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Das Joch Assurs und jhwhs Joch. Ein Realienbegriff und seine Metaphorisierung in neuassyrischen und alttestamentlichen Texten


Seiten 274 - 307

DOI https://doi.org/10.13173/zeitaltobiblrech.8.2002.0274




1 C. Hardmeier, Zur Quellenevidenz biblischer Texte und archäologischer Befunde, in: C. Hardmeier (Hg.), Steine – Bilder – Texte. Historische Evidenz außerbiblischer und biblischer Quellen, ABG 5, Leipzig 2001, 12.

2 Vgl. z.B. die Lexikonartikel in HALAT, 526 u. 783; ThWAT VI, 79–83; RLA IX, 575; AHw I, 7; AHw II, 793f.; CAD, 260–264. 408–411.

3 Vgl. dazu – im Anschluß an die theoretischen Grundlegungen von F. Braudel – C. Uehlinger, Bildquellen und “Geschichte Israels”. Grundsätzliche Überlegungen und Fallbeispiele, in: C. Hardmeier (Hg.), Steine – Bilder – Texte. Historische Evidenz außerbiblischer und biblischer Quellen, ABG 5, Leipzig 2001, 44f., und ders., Gab es eine joschijanische Kultreform? Plädoyer für ein begründetes Minimum, in: W. Groß (Hg.), Jeremia und die deuteronomistische Bewegung, BBB 98, Weinheim 1995, 61–63.

4 Dazu G. Schumacher, Der arabische Pflug, ZDPV 12, (1889), 159f.; G. Dalman, AuS II, 93–105; BHH II, 869; W. Zwickel, Art.: Joch, in: NBL II, 347; H. Weippert, Art.: Pferd und Streitwagen, BRL2, 253–256 (Lit!); M. A. Littauer und J. H. Crouwel, Wheeled Vehicles and Ridden Animals in the Ancient Near East, HO VII, Leiden/Köln 1979, 99–101; W. Zwickel, motah = “Jochhaken” BN 57 (1991), 37–40. Bei einer weiteren Präzisierung der landwirtschaftlichen Nutzung des Joches ist aufgrund der begrenzten Datenbasis Vorsicht geboten. Ikonographische Belege lassen kaum weitere Differenzierungen der technischen Details erkennen. Hingegen beschreiben die immer wieder zitierten Arbeiten von G. Schumacher und G. Dalman strenggenommen das Joch als Teil eines Pfluges in moderner Zeit (mit Photographien!), wiewohl dabei unausgesprochen die Annahme unterlegt wird, daß sich Pflug und Joch über mehr als 2500 Jahre nicht verändert hätten. Unter methodischen Gesichtspunkten wird damit ein Element der Histoire conjoncturelle unterschwellig zu einem der Histoire de la longue durée. Realien aber gewinnen ihre Aussagekraft gerade in ihrer Begrenztheit auf eine oder an den Grenzen verschiedener historischer Perioden und ihrer Vergleichbarkeit. Vgl. dazu weiter unter V und grundlegend nochmals C. Uehlinger (Anm. 3), 44–46.

5 Vgl. Littauer u. Crouwel (Anm. 4), 133. Als Reliefabbildungen sei hier auf eine assyrische Darstellung aus der Zeit Assurnasirpal II (883–859 v. Chr.) und auf ein syrisches Relief (um 750 v. Chr.) aus dem Vorderasiatischen Museum in Berlin verwiesen (VA 959 u. 971, in: Das Vorderasiatisches Museum Berlin, hrsg. v. Staatliche Museen zu Berlin, Mainz 32001, 173 und 229). Vgl. auch die Löwenjagdszenen aus dem Nordpalast Assurbanipals in Ninive um 645 v. Chr. im Britischen Museum (WA 91593, dazu: D. Collon, Ancient Near Eastern Art, London 1995, 152–156, bes. Abb. 121). Assurbanipals Vorliebe für die Löwenjagd wird auch in verschiedenen Inschriften ausgeführt. Vgl. dazu M. Streck, Assurbanipal und die letzten assyrischen Könige bis zum Untergang Niniveh's, VAB 7/ II, Leipzig 1916, 305–311. In einer Bildunterschrift wird die Dramatik einer solchen Jagd mit Streitwagen besonders eindrücklich festgehalten. Zudem wird in dieser Inschrift auch das Joch erwähnt, nur ist der genaue Sachzusammenhang schwer zu (re-)konstruieren. Ebd. 308–311. Die Darstellung königlicher Jagdszenen gehört zur variantenreichen assyrischen Herrschaftstypologie, wie U. Magen, Assyrische Königsdarstellungen – Aspekte der Herrschaft, BagF 9, Mainz 1986, 29–36 u. Tafeln 1–4, materialreich nachgewiesen hat.

6 Vgl. D. Ussishkin, The Conquest of Lachisch by Sennacherib, Tel Aviv 1982, 108ff.

7 Siehe auch R. D. Barnett und M. Falkner, The Sculptures of Assur-Nasir-Apli II (883–859 B.C.) Tiglath-Pileser III (745–727 B.C.) Esarhaddon (681–669 B.C.) from the Central and South-West Palaces at Nimrud, London 1962, 50–53. Vgl. auch die Abbildung der elamitischen und babylonischen Deportationszüge aus der Zeit Assurbanipals im Pariser Louvre (AO 19907 und 19904, in: P. Matthiae, Ninive. Glanzvolle Hauptstadt Assyriens, München 1999, 17 und 89) und dem Britischen Museum in London (WAa Or.Dr. I, 69, in; a.a.O., 95). Siehe auch E. F. Weidner, Die Reliefs der assyrischen Könige, Erster Teil, Die Reliefs in England, in der Vatikan-Stadt und in Italien, AfO 4, Osnabrück 1967, 74–78.

8 Vgl. hierzu R. D. Barnett u. M. Falkner (Anm. 7), 39 u. 118f., sowie H. Tadmor, The Inscriptions of Tiglath-Pileser III. King of Assyria. Critical Edition, with Introductions, Translations and Commentary, Jerusalem 1994, 243.

9 Siehe Ussishkin (Anm. 6), Segment VI u. 116.

10 Vgl. a.a.O., Segment VIII u. 118, zudem Littauer u. Crouwel (Anm. 4), 133. Letztere heben in diesem Zusammenhang auch die spezifische Nutzung als Standartenwagen hervor. Vgl. a.a.O., 133 (Anm. 120).

