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Überlegungen zur Rekonstruktion des Urdeuteronomiums


Seiten 211 - 254

DOI https://doi.org/10.13173/zeitaltobiblrech.24.2018.0211




Münster

1 Zu frühen Rekonstruktionsversuchen vgl. W. Staerk, Das Deuteronomium - sein Inhalt und seine literarische Form. Eine kritische Studie, Leipzig 1894; C. Steuernagel, Das Deuteronomium übersetzt und erklä rt, HKAT I/3, Göttingen (2. Aufl.) 1923. E. Otto, Deuteronomium 1–11. Erster Teilband: 1,1–4,43, HThK AT, Freiburg - Basel - Wien 2012 (= Otto, Deuteronomium Bd. I), 231–238, interpretiert das “spä tvorexilische Deuteronomium als Revision und Ergä nzung des Bundesbuches”, und rechnet hierzu: Hauptgesetz Dtn 12,13–27*; soziales Privilegrecht Dtn 14,22–15,23; Festordnung Dtn 16,1–17; Gerichtsordnung Dtn 16,18–18,5*, die Rechtsordnund Dtn19,2–13*; 19,15–21,23 erg. Dtn 22,1–12; Dtn 22,13– 29, erg. Dtn 23,16–26; Dtn 24,1–4, erg. Dtn 24,6–25,4; Dtn 25,5–10; Dtn 25,11–12; und das soziale Privilegrecht Dtn 26,2–13*. Dieses wurde durch die Loyalitä tsforderung Dtn 13,2–12 und die Fluchreiche Dtn 28,15.20–44* arrondiert, bevor in der Exilszeit die dtr Bearbeitung erfolgte (hierzu ebd., 238–248) und es nachexilisch in den Hexateuch bzw. den Pentateuch eingearbeitet wurde (ebd. 248–257).

2 Rekonstruktion bieten u.a. R.G. Kratz, Die Komposition der erzä hlenden Bücher des Alten Tesatments, UTB 2157, Göttingen 2000, 118–138 (vgl. ders., The Composition of the Narrative Books of the Old Testament, London 2005, 117ff.), Dtn 6,4–5; 12,13–14a.15–18; 14,22.25–26; 15,19–23; 16,16–17.18– 20; 17,8.9*.10a; 19,2a.4b-7.12;15–17a.ba.21b; 21,1–4.6–7.8b; 26,1–4.11.16; und - neuerdings - B.T. Arnold, Number Switching in Deuteronomy 12–26 and the Quest for Urdeuteronomium, ZAR 23, 2017, 163–179; als Texte, deren Zugehörigkeit zum sog. Urdeuteronomium demnach ins Kalkül zu ziehen sind, nennt er Dtn 12:13–19*; 12:20–28; 12:29–31; 13:7–12*; 13:13–19; 14:22–29; 15:1–11; 15:12–18; 15:19– 23; 16:1–8; 16:9–12; 16:13–17; 16:18–20; 16:21–22; 17:1; 17:2–7; 17:8–13; 17:14–15; 18:1–8; 18:9– 22*; 19:1–7; 19:8–10; 19:11–13; 19:14; 19:15–21*; 20:10–20*; 21:1–9; 21:10–14; 21:18–21; 21:22–23; 22:1–4; 22:5; 22:6–7; 22:8; 22:9; 22:10; 22:11; 22:12; 22:13–21; 22:22; 23:10–15; 23:16–17; 23:18–19; 23:20–21; 23:22–24; 23:25–26; 24:1–4; 24:7; 24:10–13; 24:14–15; 24:17–18; 24:19–22; 25:1–3; 25:4; 25:11–12; 25:13–16; 26:1–11; 26:12–15; 26:16–19 (ebd., S. 167).

3 Vgl. die Liste im Folgenden; im Anschluss an einen einleitenden Überblick sollen die kultischen Bestimmungen nä her in den Blick genommen werden. Dabei wird auch auf die Fortschreibungsgeschichte einzugehen sein, s.u.

4 Ausgehend von der Sakralen Ordnung werden Elemente der Sozial- und Rechtsordnung somit in Orientierung auf den Kultus neu bestimmt und somit gegenüber anderen Herrschaftsansprüchen geschützt.

5 Vgl. unten zur Stelle.

6 Dtn 13 unterbricht den Duktus der Kultgesetze, eine dtr Ansetzung ist gleichwohl nicht zwingend, vgl. Otto, Deuteronomium III, 1201–1272. Das Gesetz über das Verfahren im Falle der Apostasie einer Stadt (Dtn 13,13–19) steht im Zusammenhang mit der von den Parä nesen in Dtn 6–8 ausgehenden spä t-dtr Historisierung der Moserede.

7 Es ist sicher kein Zufall, dass sich an diese Bestimmung gleich zwei lä ngere dtr und nach-dtr parä netische Fortschreibungen angeschlossen haben, die für die Einhaltung einer solchen Regel werben, vgl. Dtn 15,7–11 und 4–6. Analog gilt dies für die Fortschreibung des Sklavengesetzes in Dtn 15,15.18.

8 Dtn 15,2.3.12; 19,18f.; 22,1–4; 23,20–21; 24,7.14. Grundlegend hierzu L. Perlitt, “Ein einzig Volk von Brüdern” Zur deuteronomischen Herkunft der biblischen Bezeichnung “Bruder”, in: D. Lührmann/G. Strecker (Hg.), Kirche. FS G. Bornkamm, Tübingen 1980, 27–52 (= ders., Deuteronomium-Studien, FAT 8, Tübingen 1994, 50–73); E. Otto, Deuteronomium III, 1320–1372 (“Deuteronomische Bruderethik und JHWHs Privilegrecht in Dtn 15,1–23”).

9 Auch diese Gesetze sind durchsetzt von spä teren parä netischen Fortschreibungen aus unterschiedlichen Zeiten, dtr (Dtn 16,5–6.12.), im Kontext der Hexateuchkomposition (Dtn 16,3b.16–17?) und infolge der spä ten priesterlichen Bearbeitungen (16,1b.7–8)

10 Die dtr Historisierung ist in Dtn 26,1.2aβ.bβ erfolgt. Das Bekenntnis zur Erfüllung des Vä tereides (v. 3aβ.b) und das Kleine Historische Credo (v.5aβγ.b.6–9) sind im Zuge der Hexateuchkomposition entstanden und reflektieren diese.

