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Tontafeln aus drei Jahrtausenden – die Leipziger Sammlung von Keilschrifttexten


Seiten 341 - 353

DOI https://doi.org/10.13173/zeitaltobiblrech.18.2012.0341




Leipzig

1 Rezensionsartikel zu Michael P. Streck (Hg.), Die Keilschrifttexte des Altorientalischen Instituts der Universität Leipzig. Leipziger Altorientalistische Studien, hrsg. von Michael P. Streck, Bd. 1, Wiesbaden: Harrassowitz 2011, VII, 117 S., XLV Taf.) ISBN 978–3-447-06578-8 (Sigel: LAOS 1). — Im Folgenden beziehen sich „S.‟, „Anm.‟, „Taf.‟ bzw. „Nr.‟ ohne weitere Angaben darauf.

2 Vgl. S. 1 das Zitat aus einem Brief von H.-S. Schuster an M. Müller. Wenn die ersten Tafeln wirklich 1901 in Baghdad erworben wurden, dann wäre es vorstellbar, dass F.H. Weißbach als Vermittler fungierte, da er sich von 1901–1903 als Mitglied der deutschen Babylon-Expedition im Irak aufhielt. Der im Brief von Schuster genannte „Püttmann, Baghdad‟ ist dem Rez. sonst nicht bekannt geworden.

3 Erhalten geblieben ist ferner eine Anzahl von Gipsabgüssen (Gudea-Statue B, Gesetzesstele Ḫammurāpis, assyrische Reliefs, Rollsiegelabrollungen von Stücken aus anderen Sammlungen), außerdem eine im neuassyrischen Duktus beschriebene Gipstafel, deren Text mit den Worten a-mat Ipa-ú-li DUMU ISAG „Wort des Paul Haupt‟ beginnt (erwähnt S. 3 Anm. 10). Den Krieg überdauert hatte ferner ein palmyrenisches Altärchen, das allerdings bei einem der Umzüge des Instituts zwischen 1966 und 1973 (dazu s. J. Oelsner, in: C. Wilcke [Hg.]: Das geistige Erfassen der Welt im Alten Orient, Wiesbaden 2007, 320) verschwunden ist. Das etwa 45x20x20 cm große Stück, das noch einige Farbreste aufwies, wurde veröffentlicht von M. Lidzbarski, Ephemeris für Semitische Epigraphik, Bd. 3, Giessen 1909–1915, 32 f.

4 Vgl. E.F. Weidner, AfO 15 (1945–1951) 197.

5 Anders als V. Walter S. 88 Anm. 2 sagt, stammen die Notizen zu den neubabylonischen Urkunden nicht von K.F. Müller, sondern von H. Petschow, der diese in seiner Leipziger Assistentenzeit zwischen 1954 und 1956 angefertigt hat. Von letzterem stammt auch der S. 93 Anm. 48 erwähnte Eintrag im Leipziger Institutsexemplar von Tallqvist, Neubabylonisches Namenbuch (1905).

6 Wenn H.-S. Schuster im o. Anm. 2 erwähnten Brief von „etwa 200 Tontafeln‟ spricht (s. Zitat S. 2 mit Anm. 6), dann könnte dies darauf hinweisen, dass die Rollsiegel in die SIL-Zählung einbezogen waren und es sich um rund 100 Stücke gehandelt haben kann. Schusters Anfrage im Brief, ob die Rollsiegel schon eine SIL-Nummer erhalten haben, ist unverständlich. Schuster, der das Institut nach 1945 wieder aufgebaut hat, wusste doch, dass keine Rollsiegel erhalten geblieben sind. Oder hatte er die Abrollungen (vgl. o. Anm. 3) im Sinn?

7 Vgl. dazu S. 2 f. Anm. 9, wo auf Unklarheiten durch abweichende Nummerierungen hingewiesen wird. Wie die Differenzen entstanden sind, lässt sich nach mehr als 50 Jahren nicht mehr rekonstruieren Die Zahl „78‟ beruht vermutlich auf einer Fehllesung: in einem 1958 vom Rez. nach der Restaurierung (s.u.) angefertigten Verzeichnis (in den Unterlagen des Instituts) wurde diese in „18‟ geändert und auch Petschow bezeichnet in den o. Anm. 5 erwähnten Notizen die Tafel als „SIL 18‟. S. auch die folgende Anm.

8 Rez. hat in seinen Notizen gefunden: 1= SIL 18, 4 = 19, 5 = 34, 7 = 12, 8 = 21, 12 = 16, 305 = 315 (z.T. mit Bleistift auf die Tafeln geschrieben). Das mag ein Hinweis darauf sein, dass irgendwann einmal eine Neuinventarisierung vorgenommen worden ist. In manchen Fällen könnte es sich auch um die Zählung eines Vorbesitzers handeln.

