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Schreibt die Vergangenheit die Zukunft? Zu einem „Überschuss- und Überraschungspotential“ (Reinhart Koselleck) in den Transformationen von Traditionen in der Bibel

Eckart Otto


Seiten 259 - 266

DOI https://doi.org/10.13173/zeitaltobiblrech.25.2019.0259




(München)

1 Rezensionsartikel zu Ruth Ebach / Martin Leuenberger (Hg.), Tradition(en) im alten Israel. Konstruktion, Transmission und Transformation, Forschungen zum Alten Testament I/127, Mohr Siebeck, Tübingen 2019, X+415 S.

2 Der Beitrag ist dem Gedenken an meinen Lehrer in rebus veteris testamenti Klaus Koch gewidmet, dessen Assistent ich von 1971 bis zur Berufung 1978 nach Jerusalem an das Deutsche Evangelische Institut für Altertumswissenschaften des Heiligen Landes war. Ich verdanke ihm wichtige Impulse meines methodischen Rüstzeugs und theologischen Denkens in den folgenden Jahrzehnten.

3 Siehe O.H. Steck, Exegese des Alten Testaments. Leitfaden der Methodik, Neukirchen-Vluyn 141999 (11971), 130.142.

4 Siehe K. Koch, Was ist Formgeschichte? Methoden der Bibelexegese. Dritte, verbesserte Auflage mit einem Nachwort: Linguistik und Formgeschichte, Neukirchen-Vluyn 1974, 71.

5 Siehe a.a.O., 289–342.

6 Siehe a.a.O., 315.

7 In diesem Sinne äußert sich auch K. Schmid als ein Schüler O.H. Stecks in dem hier anzuzeigenden Band auf S. 147f. und übernimmt implizit in seinem Verständnis von Traditionsgeschichte die Position von K. Koch.

8 Bereits das Bundesbuch des 8. Jh. setzt Rechtsatzsammlungen voraus, die aus einem Schulcurriculum zur Ausbildung für den Rechtsentscheid stammen dürften; siehe E. Otto, Körperverletzungen in den Keilschriftrechten und im Alten Testament. Studien zum Rechtstransfer im Alten Orient, AOAT 226, Kevelaer/Neukirchen-Vluyn 1991, 165–189. Bislang war man für eine derartige Verortung auf die Analogie zum Keilschriftrecht angewiesen; siehe dazu H. Neumann, Prozeßführung im Edubba'a. Zu einigen Aspekten der Aneignung juristischer Kenntnisse im Rahmen des Curriculums babylonischer Schreiberausbildung, ZAR 10, 2004, 71–92. Siehe dazu mit Hinweis auf die einschlägige Epigraphik auch E. Otto, Der Einfluss der Staatsentstehung auf die Rechtsgeschichte im antiken Israel (erscheint 2019/20 in der Reihe Philippika). Zu Dtn 16,18–20 als für diesen Zusammenhang einschlägig siehe ders., Deuteronomium 12,1–23,15, HThKAT, Freiburg/Basel/Wien 2016, 1459–1465.

9 Damit wird genau das beschrieben, was K. Koch mit seinem Verständnis von Traditionsgeschichte als Überlieferungsgeschichte im Blick hatte. Zur Sache unter Berücksichtigung der historischen Kontexte siehe seine Darstellung der ägyptischen Religionsentwicklung im 1. Jt.; siehe K. Koch, Geschichte der ägyptischen Religion. Von den Pyramiden bis zu den Mysterien der Isis, Stuttgart 1993, 417–588. K. Kochs monumentale Abhandlung zur Religionsgeschichte Ägyptens sollte, worauf auch ihre Widmung für Wolfhart Pannenberg hinweist, Baustein einer den gesamten Alten Orient umfassenden Religionsgeschichte werden, in die die Religionsgeschichte Israels einzuzeichnen sei, ein Vorhaben, das nicht mehr vollendet wurde und eine Aufgabe für kommende Generationen bleibt.