11 Dtr. Fortschreibungen sind auch hier leicht zu erkennen: Dtn 16,20 bietet eine parä netische Erweiterung des Richterspiegels (vgl. R. Müller, “The Blinded Eyes of the Wise”. Sapiental Tradition and Mosaic Commandment in Deut 16,19–20, in: B. U. Schipper/D.A. Teeter (Hg.), The Reception of “Torah” in the Wisdom Literature oft he Second Temple Period, JSJ.S 163, Leiden/Boston 2013, 35–54), v. 21–22 verbieten die Errichtung von Idolen am Gerichtsort. Ein spä terer Nachtrag fordert vermutlich für den Fall der Aufsuchung des Ordals am zentralen Gerichtsort die Darbringung eines makellosen Opfertiers (Dtn 17,1). Dtn 17,2ab.b.3b sind historisierende Erweiterungen von dtr Hand.

12 Die dtr Parä nese markiert die Todessanktion als Generalprä vention (17,13). In nach-dtr Bearbeitung im Gefolge der Hexateuchkomposition wird die Einrichtung eines levitischen Priestertums in das Dtn eingeschrieben (Dtn 10,8–9), das am Zentralheiligtum die Verwaltung der Tora übernimmt (Dtn 17,9ab.10– 11). Im Zuge dieser Bearbeitung wird mit Blick auf die Samuel-Königsbücher auch ein Königsrecht in das mosaische Dtn eingeschrieben, das sich der Tora der levitischen Priester unterordnet (Dtn 17,14–20*) (vgl. R. Achenbach, Das sogenannte Königsgesetz in Deuteronomium 17,14–20, ZAR 15, 2009, 122– 154).

13 Dieses Gesetz wird zunä chst durch dtr Fortschreibung erweitert um das Verbot heidnischer Divination (Dtn 18,10–11), und dann im Rahmen der Hexateuchkomposition weitergeführt als Regel für das levitische Priestertum (Dtn 18,1a.5). Im Zuge dieser Bearbeitung wird Dtn 18,9–22 zu einem “Prophetengesetz”, welches – wie auch das Königsgesetz – die Samuel- und Königsbücher überblickt und auch die nach-dtr Bearbeitung des Jeremiabuches (vgl. C. Nihan, “Moses and the Prophets”: Deuteronomy 18 and the Emergence oft he Pentateuch as Torah, SEÅ 54, 2010, 21–55; R. Achenbach, A Prophet like Moses (Deuteronomy 18:15) – No Prophet like Moses (Deuteronomy 34:10). Some Observations on the Relation between the Pentateuch and the Latter Prophets, in: T.B. Dozeman u.a. (Hg.), The Pentateuch. International Perspectives on Current Research, FAT 78, Tübingen 2011, 435–458). Spä ter wird nach der Differenzierung von Clerus maior (Priester) und Clerus minor (Leviten) das Priestergesetz noch einmal i.S. der spä ten sog. Theokratischen Bearbeitungen fortgeschrieben (Dtn 18,1b–2.6–8), vgl. R. Achenbach, Levitische Priester und Leviten im Deuteronomium Überlegungen zur sog. “Levitisierung” des Priestertums, ZAR 5, 1999, 285–309; E. Otto, Deuteronomium III, 1490–1494.

14 Durch die Einbeziehung des Deuteronomiums in eine dtr Komposition mit dem Josuabuch wird diese Vorschrift in den Kontext der Geschichtserzä hlung eingeschrieben (v.1.2b.3a). Es ist darüber hinaus anzunehmen, dass die Historisierung und die Fortschreibung der Asylvorschriften in Jos 20, die in Kombination mit Dtn 19 gelesen werden sollen, zu einer neuen Festsetzung auch der Asylstä dte geführt hat, so dass ursprünglich einmal judä ische Asylstadtnamen an dieser Stelle standen; ihre Liste dürfte in der der judä ischen Levitenstä dte aufgegangen sein, denkbar sind Hebron, Libna und Bet-Schemesch (Jos 21,9– 16). Die Begrenzung auf 3 Stä dte wird im Zuge der Historisierung ausgeweitet (vgl. die Fortschreibung Dtn 19,7.8–10).

15 Das Verbot der Grenzverrückung (Dtn 19,14a mit dtr Historisierung in v. 14b) stellt einen Nachtrag dar, der mit dem Bedürfnis der Klarheit der Zustä ndigkeiten der Ortsgerichte zusammenhä ngt, vgl. a. Dtn 21,1–9.

16 Die Bestimmungen des Kriegsrechts in Dtn 20 gehören nicht in den Kontext des Ur-Deuteronomiums, sondern setzen die Historisierung des Rechts voraus. Diese schafft einerseits in Dtn 7 eine fiktionale Grundlage für dtr Landnahme-Theorie des Josuabuches, indem sie den Gedanken einer das gesamte Areal betreffenden Bannweihe einführt. Dadurch wird in der früh-persischen Epoche der Mythos eines religiös begründeten Anspruchs auf das gesamte Gebiet der Provinzen Samaria und Jehud erhoben. Die praktischen Anweisungen in Dtn 20 setzen die Fiktion einer nationalen Souverä nitä t eines kriegführenden Staates Israel voraus und schreiben in diesem Rahmen Grundregeln internationalen Rechts als für Israel verbindliche Kriegsgesetze fest. Von praktischer Bedeutung mögen für die nach-exilische Gesellschaft in Jehud neben dem Mischehenverbot in Dtn 7,3f. auch die Konskriptionsregeln in Dtn 20,5–7 gewesen sein, die die Gründung junger Familien und die Sicherung ihrer Besitzstä nde schützt und so den Segen wahrt gegenüber Vergeblichkeitsflüchen. Schließlich waren auch Judä er zur persischen Heeresfolge verpflichtet. Eine detaillierte literarkritische Analyse von Dtn 21–25 unterbleibt hier aus Raumgründen. Dtn 21,10–14 gehört in den Kontext der historisierenden Fortschreibung im Rahmen des Kriegsrechts, könnte aber auch einen praktischen Sinn gehabt haben, insofern auch judä ische Kriegers an den Gewinnen im Falle von Stä dteeroberungen möglicherweise beteiligt wurden. Die Integration der kriegsgefangenen Frau in den sozialen Zusammenhang der Familie ist eine Folge aus dem deuteronomischen Sozialrechtsdenken.

