Weiter zum Inhalt

Medien und Monotheismus. Überlegungen im Anschluss an Joachim Schaper

Jan Assmann


Seiten 117 - 131

DOI https://doi.org/10.13173/zeitaltobiblrech.27.2021.0117




(Heidelberg)

1 Dieser Beitrag ist von der Lektüre des Buchs von Joachim Schaper, Media and Monotheism. Presence, Representation, and Abstraction in Ancient Judah, Tübingen: Mohr Siebeck 2019 (im Folgenden Schaper, MM) angeregt, versteht sich aber nicht als Kritik oder gar Rezension dieses überreichen und in vieler Hinsicht bahnbrechenden Werks, sondern versucht, einige Themen in anderer Perspektive aufzugreifen und weiterzudenken. Da ich mich hierbei als Laie auf dem Boden von für den Fachmann wohlbekannten und meist selbstverständlichen Befunden und Argumenten bewege, werde ich in diesem Essay auf Fußnoten weitgehend verzichten.

2 Schaper, MM, 127-147.

3 Vgl. Volker Gerhardt, Klaus Lucas und Günter Stock (Hrsg), Evolution. Theorie, Formen und Konsequenzen eines Paradigmas in Natur, Technik und Kultur, Akademie Verlag, Berlin 2011.

4 Schaper, MM, 48f. Hervorhebungen im Original.

5 S. den Artikel von Jutta Krispenz „Zeichenhandlung”, (2014) http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/35274/

6 Um diese Art von Kontextualisierung der konzeptionellen Wende, wie sie im Buch Exodus in narrativer Form entfaltet wird, habe ich mich in meinem Buch Exodus (2015) [= J. Assmann, Exodus. Die Revolution der Alten Welt, München 2015] bemüht, das Schaper in S. 47 - 49 scharf kritisiert.

7 Die Bedeutung dieser assyrischen Texte für Aufbau und Inhalt des Deuteronomiums wurde in bahnbrechender Weise von Eckart Otto in seiner Monographie Das Deuteronomium. PolitischeTheologie und Rechtsreform in Juda und Assyrien, Berlin 1999, herausgearbeitet.

8 Zur Geschichte des Bündnisbegriffs als Kern der neuen Religion s. mein Buch Exodus, 241-304.

9 Bernhard Lang, „Die Leviten. Ihre Anthropologie und die Folgen für Ahnenkult und Bilderverehrung im alten Israel.”, in: Anglika Berlejung / Jan Dietrich / Joachim Friedrich Quack (Hg.), Menschenbilder und Körperkonzepte im Alten Israel, in Ägypten und im Alten Orient, Orientalische Religionn in der Antike 9; Tübingen 2012, 287–319.

10 Schaper lehnt MM, 47 diesen Begriff ab, weil er „simply rebrands monolatry”. Damit fällt er auf eine Position zurück, der ich ausdrücklich widersprochen habe (Exodus, 264f.). „Monolatrie” ist eine begriffliche Schublade, in die man alles Mögliche hineinstopfen kann. Der „Monotheismus der Treue” ist ein einzigartiges, nur in Israel bezeugtes Phänomen.

11 S. 18f. mit Verweis auf H.U. Gumbrecht, der allerdings vollkommen andere Befunde und Probleme im Blick hat.

12 Siehe hierzu A. von Lieven, Im Schatten des Goldhauses. Berufsgeheimnis und Handwerkerinitiation im Alten Ägypten, Studien zur altägyptischen Kultur 36, Hamburg 2007, 149-155.

13 Wörtlich: „zu gebären”; Götterbilder werden in Ägypten nicht gemacht, sondern „geboren”.

14 A. v. Lieven, Im Schatten des Goldhauses, 149, nach Ph. Derchain, ‚L'atelier des orfèvres à Dendérah », in : Chronique d'Égypte 65, 1990, 219-242.

15 Oder: „er schlägt zu vor (aller) Augen”. Im Gegensatz zur Verborgenheit des Gottes selbst ist sein Einwirken in die Geschicke der Menschen offenkundig.