10 Die Theophanie in Dtn 33,1–5 ist als Sinai - Theophanie verstanden worden, wozu Ri 5,4–5 und Hab 3,3 in Dtn 33,2 rezipiert wurden, so dass eine religionshistorische Interpretation von Dtn 33,2 auf eine eigenständige Exodus-Tradition kaum infrage kommt; siehe dazu E. Otto, Deuteronomium 23,16–34,12, HThKAT, Freiburg/Basel/Wien 2017, 2236–2240.

11 Siehe J. Kühlewewein, Geschichte in den Psalmen, CThM 2, Stuttgart 1973.

12 Siehe J. Gärtner, Die Geschichtspsalmen. Eine Studie zu den Psalmen 78, 105, 106, 135 und 136 als hermeneutische Schlüsseltexte im Psalter, FAT I/84, Tübingen 2012.

13 Siehe A. Lauha, Die Geschichtsmotive in den alttestamentlichen Psalmen, AASF.B 56, Helsinki 1945.

14 Die Relation zwischen dem nachexilischen Jeremiabuch und dem Pentateuch der persischen Zeit ist als die eines kritischen Diskurses zu beschreiben und komplexer als dass sie sich auf nur eine Rezeptionsrichtung beschränken ließe; siehe dazu E. Otto, Der Pentateuch im Jeremiabuch. Überlegungen zur Pentateuchrezeption im Jeremiabuch anhand neuerer Jeremia - Literatur, ZAR 12, 2006, 245–306; ders., Old and New Covenant. A Post - exilic Discourse between the Pentateuch and the Book of Jeremiah. Also a Study of Quotations and Allusions in the Hebrew Bible, OTE 19 (FS J. LeRoux), 2006, 321–343; ders., Scribal Scholarship in the Formation of Torah and Prophets: A Postexilic Scribal Debate between Priestly Scholarship and Literary Prophecy - The Example of the Book of Jeremiah and Its Relation to the Pentateuch, in: G. N. Knoppers/B.M. Levinson (Hg.), The Pentateuch as Torah. New Models for Understanding Its Promulgation and Acceptance, Winona Lake 2007, 171–184; ders., Jeremia und die Tora. Ein nachexilischer Diskurs, in: R. Achenbach/M. Arneth/E. Otto, Tora in der Hebräischen Bibel. Studien zur Redaktionsgeschichte und synchronen Logik diachroner Transformationen, BZAR 7, Wiesbaden 2007, 134–182; H. Knobloch, Die nachexilische Prophetentheorie des Jeremiabuches, BZAR 12, Wiesbaden 2009; B. Rossi, Conflicting Patterns of Revelation: Jer 31,33–34 and Its Challenge to the Post–Mosaic Revelation Program, Bib 98, 2018, 202–225.

15 Diese Entgegensetzung der Opferkritik in Prophetie und Psalter bedarf einer intensiveren Diskussion des Verhältnisses von Kult und Prophetie, die zu anderen Ergebnissen in Bezug auf die prophetische Opferkritik kommen dürfte.

16 Hier ist ergänzend insbesondere auf die nachexilische Interpretation von Dtn 6,5 im Horizont von Dtn 30, 6 hinzuweisen.

17 Um der Unterscheidung von einem Forschungstrend willen ist es keineswegs notwendig, 1 Kön 2,3a zu einem Zitat aus Sach 3,7 zu erklären; siehe dazu ausgewogener U. Lux, Sacharja 1–8, HThKAT, Freiburg/Basel/Wien 2019, 271; siehe dort (a.a.O. 298–301) auch die überzeugende Datierung von Sach 3 in die zweite Hälfte des 5. Jh.

18 Siehe dazu oben Anm. 14.

19 Siehe H.U. Steymans, Psalm 89 und der Davidbund. Eine strukturale und redaktionsgeschichtliche Untersuchung, ÖBS 27, Frankfurt/Main 2005, 332–346.

20 Eine analoge Struktur postuliert D. Markl für den Abschluss der Königsbücher in 2 Kön 25, der dazu anhalte, in das Deuteronomium zurückzukehren; siehe D. Markl, The Disastrous End of 2 Kings 22–25 and the Chance of the Moab - Covenant (Deut 29–30), JBL 133, 2014, 711–728.

21 Dies ist ein Verfahren, das auch im nachexilischen Deuteronomium häufiger zu beobachten ist.

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