17 Der Passus ist analog zu Dtn 14,1–21* durch eine Serie von Taburegeln ergä nzt worden, die das priesterliche Reinheitsideal der Theokratischen Bearbeitungen in Lev und Num in das Deuteronomium eintragen (Dtn 21,5.6–7.9–11.12).

18 Die dtr historisierende Fortschreibung hat das Familienrecht zunä chst um den Sonderfall der Kriegsgefangenen Frau erweitert (Dtn 23,10–15). Die Theokratische Bearbeitung hat zunä chst an den Rechtssatz zum Fall einer Beiwohnung bei einer Jungfrau (22,28–29) wiederum eine Taburegel eingeführt und mit dem Inzestverbot Dtn 23,1 das Deuteronomium damit mit den Bestimmungen von Lev 18,8–10.12.16 vernetzt. Daran schließt sich das Qahal-Gesetz an, welches die Aufnahme von Verschnittenen und Nachkommen aus unreinen Verbindungen in die Rechts- und Kultusgemeinde verbietet (Dtn 23,2–9).

19 S.o. Anm. 7.

20 Dtn 23,21b findet sich wieder eine Fortschreibung im Zuge der dtr Historisierung.

21 Die priesterliche Theokratische Bearbeitung fügt assoziativ eine Reihe von Bestimmungen ein, die sich mit sakralrechtlicher Begründung gegen bestimmte Fä lle der Ausbeutung von Menschen richten, so das Verbot von Qedeschen am Heiligtum (Dtn 23,18) und das Verbot von Heiligtumsabgaben aus Prostitution (23,19), andererseits die Einschä rfung der Verpflichtung, Gelübde einzulösen (Dtn 23,22–24).

22 Die Inclusio wird durch einen (dtr) Nachtrag zum Armenzehntrecht (Dtn 14,28f.) fortgeführt, wonach die Zelebranden verpflichtet werden, vor der Gottheit einen Eid über die Vollstä ndigkeit der Abgaben abzulegen (Dtn 26,12–13), der seinerseits durch das Gebet in v. 15 fortgeschrieben und in v. 14 um einen Reinheitseid (Theokratische Bearbeitung) ergä nzt worden ist. Fortschreibung der historisierenden dtr Parä nese finden sich in Dtn 24,13b.18.22; 26,1.2aβ,12–13 im Kontext der Hexateuchkomposition wurde wohl 26,3aβ.b.5aβγ.b.6–9.15 verfasst. Erweiterungen durch priesterliche Torot im Zuge der Theokratischen Bearbeitungen bilden Vorschriften über den Umgang mit Aussatz (Dtn 24,8–9), der glossarische Einschub der wichtigen Tierschutzregel Dtn 25,4, das Verbot des unsittlichen Eingriffs einer Frau (Dtn 25,11–12), die durch die To'ebah- (“Grä uel”')-Fegel begründete Verbote der Verwendung von zweierlei Maßen (24,13–15.16) und – gleichsam als Abschluss der Qahal-Gesetze Dtn 23–25* – das Gebot der Ausrottung der Amalekiter (Dtn 25,17–19).

23 Der Text enthä lt eine nur hier belegte Form von ‘mr – sprechen – im Hif'il, kausativ: “veranlassen zu sprechen”, so R. Smend, Die Bundesformel, ThSt 68, Zürich 1963, (ND ders., Die Mitte des Alten Testaments. Exegetische Aufsä tze BEvTh 99, München 1986,11–39), S. 8. Im Anschluss an T.C. Vriezen, Das Hiphil von 'amar in Det 26,17–18, Jaarbericht 'Ex Oriente Lux’ (JEOL) 17, 1964, 207–210, fasst E. Otto, Deuteronomium 12–34. Zweiter Teilband: 23,16–34,12, Freiburg u.a. 2017 (= E. Otto, Deuteronomium IV), 1874.1876, die Form nicht kausativ, sondern reflexiv auf (“sich von jemandem etwas sagen lassen”), und übersetzt “Du stimmst heute der Erklä rung Jhwhs zu”. Aber auch dieses Verstä ndnis verhindert nicht, dass v. 17a sachlogisch auf Gott selbst bezogen verstanden werden muss, v. 17b aber auf Israel bezogen, die semantische Spannung wird nicht aufgelöst.

24 Zur literarkritischen Diskussion vgl. E. Otto, Deuteronomium IV, 1901–1908. Der performative Charakter des Kernsatzes ist demnach nur noch im literarischen Kontext fassbar. Gleichwohl ist die Annahme eines vor-exilischen Gesetzestextes ohne den Gedanken einer öffentlichen Promulgation und Verpflichtung der Kultusgemeinde auf denselben unvollstä ndig. Freilich dürfte das Meiste, was über einen solchen Vorgang in den dtr und spä teren Narrationen hierüber in 2 Kön 22–23; 2 Chr 34 über die sogenannte “Kultreform Josias”enthalten ist, das Ergebnis spä terer Legendenbildung sein. Die Annahmen von M. Pietsch, Die Kultreform Josias. Studien zur Religionsgeschichte Israels in der spä ten Königszeit, FAT 86, Tübingen 2013, sind diesbezüglich entschieden zu optimistisch, möglicherweise findet sich in 2 Kön 22f nur fragmentarisches (so C. Levin, Josia im Deuteronomistischen Geschichtswerk, ZAW 96, 1984, 351–371; das “Minimum” lä sst sich vermutlich aus 2 Kön 22f. allein nicht gewinnen (vgl. C. Uehlinger, Gab es eine joschijanische Kultreform? Plä doyer für ein begründetes Minimum, in W. Gross (Hg.), Jeremia und die “deuteronomistische Bewegujng” BBB 98, Weinheim 1995, 57–89. B.M. Levinson, Deuteronomy, in: Adele Berlin / Marc Zvi Brettler (eds.), The Jewish Study Bible, Oxford – New York 1999, 356–450, 425, bietet eine synchrone Lesung des Textes, allerdings in einer invertierten Interpretation der Deklarationsformeln: “The past tense points to a prior action or speech in which each party has proclaimed what is here described. No record of such an event or ceremony survives. Deuteronomy emphasizes that both God and Israel have explicitly assented to the covenant and have affirmed the mutuality of the obligations that each undertakes. God's proclamation (v. 17) specifies His responsibility (to be God) and then identifies His three expectations of Israel. Symmetrically, Israel proclaims (v. 18) one responsibility (to obey the commandments) while then outlining the three responsibilities of God toward Israel (to grant treasured status, election, holiness).”