16 Merikare E 124-127 s. Joachim F. Quack, Studien zur Lehre für Merikare, Wiesbaden 1992, 74f

17 Hermann Junker, Die Götterlehre von Memphis, Sitzungsber. d. Preuss. AdW Jg.1939 Nr.23, Berlin 1940, 59f.; J. Assmann / A. Kucharek, Ägyptische Religion II, Götterliteratur, Berlin 2018, 415, 921.

18 S. Schaper, MM 58 n. 27 mit Verweis auf die babylonischen Rituale mīs pî „Mundwaschung” und pīt-pî „Mundöffnung” sowie das ägyptische Mundöffnungsritual wepet-ra, s. dazu Assmann / Kucharek, Götterliteratur, 100-148 (Text) und 653-687 (Kommentar).

19 Naophor im BM (19. Dyn.) BM 1377, K. Kitchen, RI III, 137; M.L. Bierbrier, Hieroglyphic Texts from Egyptian Stelae, etc. in the British Museum X, London 1982, Taf. 49-51.

20 Opferritual, Sz. 35-37 s. Assmann / Kucharek, Götterliteratur, 82-85, 643-646.

21 Nikolaus Tacke, Das Opferritual des Neuen Reichs: Übersetzung und Kommentar, Bd. 2 (Diss. Berlin 2002), Orientalia Lovaniensia analecta 222, Leuven 2013, II § 36.

22 S. Peter Eschweiler, Bildzauber im alten Ägypten, Orbis Biblicus et Orientalis 137, Freiburg (Schweiz) und Göttingen 1994.

23 Bernd Janowski, “Ich will in eurer Mitte wohnen”. Struktur und Genese der exilischen Schekina-Theologie, in: I. Baldermann / E. Dassmann / M. Ebner / I. Fischer / J. Frey (Hg.), Der eine Gott der beiden Testamente. Jahrbuch für biblische Theologie Bd. 2, Neukirchen-Vluyn 1987, 165-193. Vgl. Schaper, 233.

24 Zu den Medien Gottes vgl. Aleida Assmann, „Die Medien Gottes Stationen des Wandels religiöser Offenbarung”, in: J. Assmann / H. Strohm (Hg.), Orakel und Offenbarung. Medien göttlicher Willensbekundung, München (W. Fink) 2013, 17-36.

25 Eine koptische Übersetzung von Kap. 21-29 ist in NHC VI,7 und VI.8 erhalten, s. J.P. Mahé, Hermès en Haute-Égypte II, Quebec 1982, 150-272.

26 Das Corpus Hermeticum Deutsch, bearb. v. Carsten Colpe und Jens Holzhausen, Stuttgart-Bad Cannstatt 1997, Teil 1, 285f.

27 Zur Theurgie als Spätform des ägyptischen Bildkults vgl. Eschweiler, Bildzauber, 267-276.

28 Die „Kanonformel” kommt im Deuteronomium 4,2 und 13,1 vor

29 Raik Heckl, Mose als Schreiber. Am Ursprung der jüdischen Hermeneutik des Pentateuchs, Zeitschrift für Altorientalische und Biblische Rechtsgeschichte 19, 2013, 180-235, hier 196-199.

30 Diese These habe ich in meiner Schrift “Fünf Stufen zum Kanon. Tradition und Schriftkultur im frühen Judentum und in seiner Umwelt”, Münstersche Theologische Vorträge 1, Münster 1999, 11-35 vertreten.

31 S. hierzu A. I. Baumgarten, The Flourishing of Jewish Sects in the Maccabean Era: An Interpretation, Leiden 1997, vgl. insbesondere Kap. III, „Literacy and its Implications”, 114-136.

32 Vgl. hierzu E.P. Sanders, Jewish and Christian Self-Definition, Philadephia 1980, 1981 und 1984.

33 Brian Stock, “Textual Communities”, in: The Implications of Literacy. Written Language and Models of Interpretation in the Eleventh and Twelfth Centuries, Princeton 1983, 88-240.

Empfehlen


Export Citation