11 Dazu ausführlich R. Lamprichs, Die Westexpansion des neuassyrischen Reiches. Eine Strukturanalyse, AOAT 239, Neukirchen 1995, 112–129 u. 253ff. Vgl. auch in Bezug auf die inschriftlichen Hinterlassenschaften Tiglat-Pilesers III. W. Schramm, Einleitung in die assyrischen Königsinschriften. Zweiter Teil (943–722 v. Chr.), HO II, Leiden/ Köln 1973, 125–139. Die Westexpansion Tiglat-Pilesers III. brachte neben den militärischen Auseinandersetzungen, die vor allem ereignishaft gewesen sein dürften, die langzeitige wirtschaftspolitische Einflußnahme Assurs auf die Levante. Vgl. dazu mit vielen ausgewerteten assyrischen Quellen die Arbeit von G. Begrich, Der wirtschaftliche Einfluß Assyriens auf Südsyrien und Palästina, masch. Diss., Berlin-Ost 1975, 104–145.

12 Auf dem “Weißen Obelisk” des Assurnasirpals I. sind zahlreiche dieser Wagen in den verschiedensten Nutzungskontexten abgebildet. Vgl. die Abbildung bei U. Magen (Anm. 5), Tafel 26, oder J. Bär, Der assyrische Tribut und seine Darstellung. Eine Untersuchung zur imperialen Ideologie im neuassyrischen Reich, AOAT 243, Neukirchen 1996, 57–67 u. Abb. 7–10; vgl. weiter M. Wolff, Ein historischer Wagentyp im Feldheer Sanheribs, AfO 2 (1936), 231–234; und B. Hrouda, Der assyrische Streitwagen, Iraq 25 (1963), 155–159.

13 Vgl. dazu die detaillierte Beschreibung bei Littauer u. Crouwel (Anm. 4), 113–118 u. 124, wo es im einzelnen heißt: “As evidence of yoke-saddle finials is lacking on these chariots, and terret rings appear as attached to a clumsily rendered yoke, instead of on the shoulder as before, these are probably already fitted yokes, with individual bays for the horses' necks and terret set in the depressions between them…” Ebd.

14 Vgl. a.a.O. 132f.

15 Siehe die Abbildungen bei Ussishkin (Anm. 6), 75 u. 116.

16 Vgl. dazu die Textwiedergabe und die Übersetzungen bei P. Rost, Die Keilschrifttexte Tiglat-Pilesers III., Bd.1, Leipzig 1893, 72f.; H. Tadmor (Anm.8), 170f. und die Übersetzung von R. Borger in TUAT I/4, 375. R. Borger übersetzt ni-[i-ri…] mit “Gespanne” wogegen die ältere Übersetzung von P. Rost mit “Jochgespanne” den akkadischen Wortbestand deutlicher wiedergibt. H. Tadmor überträgt “…horses (and) mules broken to the yo[ke…” was den Eindruck erweckt, als seien die Pferde und Esel nur mit Joch abzuliefern. In der Iran-Stele des Tiglat-Pileser III. findest sich eine vergleichbare Formulierung (simdat ni-ri), die H. Tadmor ebenso überträgt. Vgl. H. Tadmor (Anm. 8), 98f.

17 Die Bildunterschrift ist dokumentiert bei M. Streck (Anm. 5), 318f. Die entsprechenden Beutegüter, die Assurbanipal aus dem Umfeld Samassumukins empfing, sind der “Streitwagen, den Galawagen, sein herrschaftliches Gefährt, die Pferde, das Gespann seines Joches, alles Begehrens(werte) seines Palastes, soviel es war;…” vgl. ebd.

18 R. Borger, Die Inschriften Asarhaddons. Königs von Assyrien, AfO 9, Osnabrück 1967, 43 (60–62).

19 A.a.O., 44.

20 Vgl. M. Streck (Anm. 5), 82–85; zudem E. F. Weidner (Anm. 7), 53 und 161. Den Ablauf dieser Zeremonie läßt Assurbanipal noch in zwei weiteren Weihinschriften in Nabu und Ninlil festhalten. In beiden bleibt der vierte Mann der Quadriga, Uaite' von Aribi, und das Joch selbst unerwähnt. Vgl. a.a.O., 272–277. Zum spezifisch kultischen Zusammenhang des Festes vgl. U. Magen (Anm. 5), 104–108.

21 Ausgenommen davon sind die weiter oben (vgl. Anm. 16) aufgeführten beiden Belege, die konkrete Tributleistungen – also Jochgespanne – meinen.

22 Siehe den Text mit Übersetzung und Anmerkungen bei H. Tadmor (Anm. 8), 44f. und bei P. Rost (Anm. 16), 4f. Zum Hintergrund dieser Deportation und ihrer Einordnung in die Regierungszeit Tiglat-Pilesers III. vgl. R. Lamprichs (Anm. 11), 113f.

23 Vgl. H. Tadmor (Anm. 8), 142f., und R. Borger, in: TUAT I/4, 373f.

24 Vgl. dazu R. Lamprichs (Anm. 11), 119ff.

25 So H. Tadmor (Anm. 8), 137.

26 Zur Textrekonstruktion vgl. a.a.O., 142f.

27 Vgl. a.a.O., 111–116. Zu einer weiteren Bezugnahme auf diese Kampagnen vgl. a.a.O., 63.

28 H. Tadmor übersetzt die entsprechende Passage folgendermaßen: (17) “Those (people) who to the kings, my predecessors … […did not pull] (18) the rope (of the yoke), had not done obeisance (regularly) …” a.a.O., 113. Der akkadische Terminus für Joch ist hier nicht, wie sonst überwiegend üblich, mit niru, sondern mit absanu wiedergegeben. Zu dem möglichen Deutungen derartiger Huldigungen oder Loyalitätserweise, die noch nicht ein Stadium vasallitätsbedingter Abhängigkeit insinuieren vgl. O. Keel/C. Uehlinger, Der Assyrerkönig Salmanassar III. und Jehu von Israel auf den Schwarzen Obelisken, ZKTh 116 (1994), 391–420, bes. 406–414.