25 Die Annahme, dass das Kapitel einen vorexilischen deuteronomischen Grundtext enthä lt, der sich in einzelnen Partien wörtlich an der Diktion neu-assyrischer Vasallenverträ ge orientiert, insbesondere an VTE, wie sie H. U. Steymans, Deuteronomium 28 und die adê zur Thronfolgeregelung Asarhaddons. Segen und Fluch im Alten Orient und in Israel, OBO 145, Fribourg – Göttingen 1995; ders., Die literarische und historische Bedeutung der Thronfolgevereidigung Asarhaddons, in: M. Witte u.a. (Hg.), Die deuteronomistischen Geschichtswerke. Redaktions- und religionsgeschichtliche Perspektiven zur “Deuteronomismus”-Diskussion in Tora und Vorderen Propheten, BZAW 365, Berlin – New York 2006, 331–349, ist dahingehend zu modifizieren, dass zwar eine wörtliche Übernahme nicht sicher nachweisbar, wohl aber vermittelt über westsemitische Varianten der Vertragsformulare ein deutlicher Einfluss des neuassyrischen Vertragsrechts erkennbar ist. Zur Diskussion vgl. C. Koch, Vertrag, Treueid und Bund. Studien zur Rezeption des altorientalischen Vertragsrechts im Deuteronomium und zur Ausbildung der Bundestheologie im Alten Testament, BZAW 383, Berlin – New York 2008; H.U. Steymans, Deutreronomy 28 and Tell Tayinat, Verbum et Ecclesia 34/2, 2013 (www.org.za/index.php/VE). Zur Forschungsdiskussion und zur Schichtung vgl. E. Otto, Deuteronomium IV, 1975–1990.1990–2019; R. Achenbach, Die Prophezeiungen des Mose in Deuteronomium 28–32, ZAR 20, 2014, 147–179. Es bleibt jedenfalls auffä llig, dass der Gedanke einer ungeteilten Loyalitä t gegenüber einem imperialen Herrscher übertragen wird auf die Gottheit des eigenen Volkes, dass der Modus der Bestrafung von Anstiftung zum Aufruhr sein Pendant im Modus der Bestrafung der Anstiftung zur Apostasie gegenüber dieser Gottheit beinhaltet, und dass die Flüche, die die engsten sachlichen Parallelen zu den Formulierungen des VTE aufweisen (i.e. Dt 28,21a VTE 455–456; Dtn 28,22f./VTE 530–532; Dtn 28,24 / VTE 532–533, Dtn 28,25f./ VTE 534–536; VTE 426–427; Dtn 28,27/ VTE 419–430; Dtn 28,28ff. /VTE 422–424.428–430 ausdrücklich siebenmal (!) auf Jhwh als Urheber all dieser Flüche verweisen (v. 20.21.22.24.25.27.28), wä hrend die weiteren Segens- und Fluchtexte ohne diese Namensnennung auskommen. Das setzt die Kenntnis der assyrischen Sprachkonventionen voraus, wie überhaupt davon auszugehen ist, dass Vasallen im Falle des Treueides verstanden haben müssen, was ihre Eide gegenüber dem Assyrer beinhalteten! Dass sich dafür dann eine eigene hebrä ische Sprachform entwickelt, ist naheliegend. Es kann darum eine Kenntnis und auch ein Einfluss des neuassyrischen Vertrags- und Eides-Politik auf die vor-dtr Gestalt des Deuteronomiums nicht kategorisch ausgeschlossen werden. Die Strukturen des altorientalischen Vertragsdenkens bestimmen auch in nachexilischer Zeit die deuteronomistischen und nach-deuteronomistischen Schriftgelehrten; sie bleiben auch in der Perserzeit maßgeblich, vgl. R. Achenbach, Symmachieeide in dem Kampf zwischen persischer Reichsautoritä t und lokalen Autonomiebestrebungen, ZAR 19, 2013, 137–153. Die Motive der Kultuszentralisation richten sich in der vor-exilischen Form des Zentralisationsgesetzes auf eine Stabilisierung der judä ischen Gesellschaft samt einer Integration der Fremden, die Bedingungen für eine Anwendung dieser Gesetze in der nach-exilischen Zeit werden durch die mosaische Rahmung reflektiert. Diese alternativen Anwendungsperspektiven sollten darum nicht gegeneinander ausgespielt werden. Vgl. hierzu Reinhard G. Kratz, The Idea of Cultic Centralization and Its Supposed Ancient Near Eastern Analogies, in: ders. / H. Spieckermann (Hg.), One God – One Cult – One Nation. Archaeological and Biblical Perspectives, BZAW 405, Berlin – New York 2010, 121–144.

26 Gegen diese Auffassung von T. Veijola, Wahrheit und Intoleranz nach Deuteronomium 13, ZTjK 92, 1995, 287–314 (= ders., Moses Erben. Studien zum Dekalog, zum Deuteronomimus und zum Schriftgelehrtentum, BWANT 149, Stuttgart 2000, 109–130); ders., Bundestheologische Redaktion im Deuteronomium, in: ders. (Hg.), Das Deuteronomium und seine Querbeziehungen, SESJ 62, Göttingen / Helsinki 1996, 242–276 (=ders., Moses Erben. Studien zum Dekalog, zum Deuteronomimus und zum Schriftgelehrtentum, BWANT 149, Stuttgart 2000, 153–175) vgl. C. Koch, Vertrag, Treueid und Bund. Studien zur Rezeption des altorientalischen Vertragsrechts im Deuteronomium und zur Ausbildung der Bundestheologie im Alten Testament, BZAW 383, Berlin – New York 2008, 106–170; E. Otto, Deuteronomium III, 1222–1263.