9 C. Frank, Strassburger Keilschrifttexte in sumerischer und babylonischer Sprache, Berlin — Leipzig 1928, 5; D. Charpin / J.-M. Durand, Documents Cuneiformes de Strasbourg (Recherche sur les grandes civilisations, 4), Paris 1981, 7.

10 Vgl. Ch.-J. Janneau, Une Dynastie Chaldéenne. Les Rois d'Ur, Paris 1911, 32 Anm. 1. Die Kopien von Janneau und H. Neumann differieren nur beim ersten Zeichen, das ersterer unbeschädigt als 3 bán kopiert, während nach Neumann das Zeichenende abgeschabt und noch der Rest eines Winkelhakens zu erkennen ist, von ihm ergänzt zu 5 bán, s. S. 26 f. und Taf. XV.

11 Zuerst mitgeteilt von S. Langdon, AJSL 30 (1913) 77–79; veröffentlicht von H. Zimmern, ZA 30 (1915/16) 288–295, s. S. 6 zu Nr. 58 und Photo auf Taf. XLIV.

12 Vgl. A. Fischer / H. Zimmern, Das Semitistische Institut, in: Festschrift zum 500jährigen Jubiläum der Universität Leipzig, Leipzig 1909, S. 6 des Sonderdrucks.

13 AfK 2 (1924/25) 50.

14 F.M. Th. Böhl, MLVS 1, Amsterdam 1933, 2 f.

15 E.F. Weidner, OLZ 17 (1914) 305, 307; Kriegsverlust, aber in Rohkopie von K.F. Müller vorliegend, s. S. 2 bei Anm. 8 und S. 7.

16 MLVS 3, Amsterdam 1933, 53 f. Weiteres u. bei und mit Anm. 20.

17 S.N. Kramer, JAOS 103 (1983) 344 f.; ders. In the World of Sumer. An Autobiography, Detroit 1986, 32 f. Die Aussage, dass das Leipziger Institut damals keine Keilschrifttafeln besaß, beruht auf einem Irrtum. Nach Kramer bestand die Gabe aus den meisten der 50 Tafeln, die er in Baghdad geschenkt bekommen hat, Schuster kann sich nur an 6–7 Ur III-Texte sowie ein Tonnagelfragment erinnern, s. S. 1 mit Anm. 3.

18 Erwähnt S. 71 (W. Sallaberger).

19 Man kann im Nachhinein die Frage aufwerfen, ob es nicht besser gewesen wäre, mit der Zählung nach der höchsten erhaltenen Nummer fortzufahren. Die Nummern-Vergabe wurde von H.-S. Schuster als dem Verantwortlichen festgelegt und vom Rez. ausgeführt. Auf die Tafeln geschrieben ist nur die Inventarnummer ohne SIL. — Vgl. auch S. 2 f. bei und mit Anm. 9 sowie oben Anm. 8.

20 Neubabylonisches Pfandrecht, Berlin 1956, 111 f. Anm. 347 (der Titel fehlt in der Bibliographie S. 7); heute SIL 6 (s.o. bei und mit Anm. 16; Petschow, RlA 6, 557, irrtümlich SIL 106). Eine Kopie wird jetzt auf Taf. XXXV nachgetragen; warum im Unterschied zu anderen Texten auf Fotos verzichtet wurde, ist nicht ersichtlich. S. auch o. bei und mit Anm. 16.

21 In: B. Hruška / G. Komoróczy, Festschrift Lubor Matouš II, Budapest 1958, 151–165; auch hier werden in LAOS 1 keine Fotos beigefügt.

22 Ein Prozeß um einen Kreditkauf in Nuzi, SCCNH 1, FS E.R. Lacheman, Winona Lake, IN, 1981, 443— 454. Fotos der Tafel jetzt auf Taf. XXXIV.

23 In: Festschrift L. Matouš II (s. o. Anm. 21), 151 und Anm. 2 (auf S. 163); vgl. auch ders., Wiss. Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig, Ges.- und Sprachwiss. Reihe 28/1 (1979), 72 bei Anm. 20.

24 Vgl. H. Neumann, Zur geplanten Publikation von Keilschrifttexten aus kleineren Sammlungen, In: H. Klengel / W. Sundermann, Ägypten — Vorderasien — Turfan. Probleme der Edition und Bearbeitung altorientalischer Handschriften. Tagung in Berlin, Mai 1987 (SGKAO 23), Berlin 1991, 66–72(zu Leipzig S. 69 f.).