29 Vgl. R. Borgers Übersetzung in TUAT I/4, 378–381.

30 Vgl. dazu R. Lamprichs (Anm. 11), 137f.

31 So TUAT I/4, 380 (76).

32 Siehe H. Tadmor (Anm. 8), 44f.

33 Vgl. R. Borgers Übersetzung in TUAT I/4, 380f. (249–262). Ein im Detail variierender Bericht zu diesen Vorgängen findet sich auch in der “Großen Prunkinschrift” Sargons II., die ebenfalls in Khorsabad gefunden wurde (vgl. a.a.O., 383–385 [90–109]). Eines dieser Details gibt präzisierend zu erkennen, daß die neu angesiedelte Bevölkerung ursprünglich “aus dem [Bereich] des Sonnenaufgangs” (vgl. a.a.O., 384 [109]), d.h. aus assyrischer Perspektive aus den östlichen Gefilden des assyrischen Einflußbereiches stammt. Seit Tiglat-Pileser III. gehören systematische Deportationen und Bevölkerungsaustausch zwischen eroberten Gebieten zu den elementaren Machtstabilisatoren assyrischer Herrschaftsausübung. Dazu R. Lamprichs (Anm. 11), 126f., wo es u.a. heißt: “Neben der ‚Kolonisation’ bestimmter Gebiete durch Assyrer aus dem Kerngebiet findet nun auch ein interner Austausch von Deportierten zwischen den eroberten Gebieten statt.” A.a.O., 127. Ein weiteres Beispiel in der “Großen Prunkinschrift” Sargons II. für derartig angelegte Deportationen betrifft Assur-li'u von Karalla und Itti von Allabra. Sargon II. läßt aber ausdrücklich festhalten, daß sie zuvor “das Joch Assurs” abgeworfen hatten. Sie haben versucht, sich der assyrischen Einflußnahme zu entziehen. Vgl. D. D. Luckenbill, Ancient Records of Assyria and Babylonia, Vol. II: Historical Records of Assyria from Sargon to the End, New York 1968, 29 (56).

34 TUAT I/4, 381(262).

35 Dazu die Übersetzung in D. D. Luckenbill (Anm. 33), 27 (56) und 30 (58). Der Formel voran steht der Name des Betreffenden in Verbindung mit einem Ethno- oder Toponym.

36 Zur Gesamtkonstellation dieses Feldzuges vgl. R. Lamprichs (Anm. 11), 147–152.

37 Vgl. R. Borgers Übersetzung in TUAT I/4, 388–390. Zur Deutung des Niederfallen zu den Füßen assyrischer Könige vgl. O. Keel/ C. Uehlinger (Anm. 28), 414; wo es zusammenfassend dazu heißt: “…das “Ergreifen-der-Füße” […] und die Einsetzung bzw. Bestätigung eines Lokalfürsten durch den Großkönig (gehören) eng zusammen…” Ebd. Daraus ist im Umkehrschluß für die literalen Zeugnisse zu folgern: Wenn vermerkt ist, daß verschiedene Städte oder Personen “sich nicht meinen Füßen schleunig unterworfen haben” wurde darin eine Form des Widerstandes oder der Unbotmäßigkeit in den Augen assyrischer Herrscher gesehen. Zu einem derartigen Beispiel vgl. weiter unten.

38 TUAT I/4, 388f. (II 58–68, Hervorhebungen von den Verf.); 50 bis 57 bietet eine Liste mit acht assurtreuen Vasallen, die ihre Treue in gleicher Weise zeigten wie “die Könige des Landes Amurra”.

39 A.a.O., 389f. (III 18–49).

40 A.a.O., 389 (III 18f.)

41 Vgl. etwa die sog. “Tontafelinschrift” Tiglat-Pilesers III. in TUAT I/4, 374f.

42 Diese Inschrift befindet sich auf einem Stierkoloß. Vgl. R. Borgers Übersetzung in TUAT I/4, 390 (Hervorhebungen von den Verf.). Siehe auch die Nebi-Yunus-Inschrift, die die gleiche Einschätzung nur etwas kürzer gibt: “Ich zerstörte den ausgedehnten Distrikt Juda, seinem König Hiskia legte ich mein Joch auf.” A.a.O., 391. Im Gegensatz zu obiger Beschreibung ist deutlich festgehalten, daß Sanherib hier gewissermaßen selbständig Hiskija das Joch auflegt.

43 Vgl. zur strukturalen Analyse dieser Differenz R. Lamprichs (Anm. 11), 151 (Anm. 8).

44 Zu diesen zählen möglicherweise zwei Städtenamen, die in Verbindung mit “dem Joch Assurs” gebildet sind (As-sur-ni-ir-su-u-rap-pis und As-sur-ni-ir-ka-rap-p[is]); siehe R. Borger (Anm. 18), 107 (34). Diese Namen gehören zu einer ganzen Reihe von neuen Namen, die Asarhaddon entweder neu erbauten oder umbenannten Städten gab. Denn in seinem “Gottesbrief” heißt es: “Diese Städte [baute ich auf und vollendete ich] von ihren Fundamenten bis zu ihren Zinnenkränzen. Von Kullimeru, Markuha, Kalzu … schaffte ich ihren früheren Namen ab und benannte sie neu.” Ebd. (5–10). Ein weiterer unsicherer Beleg findet sich im Fragment A, Rs 2–4; vgl. a.a.O., 110.

45 A.a.O., 87 (15: as-kun-ma ni-ri [Assur] beli-ia).

46 Ebd. (17: i-su-tu ab-sa-a-ni).

47 A.a.O., 52.

48 A.a.O., 51 (55: kab-tu ni-ir be-lu-ti-ia e-mid-su-nu-[u-]ti).

49 Ebd. (51: ul-tu u-me pa-ni la kit-nu-su a-na ni-i-ri). Vergleichbares findet sich auf dem Ninive-Prisma noch an einer anderen Stelle (A, IV 46–52): “Sidirparna und Eparna, mächtige Bürgermeister, die sich keinem Joch (ni-i-ri) gebeugt hatten, schleppte ich samt ihren Leuten, ihren Reitpferden, Rindern, Kleinvieh und Kamelen, einer schweren Beute, nach Assyrien.” A.a.O., 55 (49–52). Im sog. “Gottesbrief” wird Asarhaddon u.a. verheißen und angeraten: “Subria, das Land, das sich gegen dich versündigte, soll ganz dein Eigentum werden; stelle einen Eunuchen über sie, und sie sollen dein Joch (ab-sa-an-ka) ziehen; lege ihnen Jahr für Jahr, nie endend, Tribut und Abgaben auf.” A.a.O., 103 (12–14). Zu anderen Tributbelegen bei Asarhaddon vgl. die Zusammenstellung bei J. Bär (Anm. 12), 53f.

50 R. Borger (Anm. 18), 48 (67); vgl. ebd., insgesamt A, II 65-III 19. Zum Hintergrund dieser anti-assyrischen Bewegung siehe R. Lamprichs (Anm. 11), 158–160.

51 R. Borger (Anm. 18), 112 (13).

52 Zu den unsicheren und schwer verständlichen Belegen siehe M. Streck (Anm. 5), 47, 209, 293 und 311. In dieses Umfeld gehört auch eine Belegstelle bei der das Tragen des Joches im Zusammenhang mit Frondiensten bei Bauarbeiten steht: “Die Könige von Aribi (…) ließ ich (…), Joch und Frohnkappe (sic!) tragen und ließ (sie) Frohndienste (sic!) verrichten.” A.a.O., 89. Ob bei derartigen Arbeiten wirklich die Realie “Joch” getragen wurde, oder ob es sich um eine weitere Form der Metaphorisierung der Frondienste handelt, ist mit letzter Sicherheit nicht zu entscheiden. An ikonographischen Zeugnissen, die Fronarbeit illustrieren, zeigt sich aber das Phänomen, daß Lasten mit Seilen bzw. Tauen gezogen wurden; vgl. dazu E. F. Weidner (Anm. 7), 21ff. (Abb. 21).