27 Die Fassung einer Kultus- und Rechtsordnung bildet insofern formal einen Akt der Verschriftung, der aus einem Rechtsdiskurs abzuleiten ist, welchem neben schriftlichen Traditionen auch mündliche Vorgä nge zugrundeliegen. Karel van der Toorn, Scribal Culture and the Making of the Hebrew Bible, Cambridge, MA (Harvard University Press) 2007, 109–141, beschreibt diesen Prozess als “Transcription”, ä hnlich Seth L. Sanders, What If There Aren't Any Empirical Models for Pentateuchal Criticism? in: Contextualizing Israel's Sacred Writings: Ancient Literacy, Orality, and Literary Production, ed. Brian B. Schmidt, AIL 22, Atlanta (SBL Press) 2015, 281–304. Der folgende Prozess der Neufassung, der redaktionellen Verbindung mit anderen vorgegebenen literarischen Texten und die narrative Einbettung wird von van der Torn als “Invention” beschrieben. Über die Komplexitä t der Prozesse schriftgelehrter Neuverschriftung ist in den letzten Jahren viel diskutiert worden, vgl. neuerdings die Beiträ ge in dem Sammelband von R. Müller / J. Pakkala (Hg.), Insights into Editing in the Hebrew Bible and the Ancient Near East. What Does Documented Evidence Tell Us about the Transmission of Authoritative Texts? (Contributions to Biblical Exegesis and Theology 84, Leuven 2017, darin u.a. G.J. Brooke, What is Editing? What is an Edition? Towards a Taxonomy for Late Second Temple Jewish Literature, 23–40. Zur Geschichte der Deuteronomiumsforschung und zur deuteronomistischen und nach-deuteronomistischen Redaktionsgeschichte vgl. E. Otto, Deuteronomium I, 62–257.

28 S.o. Anm. 24. An die Segens- und Fluch-Passagen des ursprünglichen Textes (Dtn 28,2–6.15aα.bβ*.16– 19) wurden in einem weiteren Schritt unter dem Einfluss der Muster in Vertragstexten Dtn 28,12– 13a.21aβα.22a.23–24.27–29aββ.35.38–40.42–44 angefügt. Es erfolgte die dtr Einbindung des in die Horeb- und Moab-Bundestheologie (Dtn 28,1a.7–8.11a.15ab.ba.20a.25a.30–31.69) und die Einbeziehung in die golatheologisch geprä gte Hexateuch-Komposition (28,11b.13b–14.20f*.25b.26.29*.36–37.41.45–53) und weitere diasporatheologisch geprä gte Fortschreibungen (Dtn 28,1b.9–10…54–57.58–68*).

29 Dieser Schicht sind u.a. zuzurechnen Texte wie Dtn 6,10a.11–13; 7,1–2a.6; 11,22–28*; vgl. auch die Anmerkungen oben.

30 Dass der literarische Kern des Kapitels in Dtn 12,13–18 zu suchen ist, wurde in der ä lteren literarkritisch ausgerichteten Deuteronomiumforschung in der Regel angenommen und ist auch in der neueren Forschung weitgehend anerkannt; vgl. Thomas C. Römer, The So-Called Deuteronomistic History. A Sociological, Historical and Literary Introduction, London – New York 2005, 56–65; E. Otto, Deuteronomium III, 1147–1150.

31 Sie ist nicht Teil der mosaischen Parä nese, sondern eine allgemeine strikte Anweisung, vgl. a. Gen 24,6; 31,24; Ex 10,28; 19,12. Sie bestimmt allerdings die weitere dtr und nach-dtr Parä nese (vgl. Dtn 4,9.(23); 6,12; 8,11; (11,16); 12,19.30; 15,9; 24,8; vgl. Ex 34,12; Jer 17,21.

32 Ex 20,24b bildet eine Fortschreibung in Gestalt einer Gottesrede. Sie ergibt sich erst aus dem Kontext, in welchem das Bundesbuch redaktionell eingebunden ist in eine nach-dtr Erzä hlung von seiner ursprünglichen Offenbarung am Gottesberg. Sie interpretiert die Orte, an denen nach der Erzä hlung von Ex – Josua der Darbringung von Opfern die Rede ist, als Orte der JHWH-Verehrung auf dem Weg zur Erfüllung der Verheißung an dem endgültig erwä hlten Ort. Sie gelten als heilige Orte, an welchen Jhwh seines Namens gedenken lä sst und für die er seine Kondeszendenz verheißt.

33 Vgl. A. Schenker, Le Seigneur choisira-t-il le lieu de son nom ou l'a-t-il choisi? L'apport de la Bible grècque ancienne à l'histoire du texte samaritain et masorétique, in: A. Voitila/ J. Jokiranta (Hg.) Scripture in Transition. Essays on Septuagint, Hebrew Bible, and Dead Sea Scrolls, FS R. Sollamo, Leiden/Bosoton 2008, 339–351; G. N. Knoppers, Parallel Torahs and Inner-Scriptural Interpretation: The Jewish and Samaritan Pentateuchs in Historical Perspective, in: T. B. Dozeman u.a. (Hg.), The Pentateuch. International Perspectives on Current Researc h, FAT 78, Tübingen 2011, 507–531; E. Otto, Deuteronomium 12–34. Erster Teilband: 12,1–23,15, HThK, Freiburg u.a. 2016 (= Otto, Deuteronomium III), 1132–1135. Der Bezug der Formel auf Jerusalem wird in 4QMMT betont (vgl. R. G. Kratz, “The Place which He Has Chosen.” The Identification of the Cult Place of Deut. 12 and Lev. 17 in 4QMMT, in: M. Bar-Asher/E. Tov (Hg.), Meghillot. FS D. Dimant, Studies in thge Dead Sea Scrolls V–VI, Haifa 2007, 57–80). Adrian Schenker, Textgeschichtliches zum Samaritanischen Pentateuch und Samaraitikon, in: M. Mor / F.V. Reiterer (Hg.), Samaritans. Past and Present Studies, StudSam 5, Berlin – New York 2010, 105–121; ders., Le Seigneur choisira-t-ile le lieu de son nom ou l'a-t-il choisi? L'apport de la bible grècque ancienne à l'histoire du texte samaritain et masorétique, in: A. Voitila / J. Jokiranta (Hg,) Scripture in Transition. Essays lon Septuagint, Hebrew Bible, and Dead Sea Scrolls. FS R. Sollamo, Leiden – Boston 2008, 339–351; dagegen Raik Heckl, Überlegungen zu Form und Funktion der Zentralisationsformel im Konzept des samaritanischen Pentateuchs, zugleich ein Plä doyer für die Ursprünglichkeit der masoretischen Lesart, ZAR 23, 2017, 191–208.

