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„Gender Mainstreaming‟ im biblischen und altorientalischen Recht


Seiten 475 - 486

DOI https://doi.org/10.13173/zeitaltobiblrech.14.2008.0475




München

1 Rezensionsartikel zu Cheryl B. Anderson, Women, Ideology, and Violence. Critical Theory and the Construction of Gender in the Book of the Covenant and the Deuteronomic Law (Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 394, London: T&T Clark, 2004, XII + 148 S.); Renate Jost, Gender, Sexualität und Macht in der Anthropologie des Richterbuches (Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament 164, Stuttgart: Kohlhammer, 2006, 390 S.); Cynthia R. Chapman, The Gendered Language of Warfare in the Israelite-Assyrian Encounter (Harvard Semitic Monographs 62, Winona Lake: Eisenbrauns, 2004, XI + 204 S.); Elisabeth Meier Tetlow, Women, Crime, and Punishment in Ancient Law and Society, Bd. I: The Ancient Near East (New York/London: Continuum, 2004, XIV+338 S.).

2 Siehe aber bereits H. Washington, Violence and the Construction of Gender in the Hebrew Bible. A New Historicist Approach, BibInt 5, 1997, 324–363.

3 Für jemanden, der das Werk Th. W. Adornos schätzt, ist es schmerzlich, dass die Vf. es nur in wenig angemessenen amerikanischen Übersetzungen zur Kenntnis nimmt.

4 Siehe C. Pressler, The View of Women Found in Deuteronomic Family Laws, BZAW 216, 1993. Siehe dazu meine Rezension in ThLZ 119, 1994, 983–986.

5 Siehe N. Steinberg, Adam's and Eve's Daughters Are Many. Gender Roles in Ancient Israelite Society, Ph. D. Diss. Columbia University 1984.

6 R. J. Burnett-Bletsch, My Bone and My Flesh. The Agrarian Family in Biblical Law, Ph. D. Diss. Duke University 1998.

7 Wie sehr amerikanische Exegeten in der Gefahr stehen, diese Charakterisierung ihrer eigenen Gesellschaft in das Recht des antiken “Israel” zu projizieren, zeigt die Studie von H. Washington, „Lest He Die in the Battle and Another Man Take Her‟. Violence and the Construction of Gender in the Laws of Deuteronomy 20-22, in: B. M. Levinson / V. H. Matthews / T. Frymer-Kenski (Hg.), Gender and Law in the Hebrew Bible and the Ancient Near East, JSOT.S 262, Sheffield 1998, 185–213. Siehe dazu meine Rezension in: ThLZ 125, 2000, 49–52. Zum Familienrecht des Deuteronomiums siehe auch im Folgenden.

8 Siehe T. Frymer-Kenski, Reading the Women of the Bible. New Interpretations of Their Stories, New York 2002, XIV.

9 Zur komplexen Literaturgeschichte des Bundesbuches siehe zusammenfassend E. Otto, Book of the Covenant, in: Religion. Past and Present, Bd. II, Leiden 2007, mit weiterer Literatur; zur Literaturgeschichte des Deuteronomiums siehe id., Deuteronomy, ebd., Bd. III, Leiden 2007.

10 Siehe dazu E. Otto, Das Gesetz des Mose. Eine Literatur- und Rechtsgeschichte der Mosebücher, Darmstadt 2007.

11 Siehe E. Otto, „False Weights in the Scales of Biblical Justice? Different Views of Women from Patriarchal Hierarchy to Religious Equality in the Book of Deuteronomy, in: B. M. Levinson / V. H. Matthews / T. Frymer-Kenski (Hg.), Gender and Law in the Hebrew Bible and the Ancient Near East, JSOT.S 262, Sheffield 1998, 128–146.

12 Siehe E. Otto, Gottes Recht als Menschenrecht. Rechts- und literaturhistorische Studien zum Deuteronomium, Beihefte zur Zeitschrift für Altorientalische und Biblische Rechtsgeschichte 2, Wiesbaden 2002.

13 Siehe dazu E. Otto, Theologische Ethik des Alten Testaments, Theologische Wissenschaft 3/2, Stuttgart 1994, 61–64.

14 Siehe E. A. Knauf, Artikel Israel II. Geschichte. 1. Allgemein und biblisch, in: RGG4 IV, Tübingen 2001, (284–293) 287 mit weiterer Literatur.

15 Siehe G. Braulik, Haben in Israel auch Frauen geopfert? Beobachtungen am Deuteronomium, in: S. Kreuzer / K. Lüthi (Hg.), Zur Aktualität des Alten Testaments. FS G. Sauer, Frankfurt/Main 1991, 19–28; ders., Die Ablehnung der Göttin Aschera in Israel. War sie erst deuteronomistisch, diente sie der Unterdrückung der Frauen?, in: ders., Studien zum Buch Deuteronomium, SBAB 24, Stuttgart 1997, 81–118. Zur Kritik an der gegenläufigen Studie von H. V. Bennett, Injustice Made Legal: Deuteronomic Law and the Right of Widows, Strangers, and Orphans in Ancient Israel, The Bible and Its World, Grand Rapids 2002, der im dtn Gesetz „legalisiertes Unrecht‟ sieht, siehe differenzierter B. Wells, Sex, Lies, and Virginal Rape: The Slandered Bride and False Accusations in Deuteronomy, JBL 124, 2005, 41–72, sowie E. Otto, Das Recht der Hebräischen Bibel im Kontext der antiken Rechtsgeschichte. Ein Literaturbericht 1994-2004, ThR 71, 2006, (389–421) 413f.; ders., Perspektiven der neueren Deuteronomiumsforschung, ZAW 119, 2007 (im Druck).