53 Dazu insgesamt R. Lamprichs (Anm. 11), 166–181.

54 M. Streck (Anm. 5), 16f. Neben dieser Schilderung auf dem Rassam-Zylinder (Col II, 49ff.) ist die Auseinandersetzung von Assurbanipal mit Abweichungen in sachlichen Details wie im Sprachlichen mehrfach überliefert worden; vgl. a.a.O., 96f., ebenso R. Borgers Übersetzung in TUAT I/4, 399f. Zur Verschärfung der Abhängigkeitsstruktur in diesem konkreten Fall siehe R. Lamprichs (Anm. 11), 173f.

55 Vgl. M. Streck (Anm. 5), 18f., 96f., 166f. Vgl. w.o., wo eine verwandte Wendung aus einer Inschrift Tiglat-Pileser III. aufgeführt ist (bezogen auf die Ullubäer). Siehe dazu H. Tadmor (Anm. 8), 113.

56 M. Streck (Anm. 5), 18f. (ik-nu-su a-na niri-ia). Sandasarme demonstriert seine Unterwerfung, indem er seine Tochter samt reichlicher Mitgift nach Ninive zu Assurbanipal bringt, “damit sie mir als Kebsweib diene…” Ebd.

57 A.a.O., 96f. Zu den konkreten Möglichkeiten der assyrischen Einflußnahme in diesen Fällen vgl. R. Lamprichs (Anm. 11), 174f. Über Jakinlu von Aruadda läßt Assurbanipal an anderer Stelle ohne ausdrücklichen Bezug auf seine väterlichen Vorgänger auf dem assyrischen Thron festhalten: er hatte “…sich nicht meinem Joch gebeugt (…), [fle]hte (?) meine Herrschaft an und, um mir zu huldigen, beugte er sich und zog mein Joch (i-su-ta ap-sa-a-ni).” M. Streck (Anm. 5), 168f. Die Divergenz in der Darstellung ein und desselben Unterwerfungsvorganges läßt sich feststellen, aber aus dem Kontext nur schwer begründen.

58 Zu diesen Königen und Statthaltern gehören Tusamilki von Musur, vgl. M. Streck (Anm. 5), 22f.; Uaite von Aribi, vgl. a.a.O., 64f. und 376f.; Jauta von Kidri, vgl. a.a.O., 130ff.; Belikisa, vgl. a.a.O., 106ff.; Nabu-bel-sumate, vgl. a.a.O., 60f.; sowie Sarati und Parihia, die Statthalter von Sahi, vgl. a.a.O., 102ff. Eine zugespitzte Einschätzung dieser Entwicklung insgesamt bietet H. Donner, Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen 2, ATD-Erg. Bd. 4/2, Göttingen 21995, wenn er festhält: “Assyrien hatte nun die äußersten Grenzen seiner Möglichkeiten erreicht, und zwar nicht in der Zeit der ersten stürmischen Expansion, sondern nach Jahrhunderten kräftezehrender Arbeit für die Erhaltung, Sicherung und Mehrung des inneren und äußeren Bestandes des Reiches.” A.a.O., 331; vgl. dazu insgesamt a.a.O., 331–333.

59 Dazu die strukturalistisch angelegte Zusammenfassung bezüglich Assurbanipals Herrschaftszeit bei R. Lamprichs (Anm. 11), 179–181.

60 Vgl. M. Streck (Anm. 5), 41.

61 Ebd. Dies ist das einzige Mal, daß in den Inschriften Assurbanipals ausdrücklich von einen “Joch Assurs” (nir assur) die Rede ist. Sonst spezifiziert Assurbanipal das Joch nicht genauer, allenfalls als “mein Joch” (niri-ia). Allerdings heißt es in einer Weihinschrift an Assur und Marduk: “Die Bewohner der vier Weltgegenden mögen sich ihm unterwerfen und (sein) Joch ziehen.” A.a.O., 295. Die vorhergehende Textpassage ist unsicher; dennoch könnte auch hier “das Joch Assurs” gemeint sein.

62 A.a.O., 41.

63 Zur Wechselhaftigkeit der Beziehungen zwischen Assur und Lydien z.Z. Assurbanipals vgl. R. Lamprichs (Anm. 11), 175.

64 M. Streck (Anm. 5), 22f. (Hervorhebung von den Verf.).

65 Es darf als durchaus bemerkenswert gelten, daß das Joch als assyrische Herrschaftsmetapher etwa zu dem Zeitpunkt verstärkt in Gebrauch genommen wurde, als sich im militärischen Nutzungskontext, und zwar besonders im Rahmen der neuassyrischen Westexpansion seit Tiglat-Pileser III., an der entsprechende Realie grundlegende Veränderungen vollzogen (Einführung der festen Jochklammer für vierspännige Streitwagen).

66 Gen 27,40; Lev 26,13; Dtn 28,48; I Reg 12,4[2x].9.10.11[2x].14[2x]; Jes 9,3; 10,27[2x]; 14,25; 47,6; Jer 2,20; 5,5; 27,8.11.12; 28,2.4.11.14; 30,8; Ez 34,27; Hos 11,4; Thr 1,14; 3,27; II Chr 10,4[2x].9.10.11[2x].14.

67 Für einen frühen ikonographischen Beleg des Streitwagens in Syrien-Palästina vgl. die berühmte Elfenbeindarstellung aus Megiddo (zur Deutung vgl. O. Keel/C. Uehlinger, Göttinnen, Götter und Gottessymbole, QD 134; Freiburg u.a. 1992, 70f.).