25 S. o. Anm. 15.

26 Zu den früher publizierten Texten werden Photos bzw. Kopien nachgetragen, s. o. bei und mit Anm. 11, 20–22.

27 S. o. Anm. 24.

28 Hingewiesen wird außerdem das auf o. bei Anm. 18 erwähnte zerfallene Exemplar.

29 S. o. Anm. 20. Vgl. auch o. Anm. 5 zu Petschows Notizen zu Nr. 54 ff.

30 Dazu M. Jursa, Neo-Babylonian Legal and Administrative Documents. Typology, Contents and Archives, GMTR 1, Münster 2005, 64 f. sub 7.1.2.3; s. auch ders., Aspects of the Economic History of Babylonia in the First Millennium B.C., AOAT 377, Münster 2010, 245 nach Anm. 1434, 393 mit Anm. 2251 f.

31 S. o. bei und mit Anm. 9. Veröffentlichung: Kopien: D. Charpin / J.-M. Durand (s. o. Anm. 9; = DCS) Nr. 130–141; Bearbeitung: F. Joannès, Textes Néo-Babyloniens de Strasbourg, RA 74 (1980) 145–169 Nr. 1–8, 10–13. Im Folgenden werden die Texte mit „Joannès‟ und Nr. angeführt.

32 AO 20336 = J.-M. Durand, Textes Babyloniens d`Époque Récente (= TBÉR), Paris 1981, Tf. 76 = Joannès (s. o. Anm. 31), 152 f. Nr. 9.

33 VS 3, 129 = NRV 444; VS 4, 89 und 114 = NRV 316 und 359; zur Erwerbung in Berlin s.o. nach Anm. 8.

34 S. die Überlegungen o. bei und mit Anm. 7–9.

35 Dazu G. van Driel, ZA 79 (1989) 114. Beide gehören zu den älteren Urkunden der Familie; CT 51, 62 (Datum verloren) kann daher in der Tabelle von Walter S. 107 f. nach CT 51, 57 eingeordnet werden.

36 Bei den Zeichen auf dem rechten Rand (vgl. S. 106) handelt es sich ziemlich sicher um das im Text zwischen Zeile 5 und 6 ausgefallene a-na [šáM] ⌈ḫa⌉-[ri]-⌈iṣ⌉ (vgl. S. 104), die Wiederholung des Namens des Verkäufers zu Beginn von Z. 6 ist dann vermutlich als Schreiberversehen zu bewerten. — Die Klausel zu Beginn von Z. 9 könnte vielleicht zu [re-eḫ-tu4 šá]M mdEN-it-t[i-ia] ergänzt werden, aber das ist unsicher. Die Lücke in der Zeilenmitte lässt sich mit dem Namen des Sklaven ausfüllen.

37 Der Name ist in verschiedener Schreibung überliefert. Die Reduplikation des Zeichens ṬU in Joannès [s. o. Anm. 31] Nr. 1 Z. 3 ist sicher in Schreibfehler; Walter, S. 101 Anm. 91, ist zuzustimmen, wenn er in CT 51, 57 Z. 16 das Zeichen TU zur folgenden Verbalform tušadgil nimmt; vgl. auch S. 97 bei und mit Anm. 61. Der Familienname Z. 4 ist beschädigt; Joannès las d50-DINGIR = Enlil-ilī, van Driel (s. o. Anm. 35) schlägt eine einleuchtende Emendation in d30-DINGIR = Sin-ilī vor, womit die Verbindung zu einer gut bezeugten Familie hergestellt wird. Tabluṭu ist dann wohl eine Tochter des durch sein Archiv gut bezeugten Ṭābija (Ṭāb-ṣilli-Marduk), Sohn des NabÛ-apla-iddina, aus dieser Familie, dazu Jursa (s. o. Anm. 30), 2005, 69–71sub 7.1.2.10.

38 Die Lesung des hier als uš interpretierten vorletzten Zeichens (Z. 7) ist zwar unsicher, der Name aber gut bezeugt.

39 Vgl. auch den Ausstellungsort der Urkunde Joannès [s. o. Anm. 31] Nr. 11 (garim ergänzt); in Joannès [s. o. Anm. 32] Nr. 9 Z. 9 ist eine Lieferung in uruDanītu zu erbringen. Die beiden Formen hängen vermutlich so zusammen, dass letzteres die Bezeichnung für eine Ortschaft ist, ersteres das Umland, die „Flur‟, bezeichnet; vgl. RGTC 8, 116 f.