16 Siehe E. Otto, Gottes Recht als Menschenrecht (BZAR 2), 248-268. Die Vf. neigt aber auch zur unhistorischen Idealisierung biblischen Rechts, wenn sie die Kritik des biblischen Rechts an der Homosexualität zu einer Kritik an der „Feminisierung des Mannes‟ reduziert, die eine „egalitäre Männerbeziehung‟ nicht betreffe; siehe dazu E. Otto, Artikel Homosexualität. II. Biblisch, in: RGG4 III, Tübingen 2000, 1884 mit weiterer Literatur. Hier wird ein grundlegendes Problem der Studie der Vf. besonders deutlich erkennbar. In dem Bemühen, dem biblischen Text für die Gegenwart innovative Impulse abzuringen, wird übersehen, dass zwei Jahrtausende der Kulturgeschichte einen emanzipatorischen Fortschritt der Befreiung gebracht haben, an dem biblische Motive zwar nicht geringen Anteil hatten, der gerade im Familienrecht die biblischen Rechtsvorstellungen aber weit hinter sich gelassen hat: Wer wollte noch heute den „störrischen Sohn‟ steinigen? Wie C. B. Anderson als Farbige in Gefahr steht, ihre negative Interpretation der amerikanischen Gesellschaft in das biblische Recht hineinzuprojizieren, steht die Vf. in Gefahr, ihre idealisierten Gegenwartshoffnungen in Israels Frühgeschichte als herrschaftsfrei und egalitär und im biblischen Recht, in diesem Falle der Homosexualität sogar im Keilschriftrecht, wiederzufinden. So geht ihre Interpretation von MAG. A. § 19 schlicht am Text vorbei; siehe dazu E. Otto, Das Deuteronomium. Politische Theologie und Rechtsreform in Juda und Assyrien, BZAW 284, Berlin / New York 1999, 152f. 188. 198. 208. 293 mit weiterer Literatur.

17 Siehe dazu E. Otto, Das Gesetz des Mose (Darmstadt 2007).

18 Siehe dazu jetzt H. U. Steymans, Die literarische und historische Bedeutung der Thronfolge Asarhaddons, in: M. Witte / K. Schmid / D. Prechel / J. C. Gertz (Hg.), Die deuteronomistischen Geschichtswerke. Redaktions- und religionsgeschichtliche Perspektiven zur „Deuteronomismus‟-Diskussion in Tora und Vorderen Propheten, BZAW 365, Berlin / New York 2006, 331–350; K. Radner, Assyrische ṭuppi adě als Vorbild für Deuteronomium 28,20-44?, a. a. O., 351-378 jeweils mit weiterer Literatur.

19 Darauf, dass die assyrische politische Theologie und religiöse Legitimation der Feldzüge der Könige erheblich komplexer war, als es die Vf. erkennen lässt, sei zumindest hingewiesen; siehe dazu E. Otto, Krieg und Frieden in der Hebräischen Bibel und im Alten Orient, ThFr 18, Stuttgart 1999, 37–75. Auch die Krönungshymnen zeigen ein differenzierteres Bild. Zur Analyse von Assurbanipals Krönungshymnus siehe M. Arneth, „Sonne der Gerechtigkeit‟. Studien zur Solarisierung der Jahwe-Religion im Lichte von Psalm 72, BZAR 1, Wiesbaden 2000, 57–108 mit weiterer Literatur.

20 Siehe S. Lafont, Femmes, droit et justice dans l'Antiquité orientale. Contribution à l'étude du droit pénal au Proche-Orient ancien, OBO 165, Fribourg/Göttingen 1999.

21 Siehe dazu die Rezensionen von R. Yaron in ZSRG.R 118, 2001, 388–405 und in ZAR 8, 2002, 389–398, sowie von E. Otto, Rechtsgeschichte (ThR 71), 412f., jeweils mit weiterer Literatur zum Thema.

22 Diese Sicht, dass die Talion ein amorritisch-tribales Relikt in der babylonischen Rechtsgeschichte gewesen sei, darf mit Fug und Recht als überholt bezeichnet werden, da sich die Dynamik in der altbabylonischen Rechtsgeschichte, die mit der Talion auf eine zunehmende Hierarchisierung in der babylonischen Gesellschaft reagiert, recht genau beschreiben lässt; siehe dazu E. Otto, Körperverletzungen in den Keilschriftrechten und im Alten Testament. Studien zum Rechtstransfer im Alten Orient, AOAT 226, Kevelaer/Neukirchen-Vluyn 1991, 51ff.; ders., Die Geschichte der Talion im Alten Orient und in Israel, in: ders., Kontinuum und Proprium. Studien zur Sozial- und Rechtsgeschichte des Alten Orients und des Alten Testaments, OBC 8, Wiesbaden 1996, 224–245.

23 Quellen eines Tribalrechts der Amorriter stehen uns schlicht nicht zur Verfügung. Die Dynamik der mesopotamischen Rechtsgeschichte ist also indigen und nicht durch die These des Einbruchs der Wüste in das Kulturland zu erklären; siehe dazu H. Neumann, Recht im antiken Mesopotamien, in: U. Manthe (Hg.), Die Rechtskulturen der Antike. Vom Alten Orient bis zum Römischen Reich, München 2003, 55–122, sowie zur Geschichte Mesopotamiens D. O. Edzard, Geschichte Mesopotamiens. Von den Sumerern bis zu Alexander dem Großen, Beck'sche Historische Bibliothek, München 2004.

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