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Vom Kriminalstrafrecht der Hethiter im Spiegel ihrer Rechtssatzung


Seiten 39 - 47

DOI https://doi.org/10.13173/zeitaltobiblrech.13.2007.0039




Leonberg

1 Trotz der eingehenden Darstellung des Sachverhalts – Hoffner spricht von „vivid details“ (H. A. Hoffner, The Laws of the Hittites, Leiden 1997, 188) – herrscht noch keine Eimigkeit über die Bedeutung des § 42. Jemand überquert mit seinem Rindvieh einen Fluß. Dazu hat er den Schwanz des Tieres ergriffen und läßt sich ziehen. Ein des Weges daherkommender Mann, der den Fluß ebenfalls überqueren will, stößt ihn weg und ergreift seinerseits den Schanz des Tieres. Der andere ertrinkt. Wenn Bryce dazu in einer Fußnote schreibt, der „offender“ habe „in a moment of panic in order to save his own skin“ (T. Bryce, Life and Society in rthe Hittite World“, Oxford 2002, 272, Anm. 16), gehandelt, so finde ich dafür in § 43 keinen Anhaltspunkt, denn wieso soll er erschrecken ? Er hat doch den anderen weggestoßen. Die Sanktion für die Tat entspricht im Ergebnis der des § 174. Der Täter hat rechtswidrig gehandelt, wenn auch nicht mit Tötungsabsicht. In beiden Fällen wird ein Mensch als Buße gegeben, das Königsgericht nicht erwähnt. Merkwürdigerweise wird das Königsgericht auch in § 44a nicht erwähnt, obwohl die übrigen den Schadenzauber betreffenden Entscheidungen seine Zuständigkeit statuieren (R. Haase, Zur sachlichen Zuständigkeit des Königsgerichts (DI.KUD LUGAL) in der hethitischen Rechtssatzug (G. Beckman et al. Hittite Studies in Honour of H. A. Hoffner, Jun., Winona Lake 2003, 147. R. Haase, Schadenzauber in der hethitischen Rechtssatzung, WO 36, 2006, 15–28).

2 Es handelt sich um die §§ 44b, 102, 111, 121, 126, 166, 170, 173, 187–191, 195, 197 und 199. Die §§ 44b, 102 und 111 fehlen bei H. A.Hoffner, Art. „Prozeß. B. bei den Hethitern“, RlA Bd. 11, 96 § 13. Vgl. auch Haase [1] 146–148.

3 R. Haase, Über Ritus und Magie in der hethitischen Rechtssatzung, ZAR 10, 2004, 278–280.

4 In dieser Entscheidung bleibt die Sodomie allerdings straflos.

5 V. Haas, Geschichte der hethitischen Religion, Leiden 1994, 195.

6 E. von Schuler, Hethitische Dienstanweisungen für höhere Hof- und Staatsbeamte, AfO Beih. 10, Graz 1957, 28 f. (Z.33/34). Vgl. auch E. von Schuler, Reinheitsvorschriften für den König, TUAT I, 1124 f.

7 V. Haas, Materia magica et medica Hethitica, Berlin 2003, 62.

8 J. Klinger, Instruktionen für Tempelbedienstete, TUAT Erg.Lief., 2004, 79.

9 Dieser Wechsel in der Rechtsprechung ist ein Beispiel dafür, daß die HRs eine Entscheidungssammlung ist. Ein in sich geschlossenes Werk hätte eine Harmonisierung des Rechts angestrebt.

10 H. A. Hoffner, Jun. [1] 2 und 278. Ähnlich auch J. Puhvel, Hittite Etymological Dictionary, vol. 3; Berlin1991, 401 (“sexual offences“) unter Ablehnung des „Greuels“ bei J. Friedrich, Hethitisches Wörterbuch, Heidelberg 1952. Vgl. noch R. Haase, Die Abfassung der Rechtssätze in der hethitischen Rechtssatzung, ZAR 9, 2003 (196–199) 197 f. (Auf. S. 198 hat sich zu § 190 statt der „Stiefmutter“ eine „Schwiegermutter“ eingeschlichen).

11 H.Petschow, Art. „Inzest § 4 Hatti“ Eine bemerkenswerte Einschränkung des § 199b Satz 2 bildet der erste Satz (R. Haase, Nekromantie in der hethitischen Rechtssatzung, WO 35, 2005, 62–67).

12 Dazu Anm. 11.

13 E. v. Schuler [6] 47 (Z. 11–14).

14 E. Neufeld (The Hittite Laws, London 1951, 194) bemerkt dazu, diese Vorschrift „raises many legal questions which…must remain unanswered“). J. M Magaziner denkt in seinem Kommentar zur HRs bei I. M. D'jakonow, Zakony Assirii, Vavilonii i chettskogo carstva, VDI 4, 1952, 300, an ein Zusammenleben (сожительство) von „Sklaven“ (раби). Zu § 196 habe ich mich in meinen „Bemerkungen zur hethitischen Rechtssatzung“, Leonberg 1995 (34–38) 36, einer Wertung enthalten.

15 Hoffner [1] § 196.

16 E. v. Schuler [6] 47 (Z. 29).

17 Das entspräche dem der Grundprinzipien der beiden Zivilisationsmodelle, welches Hamann als „Modell der Staatsbildung“ bezeichnet (H. Hamann, Geschichte der Sintflut. Auf den Spuren der frühen Zivilisationen, München 2003, 155).

18 R. Haase, Überlegungen zur erlaubten Tötung eines Menschen in der hethitischen Rechtssatzung, WO 27, 1996, 36–44.

19 E. v. Schuler [6] 48 (Z. 23/24).

20 Die Beurteilung der §§ 37 und 38 ändert daran nichts. Vgl. Haase [17].

21 Ich klammere mich ungern an den Strohhalm „Schreiberversehen“, aber mir fällt nichts anderes ein.

22 R. Werner, Hethitische Gerichtsprokolle, StBoT 4 (1967), 5 und 15.

23 R. Haase, Zum Schuldrecht der hethitischen Rechtssatzung, ZAR 10, 2006, (1–12) 10/11.

24 Friedrich [10] s. v., Puhvel [10] s. v.

25 Haas [7] 556 (324.3).

26 H. A. Hoffner, Jun., Some Thoughts on Merchants and Trade in the Hittite Kingdom, in „Keilschriftgeschichten“ (Festschrift für V. Haas) 2001, 182. Vgl. auch R. Haase, Zur Tötung eines Kaufmanns nach den hethitischen Gesetzen (§§ 5 und III). WO 1978, 213–219.

27 Nach § 1 sind 4 sind „4 Köpfe“ zu zahlen, also vier Personen, wahrscheinlich aus dem Gesinde, deren Wert schlecht zu 6 Minen Silber paßt, wenn man einen Handwerker schon für 10 Seqel kaufen kann (§ 176b).

28 H. Petschow, Zur Systematik und Gesetzgebungstechnik im Codex Hammurapi, ZSRG rom.Abt. 23,1965 (147–172) 152.

29 Dazu Vgl. H. Otten, Eine Beschwörung der Unterirdischen aus Bogazköy, ZA 54, 1961, (111–157) 116/7. Ferner Haas [7] 53 passim.

30 Hoffner [1] § 42, 188.

31 EA 8, 16 (ed. W. L. Moran).

32 KBo I 10, 14–25; TUAT NF 3, 176.

33 R. Haase, Schadenzauber in der hethitischen Rechtssatzung, WO 26, 2006, 15–22.

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