34 Wie gerade dieses Ausgießen des Blutes das sakrale Empfinden getroffen haben mag, kann man ermessen, wenn man die gegenteilige Regelung in Lev 17,4 in den Blick nimmt: hier wird die Profanschlachtung im Nahbereich des Heiligtums verboten, das Blutvergießen des Tierblutes wird in einem radikalen Sinne auch im Blick auf Gen 9,6 dem Vergießen von Menschenblut verglichen. Blut als Trä ger des Lebens hat für die priesterlichen Schriftgelehrten Sühnekraft (Lev 17,11–12). Dass gleichwohl etwa nach einer Jagd das Blut in die Erde zu gießen ist, wird auch in H beibehalten (Lev 17,13), es soll aber “mit Erde bedeckt”, also gleichsam bestattet werden.

35 Die Polemik gegen die Darbringung von Schlachtopfern und Zehnt an den Heiligtümern von Bet-El und Gilgal, die in Am 4,4 dem Amos zugeschrieben wird, ist hinsichtlich der Frage einer Tempelsteuer in Jerusalem nicht aussagekrä ftig, ebenso wenig die polemische Auflistung der Fronpflichten gegenüber dem König in 1 Sam 8,11 -17. Die Erhebung eines Tempelzehnt auf Erträ ge aus landwirtschaftlicher Arbeit ist in neu-babylonischer Zeit in Mesopotamien belegt, allerdings nur in Fä llen, in denen der Tempel besondere rechtliche Ansprüche auf das Land geltend machen kann (vgl. M. Jursa, Der Tempelzehnt in Babylonien vom siebenten bis zum dritten Jahrhundert v.Chr., AOAT 254, Münster 1998; E. Otto, Deuteronomium 12,1–23,15, 1313f.).

36 So E. Otto, Deuteronomium 12,1–23,15, 1312–1314.

37 Vgl. zum Bedeutungsspektrum Ges. (18. Aufl.) 1457–1458 (Ex 25,2.3; 29,27; 30,13.15; 35,5; Ez 44,20; 45,1.6.7 etc.; im Dtn nur Dtn 12,6.11.17). Die traditionelle Übersetzung “Hebe” leitet den Begriff vom hebr. rwm ab (= anheben, -> “was abgehoben wird”), wä hrend das akkadische Äquivalent riāmu vom akk. vb. râmu herzuleiten ist.

38 Ges. (18. Aufl.), 601–602, hä lt eine Ableitung von lwh 1 aber auch von lwh 2 = entleihen, für möglich (vgl. ebd. 599–600).

39 Vgl. hierzu Georg Braulik, Die Freude des Festes. Das Kultverstä ndnis des Deuteronomiums – die ä lteste biblische Festtheorie, in: W. Ernst u.a. (Hg.), Theologisches Jahrbuch, Leipzig 1983, 13–54 (= ders., Studien zur Theologie des Deuteronomiums, SBAB 2, Stuttgart 1988, 161–218).

40 Vgl. R. Achenbach, Levitische Priester und Leviten im Deuteronomium. Überlegungen zur sog. “Levitisierung” des Priestertums, ZAR 5, 1999, 285–309.

41 S. u. zu Dtn 12,8–12.

42 Zu v. 23b.24a s.u.

43 E. Otto, Deuteronomium III, 1162–1167 interpretiert den Passus als Teil einer nachexilischen Fortschreibung des Zentralisationsgesetzes in Auseinandersetzung mit Lev 17,1–14, Dtn 12,1–7.29–31 als dtr Fortschreibung. Danach ist der gesamte Abschnitt Dtn 12,20–28 sekundä r. Otto, ebd., 1192–1193 erklä rt den Text von v. 20–21 her als Erlä uterung zum Heiligkeitsgesetz, Lev 17,3–9. Dort wird die profane Schlachtung (hebr. Šḫt) im Lager oder außerhalb des Lagers, d.h. im Nahbereich des Heiligtums, untersagt (v.3). Die Opferschlachtungen für Dankopfer (hebr. zibḫēj Šelāmîm) sind am Heiligtum selbst zu vollziehen unter priesterlicher Aufsicht und unter Darbringung des Blutes am Altar.

44 Das Heiligkeitsgesetz führt in Lev 17,11.14 die priesterschriftlichen Überlegungen weiter und radikalisiert sie.

45 E. Otto, Deuteronomium III, 1192–1196.1196. Bei R.G. Kratz, Die Komposition der erzä hlenden Bücher des Alten Testaments, UTB 2157, Göttingen 2000, sieht in “12,13–28 das Hauptgesetz: die Kultuzentralisation” (S. 122), wobei er allerdings in 12,19–28 “durchweg” nur “Zusä tze zum ursprünglichen Text” sehen kann (S. 125).

46 Der Name wurde in der Tradition des MT zu dem mit dem Fluch assoziierten Berg Ebal vertauscht; vgl. Dtn 11,29; 27,4 vs. SamPent!; Jos 8,30.

47 Das Kapitel ist stark durch nach-dtr Bearbeitung geprä gt und in sich mehrschichtig, vgl. F.B. Wißmann, “Er tat das Rechte …” Beurteilungskriterien und Deuteronomismus in 1 Kön 12 – 2 Kön 25, AThANT 93, Zürich 2008, 155–161; E. Aurelius, Zukkunft jenseits des Gerichts. Eine redaktionsgeschichtliche Studie zum Enneateuch, BZAW 319, Berlin – New York 2003, 71–95.

