, 468, rev. 6′-9′: Remove Hit from the treaty tablet, and I shall commit myself! Then take the lead of the troops and get underway! After every single objective has been accomplished – afterwards, the kings, our brothers, must sit down. They must give us directions on the case (of the other cities) and I will heed the judgements they render; translat. W. Heimpel, Letters to the king of Mari, Winona Lake 2003, 379.

22 Dazu auch Altman, Tracing the Earliest Recorded Concepts of International Law (s.o. Anm. 3) 79f.

23 Siehe etwa Altman, The Role of the “Historical Prologue” (s.o. Anm. 16) 43.

24 Zur Perspektivenbildung durch die Kontroverse um deren historischen Kern siehe Neumann, Bedeutung der hethitischen Staatsverträge (s.o. Anm. 13) 141f.

25 G. Pfeifer, Judizielle Autorität im Gegenlicht: Richter in altbabylonischer Zeit, zur Debatte „Richterkulturen‟ in: forum historiae iuris (August 2010, unter http://fhi.rg.mpg.de/debatte/richterkulturen/1008pfeifer.htm oder http://fhi.rg.mpg.de/debatte/richterkulturen/pdf-files/1008pfeifer.pdf), Rz. 11.

26 Für die altakkadische und neusumerische Zeit siehe dazu Altman, Tracing the Earliest Recorded Concepts of International Law (s.o. Anm. 3) 30–32.

27 Zu Formen einer „Schiedsgerichtsbarkeit‟ siehe oben bei Anm. 20.

28 So verweist beispielsweise Altman mehrfach mit feiner Ironie auf die Analogie (!) zwischen altvorderasiatischer Götterwelt und den Vereinten Nationen; vgl. etwa Altman, The Role of the “Historical Prologue” (s.o. Anm. 16) 50 mit Anm. 28, sowie ders., Tracing the Earliest Recorded Concepts of International Law (s.o. Anm. 3) 100.

29 CTH 1.I.41: 7 [Der Mann von Ḫurri hat den Eid gebrochen]. 8 [Meine] Majestät [schickte dem Mann von Ḫurri folgendermaßen eine Botschaft:] 9 [„Wenn sich irgendein Land von] di[r löst] 10 (und) sich [zum Lan]de Ḫatti wen[det], 11 [wie ist dann diese Angelegenheit?]‟ 12 [Der Mann von Ḫurri schickte] mir [folgendermaßen eine Botschaft:] 13 „Gewiß ebenso!‟ 14 [Nunmehr ist das Land Kizzuw]atna ein Rind von Ḫatti, 15 [es erkannte seinen?] Rinderstall, 16 es lö[ste sich von dem Mann von Ḫurri] 17 und wandte sich Meiner Majestät zu. 18 [Der Mann von Ḫurri] verging sich [gegen das Land Ḫ]atti, 19 und gegen das Land Kizz[uwatna verging er sich ganz besonders]. 20 [Das Land] Kizzuwatna [jubelte]? sehr viel über die Trennung. 21 [Nunmehr sind das Land] Ḫatti [und das Land] Kizzuwatna [von dem Eid wahrlich entbunden]; Übers. http://www.hethport.uni-wuerzburg.de/txhet_svh/translatio.php?xst=CTH%2041.I.1&expl=&lg=DE.

30 ARET XIII 43–76, Rs. VII 8–16: (§ 27) (Beim Fest) des Monats Isi, wenn (jemanden aus) Abarsal (jemand aus) Ebla bei einer Schlägerei tötet, wird er (als) Buße 50 Widder geben. – Übers. H. Neumann, Texte des 3. Jt. v. Chr. in sumerischer, akkadischer und hurritischer Sprache, in: B. Janowski / G. Wilhelm (Hg.), Staatsverträge, Herrscherinschriften und andere Dokumente zur politischen Geschichte, Gütersloh 2005 (= TUAT NF II) (1–26) 7.

31 Zu Rechtsgewohnheiten als Grundlage normativer Texte G. Pfeifer, Gewohnheitsrecht oder Rechtsgewohnheit(en) in altbabylonischer Zeit oder Was war die Grundlage des „Codex‟ Ḫammurabi?, ZAR 18, 2012, 127–132.

32 Dazu G. Pfeifer, Klageverzichtsklauseln in altbabylonischen Vertrags- und Prozessurkunden als Instrumentarien der Konfliktvermeidung bzw. Konfliktlösung, in: R. Rollinger / M. Lang / H. Barta (Hg.), Prozeßrecht und Eid: Recht und Rechtsfindung in antiken Kulturen (Teil I), im Druck.

33 Dazu oben bei Anm. 19.

34 ARET XIII 43–76, Vs. VI 6–VII 12: (§ 1) Wer auch immer den König verflucht oder die Götter verflucht oder das Land verflucht, wird sterben. (§ 2) Wenn es ein angesehener Mann aus Abarsal ist, muss Ebla (ihn) ausliefern; wenn es ein angesehener Mann aus Abarsal ist, [wird] Abarsal (selbst) [(ihn) sterben (lassen)]. (§ 3) [Wenn es ein angesehener Mann aus Ebla ist,] muss [Abarsal] (ihn) ausliefern; wenn es ein angesehener Mann aus Ebla ist, wird Ebla (selbst) (ihn) sterben (lassen); Übers. Neumann, Texte (s.o. Anm. 30) 4f.

35 KH X 13–29: Wenn ein Soldat oder ein Netzkämpfer in die Festung des Königs eingetreten ist und man nach seinem Wegbleiben sein Feld oder seinen Baumgarten einem anderen gegeben hat und dieser seiner Lehnspflicht nachgeht und jener zurückkommt und zu seiner Stadt hingelangt, so gibt man ihm sein Feld oder seinen Baumgarten zurück, und er geht selbst seiner Lehnspflicht wieder nach; Übers. W. Eilers, Codex Hammurabi. Die Gesetzesstele Hammurabis, Wiesbaden 2009, 37.

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