68 Zu den Belegen vgl. HALAT, 967.

69 O. Borowski, Agriculture in Iron Age Israel, Winona Lake, 1987, 51f., bietet, abgesehen von einer altägyptischen Darstellung aus der Zeit der 18. Dynastie, nur textliche Belege. U. Zwingenberger, Dorfkultur der frühen Eisenzeit in Mittelpalästina (OBO 180), Freiburg (Schweiz) und Göttingen, 2001, 325–329, stellt fest, daß das archäologische Material nur wenig Aufschluß über die einzelnen ackerbaulichen Arbeitsvorgänge bietet (328). Gewisse Eindrücke gewinnt man von antiken Darstellungen oder Modellen. Vgl. ANEP, 122; A. Negev (Hg.), Archäologisches Lexikon zur Bibel, deutsche Bearbeitung von J. Rehork, München u.a. 1972, 17. Ein bei den Ausgrabungen in Kâmid-el-Lôz gefundenes Streitwagenmodell ist leider im Bereich des Joches nicht erhalten, es läßt aber einige Rückschlüsse auf seine Gestalt zu, s. dazu R. Hachmann (Hg.), Frühe Phöniker im Libanon. 20 Jahre deutsche Ausgrabungen in Kâmidel-Lôz, Mainz 1983, 60.145f. Einige technische Details zeigt ein Relief mit einer Streitwagendarstellung aus Karkemis (vgl. H. Frankfort, The Art and Architecture of the Ancient Orient, Harmondsworth u. a., 1979 = 41970, 298). Ein sehr fein gearbeitetes Modell einer Quadriga findet sich im sog. Oxus-Schatz, vgl. die Abbildung bei B. Hrouda (Hg.), Der Alte Orient. Geschichte und Kultur des alten Vorderasien, Gütersloh 1991, 167.

70 Das vermuten auch D. Irvin/K. Galling, Art.: Pflug, in: BRL2, 255; O. Borowski, a.a.O., 51 und V. Fritz, Die Stadt im alten Israel, Beck's Archäologische Bibliothek, München 1990, 145.

71 Vgl. die in Anm. 69 erwähnten altägyptischen Bilder von landwirtschaftlichen Szenen.

72 Vgl. dazu Jes 10,27; 14,25.

73 H. Weippert (Anm. 4), 253.

74 Vgl. dazu W. Zwickel (Anm. 4), 37–40. Zwickel will zeigen, daß das Lexemמוטה durchweg derartige “Jochhaken” bezeichnet. Der Vorschlag ist ansprechend, allerdings nicht frei von Problemen: (1) In I Chr 15,15 und Ez 30,18 kommt die von Zwickel vorgeschlagene Bedeutung sicher nicht in Betracht. (2) Zwickel geht im Blick auf Jer 27f. davon aus, daß Jeremia kein Joch getragen habe, sondern “nur die Jochhaken und die zugehörigen Schnüre um seinen Hals” (a.a.O., 39). Es sei kaum vorstellbar, “daß Jeremia sich selbst in ein Joch eingespannt hat, da dann das freie Ende der Jochstange kaum zu tragen gewesen wäre” (ebd.). Zwickel setzt mit diesen Bedenken die anhand von neuzeitlichen Parallelen rekonstruierte Form des zweispännigen Jochs, das mit vertikalen Stäben am Hals der Tiere fixiert wird, als die in Jer 27f. gemeinte einfach voraus. Könnte aber nicht auch eine ganz andere Form des Jochs im Hintergrund von Jer 27f. stehen? Die Vorstellung einer symbolischen Handlung nur mit “Jochhaken” im Sinne Zwickels und Seilen um den Hals ist überdies unwahrscheinlich, da die res significata – derעל מלך בבל (Jer 27,8.11.12; 28,2.4) – in diesem Fall ohne eigentliches Gegenstück bei der res significans bliebe.

75 Gegen W. Zwickel (Anm. 4), 347 und H. Schmoldt, Art.על, ThWAT VI, 80, die sich u.E. zu einseitig an von G. Dalman (Anm. 4), 93–105 und G. Schumacher (Anm. 4), 159f. erwähnten neuzeitlichen Parallelen orientieren.

76 Möglicherweise istואט auch als Imperfektform des Verbs נטה aufzufassen.

77 Mit der Mehrheit der Kommentare ist die Negationלא als Verschreibung der suffigierten Präpositionל zu werten, die ursprünglich noch zu V.4 gehörte. Anders H. Ewald, Die Propheten des Alten Bundes, Bd.1, Göttingen 21867, 229.

78 M. Nissinen, Prophetie, Redaktion und Fortschreibung im Hoseabuch, AOAT 231, Kevelaer und Neukirchen-Vluyn 1991, 229–335; G. A. Yee, Composition and Tradition in the Book of Hosea, SBL.DS 102 (1987), 224–226.

79 Vgl. dazu H. W. Wolff, Dodekaphropheton 1. Hosea, BKAT XIV/1, Neukirchen-Vluyn 1965, 254; J. Jeremias, Der Prophet Hosea, ATD 24/1, Göttingen 1983, 138–147; ders., Die Reue Gottes. Aspekte alttestamentlicher Gottesvorstellung, BThS 31, Neukirchen-Vluyn 21997, 52–59.137–140; Th. Naumann, Hoseas Erben. Strukturen der Nachinterpretation im Buch Hosea, BWANT 131, Stuttgart 1991, 91–99; M.-Th. Wacker, Figurationen des Weiblichen im Hoseabuch. Literarische, entstehungsgeschichtliche und religionsgeschichtliche Studien, unter besonderer Berücksichtigung von Hos 13, HBS 8, Freiburg u.a. 1996, 290–296; A. Schoors, Die Königreiche Israel und Juda im 8. und 7. Jahrhundert, BibEnz 5, Stuttgart u.a. 1998, 48.104.

80 Vgl. II Reg 17,3ff. Insbesondere die auf Assur und Ägypten bezogene Rückkehrverheißung in Hos 11,11 zeigt, daß Ägypten in Hos 11 keine reine Unterdrückungschiffre im Sinne des Exodusmotivs ist. Realpolitischer und theo-geschichtlicher Aspekt sind in Hos 11 kopräsent. In Verbindung mit der Argumentationspassage in Hos 11,6f., die auf eine in den Städten “Ephraims” platzgreifende Vernichtungsmaschinerie in Form von Kriegshandlungen blickt, setzt die göttliche Erklärung in Hos 11,9a, Ephraim nicht “wiederholt vernichten” (שוב לשחת) zu können, eine vergangene, als Vernichtung durch jhwh deutbare Zerstörungserfahrung Ephraims voraus. Die Vermutung liegt nahe, daß dabei an Ereignisse im Zusammenhang von assyrischen Strafaktionen gegen Israel in der Folge des sog. syrisch-ephraemitischen Krieges gedacht ist. Die Deutung von J. Jeremias, in V.9a sei keine zweite Vernichtung gemeint, sondern es gehe um ein Rückgängig-Machen der in V.1 geschilderten Anfänge Israels (J. Jeremias, Prophet [Anm. 79], 145; ders., Reue [Anm. 79], 53) ist auch erwägenswert, sie hat aber den politischen Situationsbezug gegen sich, der Hos 11,1–11 im ganzen durchzieht.