48 Vgl. R.Achenbach, Bündnisverbot und Mischehenverbot. Zum Banngebot in Deuteronomium 7,1–2 und seiner Wirkungsgeschichte, in: C. Berner / H. Samuel, The Reception of Biblical War Legislation in Narrative Contexts, BZAW 460, Berlin - New York 2015, 87–108.

49 Zur Theologie der Zentralisationsformel und zur Frage des keilschriftlichen Hintergrunds der Namenstheologie in der Zentralisationsformel vgl. S.L. Richter, The Deuteronomistic History and the Name Theology. LeŠakkēn Šemô Šām in the Bible and the Ancient Near East, BZAW 318, Berlin - New York 2002; E. Otto, Deuteronomium III, 1173–1176.

50 Demgegenüber klä rt die Hexateuch-Redaktion in Ex 20,24b, habe Gott im Bundesbuch schon die Regelung getroffen, dass die Alten nur an den Orten einen Altar hä tten errichten dürfen, wo Jhwh “seines Namens gedenken lasse”. Im Blick sind beispielhaft die Altarbauten der Vä ter, etwa Gen 12,7, oder der Altarbau Josuas, Jos 8,30–35. Ri 17,6; 21,25 nehmen dieses Motiv vermutlich mit Blick auf die Erzä hlung einer Einrichtung des Kultus durch David und Salomo auf, sind also vor-chronistisch.

51 E. Otto, Deuteronomium III, 1179–1181, interpretiert den Text wiederum im Horizont der nachexilischen Fortschreibungen des Deuteronomiums vor dem Hintergrund seiner synchronen Lesung mit jüngeren Texten.

52 R. Achenbach, “The Unwritten Text of the Covenant”: Torah in the Mouth of the Prophets, in: G.N. Knoppers/J. Nogalski/R. Bautch, Covenant in the Persian Period, Winona Lake 2015, 75–89; ders., Das sogenannte Königsgesetz in Deuteronomium 17,14–20, ZAR 15, 2009, 216–233.

53 Hier wird man unwillkürlich an den Konflikt zwischen den Verehrern des Chnum und des JHW in Elephantine erinnert.

54 E. Otto, Deuteronomium III, 1226.

55 E. Otto, Deuteronomium III, 1147, unterscheidet Dtn 12,13–18 als lex generalis von den folgenden Bestimmungen (lex specialis).

56 Das vor-exilische deuteronomische Apostasiegesetz umfasste vermutlich Dtn 13,2a.3bαγ.4a.6aαβ.b. 7abα.9–11.12b. Es ist durch DtrHG und Zusä tze bearbeitet worden und durch DtrHG um v.13–17 erweitert worden. Dtn 14,1–2.3–21 gehört spä teren priesterlichen Bearbeitungsschichten an.

57 Zur Systematik vgl. E. Otto, Deuteronomium III, 1317f.

58 M.A. Dandamajew, Der Tempelzehnte in Babylonien wä hrend des 6.–4.Jh.v.u.Z., in: Ruth Stiehl / Hans Erich Stier (Hg.), Beiträ ge zur Alten Geschichte und der Nachleben. FS Franz Altheim, Berlin 1969, 82–90; Michael Jursa, Der Tempelzehnt in Babylonien vom siebten bis zum dritten Jahrhundert v. Chr., AOAT 254, Münster 1998.

59 Reinhard Müller, Königtum und Gottesherrschaft. Untersuchungen zur alttestamentlichen Monarchiekritik, FAT II/3, Tübingen 2004, 137–147, ordnet den diesbezüglichen Beleg im sog. Königsrecht 1 Sam 8,11–17 v. 17ff. frühestens als dtr ein.

60 In Am 4,4 wird vermutlich eine außerordentliche Zehntabgabe für Heiligtümer des Nordreichs erwä hnt (N. Airoldi, La cosiddetta “decima” israelitica antica, Bib 55, 1974, 179–210), anders J. Jeremias, Der Prophet Amos, ATD 24/2, Göttingen 1995, 48, der hier einen Beleg für eine regulä re Abgabe an die sieht.

61 Lev 27,30–32 (im Anhang zum Heiligkeitsgesetz) führt die deuteronomische Zehntregel weiter, indem hier der Zehnt vom Ertrag des Landes zum Eigentum Jhwhs erklä rt wird, Num 18,21–28 führt die Levitenzehntregelung weiter. Die Annahme eines höheren Alters von Lev 27 und Num 18 gegenüber Dtn 14 und damit einer “Entsakralisierung” des Zehnten (so Moshe Weinfeld, Ha-ma'aser ba-Mikra. Rek' ha-Mamlakhti ve-ha Pul”hani, Beer-Sheva 1, 1973, 122–131) ergibt sich aus der synchronen Lesung des Pentateuch; die literarhistorische Annahme eines höheren Alters der Priesterschrift gegenüber dem Deuteronomium ist nicht haltbar.

62 Von einer expliziten Verpflichtung zur Einhaltung des Zehntgebotes wird erst im Zusammenhang mit der 'Amanah Neh 10,38–39, erzä hlt (vgl. a. Neh 12,44;13,5.12); vgl. hierzu R. Achenbach, The 'amānāh of Nehemiah 10 between Deuteronomy and the Holiness Code, in: Richard J. Bautch / Mark Lackowski (eds.), On Dating Biblical texts to the Persian Period”, FAT, Tübingen 2018, 79–90 (im Druck); selbst wenn es sich insgesamt bei den Büchern Esra und Nehemia um Schrifttum aus frühhellenistischer Zeit handelt, so erscheint doch Neh 10 Elemente einer ä lteren Überlieferung zu erinnern. Raik Heckl, Neuanfang und Kontinuitä t in Jerusalem. Studien zu den hermeneutischen Strategien im Esra-Nehemia-Buch, FAT 104, Tübingen 2016, 315–350, rechnet die Erzä hlung von Bußgebet und Bundesschluss zum ursprünglichen Zentrum der Nehemiaerzä hlung.

63 Vgl. Dtn 7,13; 11,14; 28,51; 2 Kön 18,32; Jer 31,12; Hos 2,10; 7,14; Joel 2,19; Hag 1,11; Neh 10,40; 13,12; 2 Chr 32,28.