40 Dass die Familie Beziehungen zu dieser Art Land besaß, zeigt auch die Erwähnung eines rab ḫanšě (LÚ.GAL 50-e) „Oberster der Fünziger-Felder‟ in CT 51, 62 Rs. 1, einer weiteren der älteren Tafeln des Archivs, vgl. o. Anm. 35.

41 Ṭābānu ist teils mit garim, teils mit uru determiniert (zur Differenzierung der Termini vgl. die vorige Anm.). Die Ortschaft lag in der Provinz Borsippa (zu den Belegen in RGTC 8, 316 sind inzwischen hinzuzufügen: Nr. 55, 18; 56, 13′; ferner L 1663 Z. 3 = F. Joannès, Archives de Borsippa. La famille EailÛta-bani, Genf 1989, 91, 251) und ist in drei verschiedenen Zusammenhängen bezeugt: 1. im (Ea-) Eppeš-ili B-Archiv als Lagebezeichnung eines Grundstücks; 2. in frühachämenidischen Urkunden aus Borsippa (teilweise zum Ea-ilÛta-bani-Archiv gehörig: L 1663 — s.o.: TMH 2/3, 150 und 165, s. Joannès 1989, 89, 207, 219; TMH 2/3, 164, 3 in RGTC a.a.O. ist Druckversehen für 165, 3); 3. in zwei Urkunden aus der Zeit Artaxerxes‘ I. (K 8506 = KB 4, 312; VS 6, 185 = NRV 643).

42 Damit dürften die Zweifel, dass es sich bei diesem Grundstück um ein Feld handelt (Jursa [wie Anm. 30], 2010, 393 Anm. 2252), hinfällig sein.

43 Weiterer Grundbesitz befand sich „am Ufer der Nār-Mādānu‟: Joannès [s. o. Anm. 31] Nr. 7 Z. 2; als Ausstellungsort ergänzt mit Fragezeichen von Joannés, RA 74 (1980), 160, in VS 3, 129 = NRVU 444 Z. 17; s. RGTC 8, 376 (dort weitere Belege).

44 Vgl. V. Walter S. 106; M. Jursa (s. o. Anm. 30), 2005, 64 Anm. 405.

45 Jursa (s. o. Anm. 30), 2005, 64 Anm. 405.

46 In den Leipziger Texten Nr. 55 und 56 ist Tabluṭu als „ihre Mutter‟ offenbar auf die drei Söhne Itti-NabÛ-balāṭu, NabÛ-rēmanni und Lâbâši-Marduk des NabÛ-ēṭir-napšāti zu beziehen.

47 Wenn Z. 6 nach dem Bruch am linken Rand ⌈a⌉-na zu lesen ist, können die beiden Personen nicht Subjekt des Satzes sein, so dass der Zeilenbeginn vermutlich anders zu verstehen ist.

48 Problematisch ist die Zahl, denn es scheinen in der Aufzählung mehr Personen genannt zu sein; wenn es sich um Sklaven handelt, ist auch auffällig, dass einige mit Filiation genannt werden.

49 Vgl. das o. bei und mit Anm. 46 Gesagte.

50 Am Beginn der Tafel ist wahrscheinlich nur eine Zeile verloren.

51 Walter, S. 88 Anm. 13.

52 Jursa (s. o. Anm. 30), 2010, 393 f. sub 4.4.2.5 “Land in archives of (minor) clergy from Babylon”, spricht von „priests of a Ninurta temple‟; vgl. auch ders., (s. o. Anm. 25) 2005, 65 bei Anm. 411.

53 S. auch o. bei und mit Anm. 36.

54 Die Tafel ist stark fragmentiert; der untere Teil der Rückseite ist abgebrochen, am Beginn der Vorderseite ist wahrscheinlich nur eine Zeile zu ergänzen, das zu Recht ergänzte einleitende e-peš nikkasî ist in dieser zu erwarten.

55 S. o. nach Anm. 43.

56 Dazu o. Anm. 43.

57 Die beschädigte erste Hälfte von Z. 3 vor der Vatersangabe ist bis auf MEš unklar, s. NRV S. 408 Anm. 2 zum Text.

58 Am Beginn von Z. 2 ist wahrscheinlich ZAG.LU = imittu „Pachtauflage‟ zu ergänzen.

59 So die Interpretation der Stelle durch M. Stol, RlA 6 (1980–1983) 528b oben.

60 Der Name ist beschädigt. Nur das erste Zeichen TU ist vollständig erhalten. Vor dem Bruch folgt noch Zeichenrest, den Joannès (RA 74, 155) als r[a?] interpretiert, während Jursa (s. o. Anm. 30) 2005, 63 bei Anm. 403, fTum[…] liest.

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