81 Hos 11,10 ist wohl aus verschiedenen Gründen als Niederschlag einer späteren Rezeption anzusprechen. Vgl. dazu J. Jeremias, Hosea (Anm. 79), 147. Die Gliederung von J. Jeremias, Hosea (Anm. 79), 139 und ders., Reue (Anm. 79), 139, derzufolge der zweite Teil bereits mit Hos 11,7 beginnt, basiert auf der verkomplizierenden Annahme, daß Hos 11,1–6 ein überlieferungsgeschichtlich älteres, geschlossene Gerichtswort darstellt, das später durch Hos 11,7–11 überformt wurde (vgl. auch ders., Zur Eschatologie des Hoseabuches, in: J.Jeremias/L. Perlitt, Die Botschaft und die Boten. Festschrift für Hans Walter Wolff zum 70. Geburtstag, Neukirchen-Vluyn 1981, 226–229). Zutreffend dagegen ist die Gliederung von E. Zenger, “Durch Menschen zog ich sie …” (Hos 11,4). Beobachtungen zum Verständnis des prophetischen Amtes im Hoseabuch, in: L. Ruppert/P. Weimar/E. Zenger (Hg.), Künder des Wortes. Beiträge zur Theologie der Propheten, Würzburg 1982, 189.194. Maßgeblich für die hier vorgeschlagene Gliederung sind die den Text prägenden Pronominalisierungen Israels/Ephraims. In V.1–7 wird Israel/Ephraim in der 3.P.Sg. thematisiert (V.1.3a.4b.5a.6a.7b), aspektiv alternierend tritt die 3.P.P1. hinzu (V.2.3b.4a.5b.6b.7a). In V.8–11 hingegen wird Israel/Ephraim direkt angesprochen (2.P.Sg., V.8a.9b). Die 3.P.Pl.-Morpheme werden beibehalten (V.11), 3.P.Sg.-Morpheme fehlen jedoch. Diese Verteilung deckt sich mit dem Hauptabschnitten der Argumentation: Die beiden parallelen rhetorischen Fragen in V.8a stellen einen argumentativen Neueinsatz in Hos 11,1–11 dar, indem sie die V.8–11 dominierende Heilsperspektive eröffnen. Der Text wechselt so am argumentativen Höhepunkt in die Anrede an Israel/Ephraim (V.8f.). Die Zweiteilung von Hos 11,1–11 mit Hos 11,1–7 und Hos 11,8–11 als den beiden Hauptteilen ist somit durch mehrere Textoberflächensignale indiziert. Beide Teile von Hos 11,1–11 sind inhaltlich in der Weise aufeinander bezogen, daß in V.1–7 einerseits jhwhs Bemühen um Israel/Ephraim und andererseits Israels/Ephraims Abweichen von jhwh und seine Ignoranz ihm gegenüber als das grundlegende Interaktionsmuster zwischen Gott und Israel herausgestellt wird, während V.8–11 verheißend darlegt, daß eine Vernichtung Israels durch die in V.1–7 legitimierte göttliche Zornesglut (חרון אפי) wegen der göttlichen Herzenswendung und des Brennens der “Reue” (נחומי) in jhwh letztlich nicht zum Zuge kommt, sondern verhindert wird.

82 Das Stichwortקרא in V.2 nimmt klar V.1b auf.

83 Anders J. Jeremias, Eschatologie (Anm. 81), 226–229, der – nach dem Vorgang von A. Weiser, Das Buch der zwölf Kleinen Propheten. I: Die Propheten Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, ATD 24, Göttingen 41963, 85f. u.a. – detailliert den Nachweis zu führen sucht, daß V.5f. eine Strafankündigung gegenüber V.1–4 bilden.

84 Angesichts der Diversifizität der Argumentation in Hos 11,1–7 ist davon abzusehen, die verschiedenen Metaphern dieses Textes durch Konjekturen zu vereinheitlichen, etwa in der Weise, daß die V.1 und V.3 bestimmende Kind-Mutter-(bzw. Kind-Vater)-Metaphorik auch in V.4 vorzusetzen ist. Zu den verschiedenen, teilweise mit vielen Konjekturen arbeitenden Deutungen von Hos 11,4 vgl. E. Zenger (Anm. 81), 192f. Zengers eigene Deutung von Hos 11,4a, wonach unterבחבלי אדם die Propheten zu verstehen seien, allegorisiert die Metapher und geht u.E. über den Rahmen des in Hos 11,1–11 Gemeinten hinaus.

85 Zur Deutung von V.4aß.b vgl. J. Jeremias, Prophet (Anm. 79), 142, der Überlegungen von G. Dalman (Anm. 4), 99f. folgt.

86 M. Nissinen (Anm. 78), 268ff.

87 H. Barth, Die Jesaja-Worte in der Josiazeit. Israel und Assur als Thema einer produktiven Neuinterpretation der Jesajaüberlieferung, WMANT 48, Neukirchen-Vluyn 1977, 141–177. Anders – bei Anknüpfung an viele Vorgänger – z.B. U. Berges, Das Buch Jesaja. Komposition und Endgestalt, HBS 16, Freiburg u.a. 1998, 121–124, der sich für eine spätnachexilische Entstehung ausspricht.

88 So auch J. Barthel, Prophtenwort und Geschichte, FAT 19, Tübingen 1997, 65. Der Rezeption der Jesaja-Worte in der Joschija-Zeit geht Uwe Weise in einer Studie im Rahmen des von Christof Hardmeier geleiteten DFG-Forschungsprojekts “Idealisierung König Joschijas” nach.

89 Die Abgrenzung dieses Textes ist unstrittig. In der Forschung wird Jes (8,23b)9,1–6 formgeschichtlich häufig als eine prophetische Adaption des Danklied des Einzelnen verstanden (vgl. H. Barth [Anm. 87], 148–151; O. Kaiser, Der Prophet Jesaja. Kapitel 1–12 [ATD 17], Göttingen 51981, 199; U. Berges [Anm. 87], 121). Mit dieser Einordnung mag Richtiges gesehen sein. Sie kann eine Analyse des Textes unter textpragmatischen Gesichtspunkten, wie sie hier skizziert wird, aber nicht ersetzen.

90 Vgl. die wörtliche Aufnahme von Jes 9,6b in II Reg 19,31//Jes 37,32, die ebenfalls einen Affirmations- und Begründungszusammenhang abschließen. Die Vorstellung von derקנאת יהוה findet sich auch schon in Zef 1,18 und 3,8; die Annahme einer nachexilischer Ergänzung dieser Formulierung in Jes 9,6 ist insofern alles andere als zwingend. Zur grammatischen Analyse vgl. H. Barth (Anm. 87), 146.