64 Dessen Genuss war auch im Kontext des Kultus durchaus üblich, vgl. 1 Sam 1,15, zuweilen mit verheerenden Folgen für die Priesterschaft (Jes 28,7–10), weswegen Lev 10,9 denselben mit Verweis auf die Unreinheit des Vergorenen für amtierende Priester verbietet.

65 Hans Neumann, Sumerische und akkadische Texte des 3. Jt. v.Chr., in: B. Janowski / G. Wilhelm (Hg.), Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Neue Folge Band 1: Texte zum Rechts- und Wirtschaftsleben (= TUAT.NF 1), Güterslohn 2004, 1–24.1.

66 Eine Auflistung der (persisch-ä gyptischen) Verwaltung über Abgaben im Umfang von 2 Schekeln von 118 Personen, darunter 40 Frauen, aus der “jüdischen Garnison … für den Gott Jahu” ist aus Elephantine erhalten (TADAE C3.15). Sie erwä hnt auch neben besonderen Abgaben für Jahu, solche für Ishum-Betel und 'Anat-Betel (col VII 120–125); vgl. I. Kottsieper, Hebrä ische, aramä ische und phönizische Texte, TUAT.NF 1, 249–294.268f.

67 M. Broshi / I. Finkelstein, The Population of Palestine in Iron Age II, BASOR 287, 1992, 47–60; sowie I. Finkelstein, The Archaeology oft he Days of Namasseh, in: M.D. Coogan / J.C. Exum / L.E. Stager (eds), Scripture and Other Artefacts, FS Ph. J. King, Louisville 1994, 169–187.176.

68 R. Albertz, Die Exilszeit. 6. Jahrhundert v. Chr., BE 7, Stuttgart 2001,79–80.

69 E. Otto, Deuteronomium III, 1316. Zu dem Abgabensystem der Assyrer vgl. Karen Radner, Abgaben an den König von Assyrien aus dem In- und Ausland, in: H. Klinkott u.a. (Hg.), Geschenke und Steuern, Zölle und Tribute, Culture and History of the Ancient Near East 29, Leiden – Boston 2007, 213–229.

70 Zur strukturellen Verankerung im Zentralisationsgesetz vgl. E. Otto, Deuteronomium III, 1331–1373. Auf eine eingehendere Analyse muss hier aus Raumgründen verzichtet werden.

71 Die nachexilische Polemik gegen das Königtum in dem spä t in 1 Sam 8,10–17 eingefügten sogenannten “Königsrecht” empfindet jedenfalls das königliche Zugriffsrecht auf Frondienste, Lä ndereien, Mensch und Tier und auf den Zehnten selbst des Kleinviehs (v.17) als übergriffig. Vgl. zur Spä tansetzung des Textes Reinhard Müller, Königtum und Gottesherrschaft. Untersuchungen zur alttestamentlichen Monarchiekritik. FAT 2. Reihe 3, Tübingen 2004, 137–146.

72 Für die Wirtschaftsethik hat das Schemittah-Gesetz erhebliche Folgen, für die Wirtschaftspraxis erhebliche Bemühungen um Umgehungstatbestä nde erzeugt. Zu der Diskussion vgl. die Literatur bei E. Otto, Deuteronomium III, 1320–1327; ders., Gottes Recht als Menschenrecht. Rechts- und literaturhistorische Studien zum Deuteronomium, BZAR 2, Wiesbaden 2002.

73 Vgl. Sebastian Grä tz / Doris Prechel, Der besondere Nachkomme: Akkadisch bukru(m) – hebrä isch bekôr, ZAR 23, 2017, 1–15.9ff.

74 Der abschließende Tag der Festversammlung wird durch die spä te priesterliche Sakralgesetzgebung eingeführt, vgl. Lev 23,36 am achten Tag nach Laubhütten; Num 29,35 generell am 8. Tag nach einer siebentä gigen Begehung. Neh 8,18: Verlesung der Tora 7 Tage an Laubhütten, danach am 8. Tag Azaeraet. 2 Chr 7,9: Einweihung des Heiligtums im 7. Monat, 7 Tage lang Einweihung des Altars, am 8. Tag Festversammlung. Sie stößt auf polemische Gegenkritik in den schriftgelehrten Bearbeitungen der Prophetenbücher, 1 Kön 10,20 für Baal; Jes 1,13 Ablehnung der Azarah durch Jhwh! Jer 9,1: eine Azarah von Betrügern!; Joel 2,15 eine Azarah nach dem Fasten; Am 5,21 Jhwh lehnt die Azarot ab.

75 Hierzu Meik Gerhards, Die Aussetzungsgeschichte des Mose. Literatur- und traditionsgeschichtliche Untersuchungen zu einem Schlüsseltext des nichtpriesterlichen Tetrateuch, WMANT 109, Neukirchen-Vluyn 2006.

76 Ges. 18. Aufl. 327.

77 Vgl. zur mehrschichtigen priesterlichen Bearbeitung in Ex 12 vgl. Christoph Berner, Die Exoduserzä hlung. Das literarische Werden einer Ursprungslegende Israels, FAT 73, Tübingen 2010, 276–342; weniger komplex, aber doch mit der Annahme von Einflüssen nach-priesterschriftlicher Bearbeitung, analysiert den Text Rainer Albertz, Exodus, Band I: Ex 1–18, ZBK.AT 2,1, Zürich, 2012, 206–209.

78 Vgl. Gustav Dalman, Arbeit und Sitte in Palä stina Band I. Jahreslauf und Tageslauf. 2. Hä lfte: Frühling und Sommer, Gütersloh 1928 (ND Hildesheim 1987), 415.

79 Jeder soll Gaben darbringen entsprechend dem Vermögen, das er Dank dem Segen Gottes erwirtschaftet hat.

80 Zur Rekonstruktion der Geschichte der sog. Festkalender und ihrer Transformation im deuteronomischen Zentralisationsgesetz und den nach-dtr Fortschreibungen vgl. E. Otto, Deuteronomium III, 1374–1416; im Gefolge der Einbindung des Deuteronomiums in die weiteren Zusammenhä nge des Pentateuch ergeben sich zahlreiche Folgerungen für schriftinterne und eine buchübergreifende eine synchrone Lesung.

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