91 In Jes 9,1f. wird das Volk (העם) durch 3.P.Pl.-Formen pronominalisiert. In 9,3 finden sich dagegen 3.P.Sg.-Formen. Diese Differenz ist aber nur eine aspektive Variation; die 3.P.Sg.-Formen können sich grammatisch und sachlich (vgl. V.3b!) nur aufהעם beziehen.

92 Ob in V.4 wirklich der Bannvollzug gemeint ist, wie z. B. H. Barth (Anm. 87), 176, und O. Kaiser (Anm. 89), 202 erwägen, ist fraglich. Die Aussage ist eher eine Art Gegenbild zu Jes 9,18.

93 Vgl. dazu die oben unter III. präsentierten Belege.

94 Ob auch der Joch-Beleg in Jes 47,6 in diesen Rezeptionszusammenhang gehört, muß hier offen bleiben.

95 Den drei Texten ist vor allem gemeinsam, daß die Lexeme על ‚סבל ‚שכם in sachlich vergleichbaren Aussagezusammenhängen der Befreiung Judas/Jerusalems von Assur durch jhwh vorkommen.

96 Jes 10,27 wird durch die Botenformel in V.24 als Gotteswort qualifiziert. Die Suffixe der 2.P.Sg. und 3.P.Sg. in Jes 10,27 beziehen sich auf Jes 10,24–26 zurück und binden Jes 10,27 eng an das Voranstehende. Analog dazu ist die Aussage von Jes 14,25 im Kontext von Jes 14,24–27 als Inhalt eines Schwures jhwhs gekennzeichnet.

97 Auch E. Blum, Jesajas prophetisches Testament. Beobachtungen zu Jes 1–11, ZAW 108 (1996), 547–568 rechnet Jes 10,24–27a zu “ausgesprochen späten Fortschreibungen” des Jesajabuches (a.a.O., 560). Er schließt sich dabei den Begründungen H. Barths an (vgl. H. Barth [Anm. 87], 35ff.43ff.).

98 Daß Jes 14,24ff. in irgendeiner Form Jes 10,24–27 rezipiert, zeigt sich nicht zuletzt phraseologisch daran, daß die Wendungסור על in der Hebräischen Bibel nur in Jes 10,27 und 14,25 vorkommt.

99 In Jes 14,25 liegt die Betonung darauf, daß Assur von jhwh in dessen Land vernichtet wird. Diese Vorstellung mag insbesondere auf Jes 10,28–34 zurückgehen. Vielleicht spielt dabei aber auch die schwierige Wendung in Jes 10,27b eine Rolle: Diese Aussage ist wohl am besten so zu verstehen, daß dem Fett (des Nackens?), also dem unterjochtenעמי ישב ציון, eine aktive Rolle bei der Zerstörung seines Joches zugeschrieben wird.

100 C. Hardmeier, Die Redekomposition Jer 2–6. Eine ultimative Verwarnung Jerusalems im Kontext des Zidkijaaufstandes, WuD 21 (1991), 11–42, bes. 38f.; ders., Geschichte und Erfahrung in Jer 2–6. Zur theologischen Notwendigkeit einer geschichts- und erfahrungsbezogenen Exegese und ihrer methodischen Neuorientierung, EvTh 56 (1996), 3–29, bes. 27f; ders., Wahrhaftigkeit und Fehlorientierung bei Jeremia. Jer 5,1 und die divinatorische Expertise Jer 2–6* im Kontext der zeitgenössischen Kontroversen um die politische Zukunft Jerusalems, in: C. Maier/R. Liwak/K.-P. Jörns (Hg.), Exegese vor Ort. Festschrift für Peter Welten zum 65. Geburtstag, Leipzig 2001, 121–144, bes. 128–130. C. Hardmeier macht darauf aufmerksam, daß die Wendungנתק מוסרות + שבר על/מוטה als Umschreibung göttlichen Befreiungshandelns auch noch in Jer 30,8 und Nah 1,13 begegnet. Nur in Jer 2,20; 5,5 und Jer 27f. (vgl. 28,10f. mit 27,2) werde mit diesen Wendungen aber menschliches Verhalten – konkret: das Vertragsbrüchige und illusionäre Verhalten von Exponenten der Jerusalemer Führungseliten im Vorfeld von Zidkijas Aufstand gegen Nebukadnezzar – kritisiert (vgl. dazu a.a.O, 129f.).

101 Vgl. dazu die Diskussion bei A. Lange, Vom prophetischen Wort zur prophetischen Tradition (FAT 34), Tübingen 2002, 84–90.232–244.

102 Jer 27,1ff. zeichnet das historisch wahrscheinliche Bild einer antibabylonischen Versammlung der Regionalmächte Edom, Moab, Ammon, Tyrus und Sidon in Jerusalem der Zidkija-Zeit. Zu den konkreten außenpolitischen Umständen der Anfangszeit Zidkijas vgl. besonders C. Hardmeier, Prophetie im Streit vor dem Untergang Judas. Erzählkommunikative Studien zur Entstehungssituation der Jesaja- und Jeremiaerzählungen in II Reg 18–20 und Jer 37–40, BZAW 187, Berlin/New York 1990, 253–256 und A. Lange (Anm. 101), 234 (Lit.!).

103 Zu verschiedenen Lösungsmöglichkeiten vgl. einstweilen A. Lange (Anm. 101), 224–260, dessen eigene Lösung – nur Jer 28* sei quellenhaft und “nach dem Tod Hananjas verfaßt worden” (a.a.O., 87, vgl. 256) – u.E. allerdings daran krankt, daß zu dominant nach “der Historizität” des Textes gefragt wird (87.90) und deshalb die Erschließung der Entstehungssituation der angenommenen Primärüberlieferung in Jer 28* im Grunde aus dem Blick gerät. Arnold Glitsch-Hünnefeld arbeitet an einer Dissertation, die diese Fragen eingehend behandelt. Aspekte der folgenden Ausführungen sind Gesprächen mit ihm erwachsen.

104 C. Hardmeier (Anm. 102), 434.

105 W. Rudolph, Jeremia, HAT I/12, Tübingen 31968, 181.

106 Zum ganzen Zusammenhang vgl. C. Hardmeier (Anm. 102), 409–464.

107 Die jeremianische Argumentation in Jer 28,6–9 ist sehr komplex. Für die hier vorgestellte Lösung spricht, daß sie Jeremias anfängliche Zustimmung zu Hananja (V.6) nicht als uneigentliche Äußerung verstehen muß, wofür es keine Anhaltspunkte im Text gibt. Es ist u.E. ferner kaum möglich, den in V.8 und V.9 geäußerten Gegensatz in der Weise zu verstehen, daß die Jeremia und Hananja vorangehenden Propheten zu reinen Unheilspropheten erklärt werden sollen. In der Tendenz formuliert W. Rudolph (Anm. 105), 180 u.E. zutreffend: “Er [sc. Jeremia] stellt hier lediglich die großen Unheilspropheten den Nichts-als-Heil-Propheten gegenüber.”

108 Das ist sowohl sachlich wie terminologisch naheliegend: Die Aussage, daß jhwh das Joch der Fremdherrschaft beseitigt, findet sich in Dtn 28,48; Jes 9,3; 10,27; 14,25; Jer 28,2.4b; 30,8; Ez 34,27 und Nah 1,13. Die Lexemeעל undשבר kommen nur in Lev 26,13; Jes 14,25; Jer 28,2.4.11.13 und Ez 34,27 vor. Lev 26,13 und Ez 34,27 dürften jüngere Rezptionen sein. Jes 14,25 und Jer 28,2.4.11.13 berühren sich somit auffallend.

109 Der temporale Nebensatz in V.12b und der Anfang des Unheilswortes in Jer 28,13 unterstreichen, daß das Ergehen des Unheilswortes für Hananja nicht allgemein durch dessen Verkündigung verursacht ist, sondern speziell durch sein Zerbrechen des Joches Jeremias.

110 Daß Hananja in der Traditions Jesajas steht, ist schon oft betont worden, vgl. dazu die bei A. Lange (Anm. 101), 84 genannte Literatur. Der gemeinsame Topos der Joch-Metaphorik findet dabei merkwürdigerweise nur selten Erwähnung, vgl. aber schon M. Buber, Falsche Propheten, Die Wandlung 2 (1947), 278f. (278).

111 Vgl. dazu C. Hardmeier (Anm. 102), 432–437.

112 Zu Anlage, argumentativer Funktion und historischer Einordung von Jer 2–6 vgl. C. Hardmeier, Geschichte (Anm. 100), 12–28.

113 Vgl. dazu C. Hardmeier, Geschichte (Anm. 100), 26–28; ders., Redekomposition (Anm. 100), 37–41.

114 C. Hardmeier, Wahrhaftigkeit (Anm. 100), 129.

115 C. Hardmeier, Redekomposition (Anm. 100), 38ff. weist darauf hin, daß in Jer 5 der Vorwurf des Jochzerbrechens mit dem des Falsch-Schwörens verbunden ist (Jer 5,2.7) und versteht dies als Anspielung auf den in Ez 17 erwähnten Vertrag Zidkijas und der Führungseliten Jerusalems mit Nebukadnezzar.

116 Das ist eine gewisse begriffliche Verschiebung gegenüber der Joch-Motivik von Jer 27f. Die theologische Ebene ist in Jer 27f. nur insoweit im Spiel, als Jeremia und Hananja das Tragen bzw. das Zerbrechen des “Jochs des Königs von Babel” als in jhwhs Wille bzw. Tat begründet proklamieren.

117 Vgl. dazu C. Hardmeier, Die Propheten Micha und Jesaja im Spiegel von Jer XXVI und 2 Regum XVIII-XX. Zur Prophetie-Rezeption in der nach-joschijanischen Zeit, in: J. A. Emerton (Hg.), Congress Volume Leuven 1989, VT.S 43, Leiden 1991, 172–189.

118 Zur Hosearezeption im Jeremiabuch, bes. in Jer 2–6 vgl. C. Hardmeier, Redekomposition (Anm. 100), 23.26f.30; A. Deissler, Das “Echo” der Hosea-Verkündigung im Jeremiabuch, in: L. Ruppert/P. Weimar/E. Zenger (Hg.) Künder des Wortes. Beiträge zur Theologie der Propheten, J. Schreiner zum 60. Geburtstag, Würzburg 1982, 61–75 und M. Schulz-Rauch, Hosea und Jeremia. Zur Wirkungsgeschichte des Hoseabuches, CThM 16, Stuttgart 1996.

119 Ein besonderer Aspekt ist dabei die Betonung der Dienstbarkeit gegenüber jhwh und gegenüber David (Jer 30,9b). Möglicherweise liegt darin ein Einfluß von Jes 9,1–6 vor. In der Verknüpfung von heilsprophetisch funktionalisierter Joch-Motivik, Gottesherrschaft und Davidsherrschaft steht Jer 30,8f. auch Ez 34,17–31 nahe (vgl. bes. Ez 34,23f.27).

120 Ein analoger Fall ist vermutlich Nah 1,13. Daß in Jes 30,8f. das heilsprophetische Jochwort der Jesajatradition zur Geltung kommt, betonen auch K. Schmid, Buchgestalten des Jeremiabuches. Untersuchungen zur Redaktions- und Rezeptionsgeschichte von Jer 30–33 im Kontext des Buches, WMANT 72, Neukirchen-Vluyn 1996, 161–164 (bes. 163) und O. H. Steck, Die Prophetenbücher und ihr theologischen Zeugnis. Wege der Nachfrage und Fährten zur Antwort, Tübingen 1996, 53. Die Bedeutung von Jer 2,20 für den differenzierten Rezeptionsvorgang, der hinter Jer 30,8f. steht, wird von K. Schmid allerdings nicht beachtet.

121 Vgl. etwa den altbabylonischen Atramchasis-Mythos mit Einleitung und Übersetzung von W. V. Soden in TUAT III/ 2, 612ff. bes. 623; dazu auch ders., Die erste Tafel des altbabylonischen Atramhasis-Mythos, ZA 68 (1978), 50–94; ebenso die wenigen Belege in den neubabylonischen Königsinschriften bei Nabopolassar und Nabonid, die schon quantitativ und auch von ihrem Gebrach her in keinem Verhältnis zu den neuassyrischen stehen, vgl. dazu S. Langdon, Die neubabylonischen Königsinschriften, VAB 4, Leipzig 1912, 68f. und 260f., und die weiteren biblischen Belege Gen 27,40; I Reg 12,4[2x].9.10.11[2x].14; Thr 1,14; 3,27; II Chr 10,4. 9.10.11[2x].14 bis zu Sir 6,2.24; 51,26 und Mt 11,29.

122 Im Sinne Jan Assmanns könnte sich hier ein weiteres Beispiel für einen “Umbuchungsprozeß” zeigen, indem die irdische Herrschaft der neuassyrischen Könige in jhwh begrenzt oder gar gebrochen wird. Zur Grundlegung vgl. J. Assmann, Herrschaft und Heil. Politische Theologie in Altägypten, Israel und Europa, München/Wien 2000, 49–52.

123 Dies entspricht dem “Modell der konzentrischen Kontextualisierung” das Christof Hardmeier im Anschluß an Othmar Keel für eine intersubjektiv kontrollierbare Plausibilität historischer Begründungen in die Diskussion gebracht hat. Vgl. dazu C. Hardmeier (Anm.1), 21f.

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